Colin Kaepernick hat für den Fotografen eine ernste Miene aufgesetzt. Das Bild vom Footballstar ist schwarz-weiß, natürlich, es geht um Unterschiede. Kurz vor dem Start der NFL-Saison hat der US-Sportartikelhersteller Nike den Protestführer neben anderen Sportlern zum Gesicht seiner neuen Werbekampagne gemacht. Ein Statement: politisch, mutig, kontrovers.
Nike provoziert mit Kaepernick
"Glaube an etwas. Selbst wenn es bedeutet, alles zu opfern", wird der Quarterback in der Anzeige, die am Montag in den sozialen Medien in Umlauf kam, zitiert. "Just do it", also "Mach es einfach", steht unter dem Bild, Nike feiert den 30. Geburtstag seines berühmten Slogans - und der Rebell ist dabei.
Trump beleidigt Kaepernick immer wieder
Kaepernick, NFL-Profi im Wartestand, ist derzeit vielleicht der umstrittenste Sportler der USA. Er ist als erster Spieler bei der Nationalhymne auf die Knie gegangen, um gegen Polizeigewalt, Ungerechtigkeit und Rassendiskriminierung im Land zu kämpfen. Für manche, nicht nur Schwarze, wurde er zum Helden, für andere ist Kaepernick ein Nestbeschmutzer, unpatriotisch, eine Schande, ohne Respekt vor dem Militär.
"Schafft den Hurensohn sofort vom Feld", hat US-Präsident Donald Trump einst in seiner typisch lauten Art über Kaepernick verbreitet. Der Kämpfer für Gleichberechtigung ist vielen Amerikanern ein Dorn im Auge, weil er nicht mehr stehen wollte, wenn "The Star-Spangled Banner" lief.
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Amerikaner verbrennen Nike-Artikel
Es ist deshalb kein Wunder, dass wütende Reaktionen auf die Entscheidung, Kaepernick für Werbezwecke einzuspannen, nicht lange auf sich warten ließen. In den sozialen Medien sind Videos im Umlauf, die US-Bürger beim Verbrennen ihrer Nike-Artikel zeigen.
"Ich als Amerikaner kann euer Unternehmen nicht länger unterstützen", schrieb ein User bei Twitter und warf drei Paar Turnschuhe in den Kamin. Ein anderer legte seine Socken in die Bratpfanne, ein weiterer schnitt bei seiner Kleidung die Logos aus.
Das kann Nike nicht überraschen, die Firma stößt wissentlich viele Kunden vor den Kopf. Ein gewisser Schaden dürfte bei dem Unternehmen, das den 2011 unter Vertrag genommenen Kaepernick trotz aller Kontroversen nie fallen ließ, einkalkuliert sein. "Wir glauben, dass Colin einer der inspirierendsten Athleten dieser Generation ist", zitierte der TV-Sender ESPN Gino Fisanotti, Vizepräsident des Herstellers.
Auch Serena Williams Teil der Kampagne
Kaepernick ist mittlerweile seit eineinhalb Jahren arbeitslos, kein Klub will ihn haben, deshalb kämpft er. Zuletzt erzielte der 30-Jährige einen Etappensieg gegen die NFL. Wegen der systematischen Ausgrenzung hatte er Beschwerde eingelegt, die Liga wollte die Angelegenheit im Schnellverfahren beenden. Doch der eingesetzte Schlichter spielte nicht mit, nun wird es wohl zu Anhörungen kommen.
Die NFL wird das lästige Thema nicht los, der Hymnenstreit spaltet das Land, so wie Trump. Dass ein Sportartikelhersteller Farbe bekennt, ist bemerkenswert. Auch die nach ihrer Schwangerschaft etwas kräftigere Serena Williams, zuletzt öffentlich wegen ihres Catsuits kritisiert, schmückt eine Anzeige. Der Text lautet: "Du kannst dem Superhelden seinen Anzug nehmen, aber nie seine Superkräfte."