Kommt es zum großen Knall in der NFL?
Neuer Eklat um Skandal-Teambesitzer
Dan Snyder, seit 1999 Besitzer der Washington Commanders, könnte zu einem Verkauf der Franchise gezwungen werden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
Hintergrund: Am Dienstag findet in New York eines der regelmäßigen Teambesitzer-Meetings statt. Nach einer Reihe an Skandalen ist Snyder beim Rest der Liga längst in Ungnade gefallen. Schon in jüngster Vergangenheit zeichnete sich ab, dass einige andere Teambesitzer und Ligafunktionäre den Eigentümer der Commanders loswerden wollen.
So scheint es möglich, dass Snyder bald einen Verkauf der Franchise vornehmen muss. Für eine derartige Ausbootung benötigt die NFL bei einer Abstimmung die Stimmen von 24 der 32 Teams. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)
Ausgerechnet wenige Tage vor dem potenziell wegweisenden Treffen der Teambesitzer gibt es neue Enthüllungen um Snyder, die dem Ansehen des 57-Jährigen noch weiter schaden.
NFL: Snyder soll Privatdetektive auf Teambesitzer angesetzt haben
Laut einem ESPN-Bericht soll Snyder im Besitz von geheimen Informationen über andere Teambesitzer und NFL-Commissioner Roger Goodell sein. Vor allem die Art und Weise der Datenbeschaffung ist brisant: So sei der Besitzer der Commanders mithilfe von Privatdetektiven an die sensiblen Informationen gekommen.
Einem nahestehenden Mitarbeiter zufolge soll Snyder genug Geheimnisse gefunden haben, um in der Liga ein Erdbeben auszulösen. „Sie können sich nicht mit mir anlegen“, soll der Milliardär in einem privaten Gespräch gesagt haben.
Gegenüber einem anderen Vertrauten habe Snyder außerdem klargestellt, dass die NFL eine Mafia sei und erklärt: „Alle Besitzer hassen sich untereinander.“ (DATEN: Alle Tabellen der NFL)
Laut dem US-Sender ist auch der NFL bekannt, dass Snyder einige Teameigentümer und Funktionäre überwachen lässt. „Mindestens sechs“ Besitzer sollen von Privatdetektiven in den Fokus genommen worden sein.
„Er ist in die Enge getrieben“, urteilte ein langjähriger Teambesitzer gegenüber ESPN. „Er verhält sich wie ein tollwütiger Hund in der Enge.“
Brisanter Zeitpunkt der Spionage-Anschuldigungen
Andere Besitzer bewerten das Verhalten von Snyder offenbar als „verzweifelte Taktik“, um sie zu „erschrecken und von der Stimme gegen ihn“ abzuhalten. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Begriffe im Football)
Bislang äußerte sich Snyder nicht selbst zu den Anschuldigungen. Sprecher der Washington Commanders wiesen diese aber entschieden zurück: „Das ist kategorisch falsch“, sagten John Brownlee und Stuart Nash, zwei Anwälte, die die Franchise vertreten, bei ESPN. Snyder habe „keine Dossiers über irgendwelche Besitzer zusammengestellt.“
Die Enthüllungen kommen jedoch zu einer Zeit, in der der umstrittene Besitzer bereits mit Untersuchungen der Liga und eines Kongressausschusses konfrontiert ist. Es geht um eine Reihe schwerwiegender Vorwürfe.
Doch der Reihe nach: Im Sommer 2020 gerieten die Commanders nach einem Bericht von jahrelanger sexueller Belästigung in die Schlagzeilen. Damals erhoben 15 ehemalige Mitarbeiterinnen der Franchise besorgniserregende Anschuldigungen.
Sexuelle Belästigung und Finanzbetrug
In Folge der ersten Untersuchung wurden der Unternehmer und seine Franchise zu einer Geldstrafe von zehn Millionen Dollar verurteilt und seine Frau, Tanya Snyder, übernahm offiziell das Tagesgeschäft des Teams.
Zu allem Übel tauchten im Rahmen der entsprechenden Ermittlungen Anfang des Jahres neue Vorwürfe auf. Laut dem ehemaligen Mitarbeiter Jason Friedman soll die Franchise über mehrere Jahre hinweg falsche Bilanzen vorgelegt haben, um Einnahmen zu verbergen.
Demnach wurde eine Bilanz an die NFL geschickt, die andere mit den korrekten Einnahmen ging an Eigentümer Snyder. Dabei sollen über einen längeren Zeitraum absichtlich Ticket-Rückerstattungen und Kautionen nicht ausbezahlt worden sein. Es soll um einen Gesamtbetrag von fünf Millionen Dollar gehen.
Carol Maloney, die demokratische Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, erklärte seinerzeit, dass die neuen Erkenntnisse darauf hinweisen würden, „dass die Verkommenheit unter der Führung von Dan Snyder viel tiefer ist als gedacht. Sie verstärken die Besorgnis, dass diese Organisation schon viel zu lange ungestraft agieren durfte.“
Untersuchungen der Skandale dauern an
Damit nicht genug: Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlichte im Juni ein 29-seitiges Memo über seine Ermittlungen. Darin hieß es, Snyder habe versucht, diejenigen zu diskreditieren, die ihn und andere Führungskräfte der Commanders des Fehlverhaltens beschuldigten und zusätzlich versucht, die Untersuchungen zu beeinflussen.
Insgesamt trugen die Fehlentwicklungen rund um die Commanders zum wachsenden Frust bei den anderen Franchise-Besitzern bei. Bereits beim Liga-Treffen im März sollen einige der Eigentümer offen ihre Angst bezüglich der Situation geschildert haben.
Indes sind Untersuchungen des U.S. House Committee on Oversight and Reform und der ehemaligen US-Staatsanwältin Mary Jo White, die im Auftrag der NFL eine neue Untersuchung durchführt, noch nicht abgeschlossen.
Langjähriger Unterstützer rückt von Snyder ab
Ob Snyders jüngst aufgedeckte angebliche Einschüchterungsstrategie am Ende Wirkung zeigt, bleibt fraglich. Laut ESPN hat auch NFL-Commissioner Goodell mittlerweile die Nase voll von den Mätzchen des Teambesitzers. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)
Obendrein soll zuletzt Jerry Jones, mächtiger Eigentümer der Dallas Cowboys und langjähriger Freund von Synder, Abstand davon genommen haben, den Commanders-Besitzer zu verteidigen.
Es könnte infolgedessen am Dienstag oder bei einem zukünftigen NFL-Meeting wirklich eng werden für Snyder. Möglicherweise hat die Franchise aus Washington schon bald einen neuen Eigentümer.