Patrick Mahomes ist gerade einmal 24 Jahre alt.
NFL-Phänomen sprengt Dimensionen
Der Quarterback der Kansas City Chiefs hat eine Saison mit 5.000 Passyards und 50 Touchdowns (das gelang zuvor nur Peyton Manning), ist der jüngste MVP aller Zeiten und nun auch der jüngste Quarterback-MVP des Super Bowl aller Zeiten. In nur zwei Jahren als Starter hat er bereits alles erreicht - das ist eigentlich nicht fair.
"Es ist surreal. Es ist ein Segen, in so einem Team zu spielen, das macht meinen Job sehr viel leichter. Es ist historisch, hier zu sein und dieses Spiel gewonnen zu haben", sagte Mahomes nach seinem großen Triumph.
Mahomes schreibt Rekordbücher neu
Statistisch war seine Saison 2019 nicht so außerirdisch wie sein MVP-Jahr 2018, aber Mahomes behielt seine aufregenden und unvorhersehbaren Wow-Pässe bei, wurde aber mit fünf Interceptions noch einmal deutlich effizienter. Auch wenn es mal nicht läuft, wie über weite Strecken gegen die 49ers, bleibt er cool.
Es ist beängstigend, wie dieser Junge aus Texas die schwierigste Position im Football so spielend leicht meistert und immer noch besser wird.
Kein Quarterback schaffte jemals schneller 70 Touchdown-Pässe, er hat als Starter genauso viele 300-Yard-Spiele wie Interceptions (17) und er hat das beste Quarterback-Rating eines Profis in seinen ersten drei Jahren überhaupt (108,9).
Er macht die Chiefs zu den Comeback-Kings
Vor den Augen sämtlicher Spielmacher-Legenden von Joe Montana über Dan Marino bis hin zu Tom Brady zeigte Mahomes eindrucksvoll, wie phänomenal und einzigartig er ist.
Wie einst Montana ist er schon jetzt der neue Comeback-König. In allen drei Playoff-Spielen holte er einen zweistelligen Rückstand auf (0:24, 7:17 und 10:20) - NFL-Rekord.
Gegen die 49ers spielte er im Super Bowl lange sehr nervös, machte ungewöhnliche Fehler, warf zwei Interceptions - bis knapp neun Minuten vor Schluss.
"Wir haben nie den Glauben verloren. Niemand hat bei uns den Kopf hängen lassen. Der Coach hat gesagt, ich soll nach den Interceptions einfach weitermachen", sagte Mahomes.
Kelce schwärmt von Quarterback
Plötzlich war der "Magische Mahomes", wie er von vielen internationalen Medien gefeiert wird, wieder da. Ein langer Pass auf Tyreek Hill, improvisierte Läufe und zwei nervenstarke Touchdown-Pässe auf Travis Kelce und Damien Williams.
Knapp drei Minuten vor Schluss übernahmen die Chiefs die Führung und feierten 50 Jahre nach ihrem letzten Super Bowl die ersehnte Meisterschaft - das hatte selbst Montana dort im Spätherbst seiner Karriere nicht geschafft.
"Pat ist so ein unglaublicher Anführer. Er hat sich keine Sekunde beirren lassen und uns im richtigen Zeitpunkt gepusht. Er ist ein unglaublicher Quarterback", lobte Kelce im Anschluss.
Irrsinniges Talent und fotografisches Gedächtnis
Mahomes ist einfach die perfekte Kombination aus schierem Armtalent - sein Vater war Baseball-Pitcher in der MLB - einem fotografischen Gedächtnis, das einem Quarterback besonders hilft, alle Formationen, Spielzüge und Feinheiten aufzunehmen und zu verarbeiten sowie einer fast schon besessenen Arbeitseinstellung.
Unvergessen ist sein 83-Yard-Wurf beim NFL-Probetraining an seinem College Texas Tech, später stellte der ebenfalls sehr talentierte Baseball-Spieler noch einen Rekord für den schnellsten Wurf eines NFL-Anwärters auf - aber Mahomes kann nicht darauf reduziert werden.
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Reids Risiko wird mit Super Bowl belohnt
Coach Andy Reid sah, wie speziell dieser Junge sein würde. Er ging das Risiko ein, tradete Draftpicks, um ihn 2017 an Nummer zehn auszuwählen, und ersetzte ein Jahr später den etablierten NFL-Quarterback Alex Smith mit Mahomes.
Denn Reid wusste, er könnte ihm 15 Jahre nach seinem ersten Anlauf endlich den ersehnten Super Bowl einbringen. Beide motivierte dabei die bittere Pleite im AFC-Finale 2019 gegen die New England Patriots.
"Das Spiel damals hatte auf jeden Fall einen Einfluss auf die Jungs. So nah dran gewesen zu sein, alle haben von der Offseason an noch eins draufgelegt. Das ist heute das Resultat", sagte Reid.
Spezialtraining zahlt sich aus
So begann er unmittelbar nach dem Aus 2019 gegen die Patriots mit seinem persönlichen Coach Jeff Christensen in der texanischen Heimat an sich zu arbeiten.
Vor allem an seiner Fußarbeit hat der zweimalige Pro Bowler geschraubt: "Wenn meine Füße passen, kann ich extrem präzise werfen, manchmal falle ich aber in meine alten Gewohnheiten zurück", hatte er vor dem Super Bowl gesagt. Dieser unermüdliche Antrieb macht ihn so gut und zum aktuell besten Quarterback der NFL.
200-Millionen-Vertrag
Schon bald wird er auch finanziell alle Dimensionen sprengen. Zwar kontrollieren die Chiefs ihren Topstar dank einer Option in seinem Rookie-Vertrag noch bis 2021, aber können sie dieses Risiko eingehen? Es wird bereits über einen 200-Millionen-Vertrag über fünf Jahre spekuliert.
"Das lasse ich gar nicht an mich ran. Ich will einfach aus jedem Tag das Maximum herausholen und der beste Spieler werden, der ich sein kann", sagt Mahomes.
Wenn das ein Spieler wert ist, dann dieses Phänomen - mit nur 24 Jahren.