Kunstrasen oder echter Rasen? Nicht nur im Fußball sorgt diese Diskussion für Zündstoff.
Riesen-Zoff in der NFL
Auch in der NFL läuft aktuell eine heiße Debatte über den Untergrund für die Ligaspiele. Der Disput zwischen Spielern und der Ligaführung erreichte am Wochenende ein neues Ausmaß. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)
Dabei geht es insbesondere um sogenannte „non-contact injuries“, also Verletzungen ohne Gegnereinwirkung.
ESPN-Journalist Kevin Seifert hatte in der vergangenen Woche Daten jener Verletzungen veröffentlicht, die in den Spielzeiten 2018 bis 2021 ohne Gegnereinfluss passierten, und stellte dabei keinen nennenswerten Unterschied zwischen dem sogenannten „Turf“, dem künstlichen Rasen und echtem Rasen fest. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
Doch das Gefühl der Spieler ist ein anderes: Sie fühlen sich sicherer auf Naturrasen und äußerten auf diversen Kanälen ihren Unmut über die ausbleibenden Handlungen der NFL-Spitze.
Auf Twitter beispielsweise befürworteten zahlreiche Stars unter „#SaferFields“ den Ansatz, jedes Spielfeld mit echtem Rasen auszustatten.
Cooper Kupp, Star-Passempfänger der Los Angeles Rams forderte allen voran: „Ich glaube wir – und alle Teams – sollten auf Rasen spielen. (…) Lasst uns darüber diskutieren.“
Dabei stützt eine Untersuchung des ehemaligen Offensive Lineman, JC Tretter, diese Sicht der Spieler. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2012 und 2018 stellte dieser fest, dass auf Kunstrasen 28 Prozent mehr Verletzungen passieren als auf normalem Rasen.
Tretter, der auch als Präsident der Spielervereinigung NFLPA auftritt, erneuerte seine Forderung unterdessen: „Sowohl NFL- als auch NFLPA-Experten sind sich einig bei den Daten – und trotzdem schützt die NFL die Spieler nicht vor suboptimalem Untergrund.“ (NFL-Transfers - die größten Trades und heißesten Gerüchte im TICKER)
Doch es gibt auch Gegenstimmen aus den Reihen der NFL. Der Besitzer der Dallas Cowboys, Jerry Jones, äußerte sich in der vergangenen Woche im Radio bei 105.3 The Fan, dass die Statistiken für die Liga keine Probleme offenbaren würden.
Die überwältigende Mehrheit der Spieler aber steht hinter einem Wechsel auf Naturrasen.
NFL-Stars für Safer Fields
Der Tight End der San Francisco 49ers, George Kittle, kritisierte die NFL scharf: Er könne es nicht nachvollziehen, weshalb keine Beständigkeit bei der Auswahl der Untergründe zwischen den verschiedenen Teams bestehe und weshalb Geld über die Sicherheit des Spieler gestellt werde. (SERVICE: NFL-Wissen - die Positionen im Football)
Teamkollege und Defensive End Nick Bosa schloss sich der Debatte an und beschwerte sich darüber, dass sich die NFL nur vermeintlich um die Profis kümmere. Denn noch wechsle sie nicht auf Naturrasen.
David Bakhtiari, Offensive Lineman der Green Bay Packers, beschwerte sich zudem über die Unterschiede in der Behandlung. Wenn europäische Fußballteams in die USA reisen würden, könnte man den Untergrund auch austauschen, weshalb also nicht auch für die eigenen Spieler.
München-Spiel: Brady und Co. rutschen aus
Am vergangenen Wochenende dann blickte die breite Öffentlichkeit auf das erste NFL-Spiel in Deutschland. In der Allianz Arena mussten einige Umbaumaßnahmen vorgenommen werden, der Rasen allerdings: Natur.
Und dennoch geriet der Untergrund schnell in den Fokus. Wie auch bei Spielen des FC Bayern München rutschten zahlreiche Spieler aus. Auch Tom Brady wurde das seifige Spielfeld bei dem Versuch einen Pass zu fangen zum Verhängnis. Seahawks-Cornerback Tariq Woolen fing prompt den Ball ab. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)
Auch Seattles Coach Pete Carroll äußerte seinem Unmut nach dem Spiel: „Es war einfach nur schwer für alle, das konntet ihr alle sehen.“ Defensive End Bruce Irvin wurde sogar noch deutlicher: „Die NFL lässt uns zehn Stunden fliegen, um auf einem schlimmen Platz zu spielen - das ist doch verrückt“.
Dem Gesamtkontext ist zu entnehmen, dass der Rasen in der Allianz Arena zu weich gewesen sei.
Größere Verletzungen blieben den Profis aber erspart.