Er war Teamkollege des großen Wilt „The Stilt“ Chamberlain. Er dirigierte Kareem Abdul-Jabbar, Magic Johnson, Patrick Ewing, Shaquille O‘Neal von der Seitenlinie aus - und fädelte als Strippenzieher hinter den Kulissen die berühmt-berüchtigte „Decision“ von LeBron James ein.
Die NBA ohne ihn ist kaum vorstellbar

Patrick James „Pat“ Riley blickt auf eine Hall-of-Fame-Karriere zurück, die so bewegt und geschichtsträchtig wie kaum eine zweite war - als Spieler, als Trainer, als Teampräsident der Miami Heat.

Der Mann, den sie „The Godfather“ - den Paten - nennen, machte mit den Heat Höhen und Tiefen durch. Darunter sind auch insgesamt 19 Finalteilnahmen, die er in seinen Jahren in Florida miterlebte.
Aktuell stehen seine Heat nur auf dem zehnten Platz in der Eastern Conference, drohen die Playoffs in diesem Jahr zu verpassen. Erst vor zwei Jahren erreichte Miami noch überraschend die NBA-Finals.
SPORT1 blickt anlässlich seines 80. Geburtstages zurück auf die (fast) einzigartige Karriere einer legendären NBA-Eminenz.
Pat Riley als Spieler:
Im Jahr 1972, vor mehr als einem halben Jahrhundert, erreicht Riley seinen ersten Meilenstein: Der in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat geborene 1,93-Meter-Mann – in jungen Jahren auch als Baseballer in den Minor Leagues aktiv - ist Teil der damaligen Lakers-Meistermannschaft.
Im Ausnahme-Kollektiv um den unerreichten Chamberlain und Jerry West ist Shooting Guard Riley ein eher kleines Rädchen in der Maschinerie: Er spielt in der Serie gegen die New York Knicks insgesamt 15 Minuten, kommt auf einen Schnitt von fünf Punkten pro Spiel.
Der Titel bleibt Rileys größter Erfolg als Spieler: Er erreicht zwar noch zwei weitere Finals (1973 nochmal mit den Lakers gegen New York sowie 1976 mit den Phoenix Suns gegen die Celtics), beide gehen jedoch verloren.
Größeren und nachhaltigen Eindruck hinterlässt Riley als Coach.
Pat Riley als Trainer:
Rileys Trainerkarriere beginnt im Jahr 1979 mit einer Beinahe-Tragödie: Ein fast tödlich verlaufener Fahrrad-Unfall zwingt den damaligen Lakers-Trainer Jack McKinney zum Rücktritt. Paul Westhead übernimmt und macht Riley zu einem seiner Assistenten.
Riley, an der University of Kentucky Schüler des legendären College-Coachs Adolph Rupp, hilft Westhead, aus der Mannschaft mit Veteran Kareem Abdul-Jabbar (an der Highschool Teamkollege Rileys) und dem Rookie-Phänomen Earvin „Magic“ Johnson ein Meisterteam zu formen. Mit dem Finalsieg gegen die Philadelphia 76ers 1980 hat Riley seinen ersten Meisterring als Coach.
Im Lauf der Saison 1981/82 verkracht sich Magic Johnson mit Coach Westhead, die Eskalation geht so weit, dass er öffentlich einen Trade verlangt – stattdessen feuern die Lakers Westhead und befördern Riley. Am Ende der Spielzeit 1982 steht der Final-Triumph gegen die Philadelphia 76ers und Rileys erster Titel als Chef.
Nach einem weiteren diesmal verlorenen Finale gegen Philly 1983 folgt im Jahr darauf der Beginn einer neuen Ära: Mit dem Endspiel der Lakers gegen die Boston Celtics startet die Rivalität zwischen den „Showtime Lakers“ um Magic Johnson und den Boston Celtics um Larry Bird.
Rileys Lakers und die Celtics liefern sich drei legendäre Finalserien, die von 1984 geht an die Celtics, die von 1985 und 1987 an L.A. 1988 triumphieren die Lakers gegen die Detroit Pistons erneut, den möglichen „Three-Peat“ verhindern die Detroiter „Bad Boys“ mit Isiah Thomas und Dennis Rodman, als sie 1989 Revanche nehmen - auch weil Magic Johnson ab Spiel zwei mit einer Verletzung außer Gefecht ist.
Im Mai 1991 bekommt Riley einen neuen Trainerjob an der anderen Küste, der Meistermacher mit der ewig strengen Pomadenfrisur übernimmt die New York Knicks. Er formt dort eine Defensivmacht um Hall-of-Fame-Kollege Patrick Ewing, die sich im Osten aber immer wieder an den Chicago Bulls und Michael Jordan die Zähne ausbeißt.
Der größte Erfolg der Knicks in der Ära Riley ist der Finaleinzug 1994 - in Abwesenheit des damals zurückgetretenen und zu Rileys alter Passion Baseball gewechselten Jordan. Die Houston Rockets um Hakeem „The Dream“ Olajuwan verwehren Rileys Knicks die Krönung.
Im Jahr 1995 wechselt Riley auf die Trainerbank der Miami Heat und formt auch dort ein Spitzenteam. Rileys Karriere scheint mit seinem Rücktritt 2003 beendet, doch inmitten der Saison kehrt Riley zurück, als sein handverlesener Nachfolger Stan Van Gundy floppt.
Riley führt den jungen Dwyane Wade und Center-Legende Shaq O‘Neal in die Finalserie 2006 gegen Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks, die Heat behalten mit 4:2 die Oberhand.
Nach 18 Jahren hat Riley doch noch seinen Meistertitel Nummer fünf als Trainer. Erfolgreicher waren nur die Ikonen Red Auerbach (neun) und Phil Jackson (elf).
Pat Riley als Teampräsident:
Auch im Management der Heat wirkt Rileys Aura weiter, im Free-Agent-Sommer 2010 gewinnt er LeBron James und Chris Bosh für das Superteam-Projekt mit Dwyane Wade. Mit dem Trio Infernale steigen die Heat wie erwartet zur dominanten Macht der Liga auf, ziehen viermal hintereinander in die Finals ein.
2011 haben noch Nowitzkis Mavericks das bessere Ende für sich und zementieren das Vermächtnis von „Dirkules“, 2012 und 2013 erreichen LeBron und Co. gegen Oklahoma und San Antonio die erhofften Meister-Ehren, 2014 schlagen dann allerdings die Spurs zurück.
Mit LeBron James‘ Rückkehr in die Heimat Cleveland 2014 zerfällt das Dominanzprojekt, aber Rileys Heat bleiben eine Top-Adresse. In der Corona-Saison 2020 gelingt Butler und Co. fast schon einmal der Überraschungs-Coup, diesmal vereitelt ihn Rileys Weggefährte LeBron mit den Lakers gegen das verletzungsgeplagte Ex-Team.
Und auch 2023 geht ein Finale verloren - diesmal gegen die Denver Nuggets. Ring Nummer zehn bleibt Riley also weiter verwehrt.
Der insgesamt 19. Finaleinzug seiner Karriere stellt ihn aber auf eine Stufe mit der Bostoner Trainer-Ikone Red Auerbach. Kaum zu glauben jedoch: Er ist immer noch weit entfernt von Rekordhalter Jerry West - der als Spieler, Trainer, General Manager und Berater der Lakers sogar 30 Finalteilnahmen erreichte.