Mit Umzügen kennt sich NBA-Star Dennis Schröder aus. Nun, kurz vor Weihnachten, muss der 31-Jährige mal wieder seine Koffer packen. Mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern. In einem Trade wurde der deutsche Basketball-Weltmeister von den Brooklyn Nets zu den Golden State Warriors geschickt. Westküste statt Ostküste also.
Schröder das fehlende Puzzleteil?
„Die Reaktionen darauf waren erst mal sehr schockiert. So früh, nach 25, 26 Spielen schon getradet zu werden, ist heftig“, erklärte er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, wertete dies aber als gutes Zeichen: „Es sagt natürlich aus, wie doll sie dich haben wollen. Im Endeffekt ist das sehr, sehr cool.“
Es war zuletzt nicht mehr allzu überraschend, dass es Schröder zu den Dubs verschlagen würde - ungeachtet seiner nur kurzen Zeit bei den Nets, die in der Nacht zu Dienstag gegen die Cleveland Cavaliers mit 101:130 untergingen.
, war zuletzt nicht Er und Warriors-Head-Coach Steve Kerr werden vom gleichen Agenten betreut, vor der Verkündung durch die Franchise hatten längst die US-Medien über den anstehenden Transfer berichtet.
Was aber bringt der Wechsel?
Kerr von Neuzugang begeistert
Bei den Warriors ist die Freude über den Neuzugang groß. Nach der 133:143-Niederlage gegen die Dallas Mavericks erklärte Cheftrainer Kerr: „Ich bin begeistert. Ich habe Dennis gesagt, dass er mir auf drei verschiedenen Kontinenten in den Hintern getreten hat.“ Und wenn man jemanden nicht schlagen kann, dann muss man sich eben mit ihm verbünden, so der Star-Trainer weiter.
Der Hintergrund: Schröder schlug mit der deutschen Nationalmannschaft die von Kerr betreute US-Auswahl bei der WM 2023 auf den Philippinen im Halbfinale. Zudem glänzte Schröder mit der DBB-Auswahl bei der Olympia-Vorbereitung in London im Sommer gegen das Dream Team und der Deutsche schaltete in der Saison 2022/23 mit den Lakers die Warriors im Halbfinale der Western Conference aus: „Da war er brillant.“
Begeistert zeigten sich indes auch seine neuen Teamkollegen. Superstar Stephen Curry erklärte: „Er gibt uns alles, was wir brauchen. Ich bin wirklich begeistert, jetzt mit ihm zu spielen.“
Draymond Green ergänzte: „Wir haben ihn nicht geholt, damit er reinpasst. Wir spielen Basketball auf eine Art, die er nicht spielt. Ich glaube nicht, dass er sich uns anpassen muss. Wir müssen uns ihm anpassen. Weil er Sachen macht, die uns fehlen, in denen wir nicht gut sind.“
Schröder an der Seite von Curry
Im vergangenen Sommer hatte sich die Franchise um einige Topstars bemüht, allerdings ohne Erfolg. Mit nur einem Superstar, Steph Curry, und einem großen Kader drumherum ging es in die Saison. Zu Beginn der Spielzeit ein probates Mittel, zuletzt zeigten sich nach der Verletzung von De‘Andre Melton aber große Schwächen.
Im Angesicht eines knackigen Spielplans gingen sechs von acht Spielen verloren, Curry erlebte zudem ein kleines Formtief.
Gerüchte über mögliche Transfers von Jimmy Butler oder LeBron James machten die Runde, geworden ist es am Ende Dennis Schröder, der für Melton und einige Zweitrundenpicks von den Nets kommt. Für die Warriors eine ideale Lösung. Melton ist seit seinem Kreuzbandriss nicht mehr spielfähig und kann nun direkt durch Schröder ersetzt werden.
Dieser soll dabei laut Kerr an der Seite von Curry spielen, nicht als Ersatzmann. „Es scheint perfekt zu sein, ihn neben Steph starten zu lassen.“
Warriors ohne Curry schwach
Ein wichtiger Schritt für die Offensive, hat diese ohne Curry doch nur wenig Durchschlagskraft. Steht der Superstar nicht auf dem Parkett, sei es ob einer Verletzung, oder weil er eine Verschnaufpause braucht, gehören sie mit einem offensiven Rating von 102,4 zu den schwächsten Teams der Liga.
So haben sie – von Curry abgesehen – keinen verlässlichen Spieler im Team, der sich selbst und seine Mitspieler mit Würfen versorgen kann. Schröder zeigte zuletzt in Brooklyn sehr deutlich, dass er genau dies kann. In der Abwesenheit von Cam Thomas war er als Hauptverantwortlicher für den Spielaufbau zuständig. Über 30 Prozent der Treffer seiner Teamkollegen bereitete er vor und ist damit einer der besten Assist-Spieler in der NBA.
Dazu überzeugte er auch mit seinen eigenen Zahlen. Durchschnittlich 18,4 Punkte, 6,6 Assists und drei Rebounds – so gut war er seit seiner Zeit bei den Oklahoma City Thunder vor fünf Jahren, als er an der Seite von Chris Paul den Titel „Sixth Man of the Year“ nur knapp verpasste, nicht mehr. Auch der Spielstil des Deutschen hat sich verändert. So wirft er deutlich häufiger von Downtown (fast 44 Prozent).
Schröder wieder mehr im Fokus
Dass Schröder defensiv zudem außerordentlich intensiv spielt, dürfte sich für seinen neuen Arbeitgeber als angenehmer Nebeneffekt herausstellen, gehört das Team in diesem Bereich ja bereits zu den besten der Liga.
Nach den Hawks, OKC, Lakers, Celtics, Rockets, Raptors und Nets ist Golden State bereits das achte NBA-Team des 31-Jährigen. Von den im Osten auf Rang zehn liegenden Nets geht es damit zu den im Westen auf Platz acht rangierenden Warriors. Klingt nicht unbedingt nach einem Titel-Contender. Allerdings ist die Saison noch jung, die Abstände sind noch gering und die Warriors nach den bereits erwähnten Pleiten ein wenig zurückgefallen.
Dass die Warriors ob der Verpflichtung von Schröder zu den absoluten Topteams stoßen, darf dennoch bezweifelt werden. Allerdings wird ein dringendes Problem gelöst und die weitere Zukunftsplanung des Teams ob des relativ niedrigen Gehalts des Deutschen (13 Millionen) nicht negativ beeinflusst.
Schröder selbst rückt durch den Trade derweil wieder mehr in den Fokus, schließlich spielt er ab sofort an der Seite von Curry und unter Kerr, die von 2015 bis 2022 vier NBA-Titel gewinnen konnten und zur Elite der Liga gehören. Eine große Bühne also, um sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen.
Dafür zieht man im Zweifel doch gerne um.