Franz Wagner führt die Orlando Magic in der NBA von Sieg zu Sieg. Zuletzt brillierte der gebürtige Berliner gegen die Los Angeles Lakers mit 37 Punkten, elf Assists und dem Siegtreffer per Dreier kurz vor Schluss. Der Deutsche ist mittlerweile eine feste Größe beim Tabellenvierten der Eastern Conference.
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Die NBA zeichnete Wagner zuletzt als Spieler der Woche aus und bezeichnete den 2,08-Meter-Mann als einen ihrer „vielseitigsten und komplettesten“ Profis.
Im SPORT1-Interview spricht der 23-Jährige über seine Rolle bei Orlando, die Last eines millionenschweren Rekordvertrags, die Liebeserklärung einer NBA-Legende und warum NBA-Spiele in Europa eine Chance wären.
SPORT1: Herr Wagner, Orlando hat viele junge Spieler im Kader. Was kann man von diesem Team kommende Saison schon erwarten und wohin geht die Reise perspektivisch?
Franz Wagner: Wir sind natürlich sehr, sehr jung. Aber die Playoff-Erfahrung sollte uns dieses Jahr auf jeden Fall helfen. Die Erwartungen an uns sind jetzt erst einmal so, dass wir so spielen wollen wie letztes Jahr – und hoffentlich sogar noch ein bisschen besser. Wir hatten alle einen super Sommer und wollen auf den Erfolg der letzten Saison aufbauen.
SPORT1: Kentavious Caldwell-Pope hat sich zuletzt gefreut, dass er jetzt in einem Team spielt, in dem „jeder gern verteidigt“. Ist das die Stärke der Magic? Und wo sehen Sie Schwächen der Mannschaft?
Wagner: KCP hat es angesprochen: Wir waren letztes Jahr die drittbeste Defense der NBA. Das ist auf jeden Fall unsere Stärke. Wir haben Spieler, die defensiv sehr vielseitig sind und auch sehr smart. Und wie KCP auch angesprochen hat, haben wir das Mindset und Bock zu verteidigen! Offensiv wollen wir dieses Jahr ein bisschen besser werden, ein bisschen vielseitiger. Das hat auch viel damit zu tun, Würfe zu treffen. Auch wenn es im ersten Teil der Saison jetzt noch nicht so gut für uns als Team funktioniert hat, kann man schon erkennen, dass wir eine Idee haben und da schon ein bisschen weiter sind als letztes Jahr.
Wagner: „Ich sehe mich auf jeden Fall als Leader"
SPORT1: Und bei Ihnen selbst? Wo schlummert das meiste Potenzial in Ihnen? Sehen Sie sich als Leader?
Wagner: Für mich ist es wichtig, weiter an meinem Wurf zu arbeiten. Das öffnet sehr viel in meinem Spiel, um dann aus dem Dribbling meinen Verteidiger zu schlagen und die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn ich in der Zone bin. Da habe ich das meiste Potenzial.
SPORT1: Sehen Sie sich als Leader?
Wagner: Ich sehe mich auf jeden Fall als Leader! Das ist auf jeden Fall eine Rolle, in die ich ein bisschen hineinwachsen muss, aber ich sehe mich in der Verantwortung, voranzugehen und zu helfen, wo ich kann. Ich bin jetzt schon im vierten Jahr hier und das erwartet das Team auch von mir.
SPORT1: Shaquille O’Neal hat zuletzt gesagt, er liebe Sie und Ihren Bruder. Wie fühlt sich so ein Lob von einer Legende an?
Wagner: Das mit Shaq ist natürlich super. Sehr, sehr cool, so etwas zu hören. Aber es geht vor allem darum, sich weiter auf den Prozess zu konzentrieren und dann gibt es sowas hoffentlich noch ein paar Mal mehr.
„Würde lügen, wenn ich sagen würde, das wäre keine Belastung"
SPORT1: Sie haben einen Mega-Vertrag (224 Millionen Dollar über fünf Jahre, Anm. d. Red.) unterschrieben, in diesen Dimensionen verdienten aus Deutschland nur Sportler wie Michael Schumacher. Wie sehr steigt dadurch auch der Druck auf Sie? Wie gehen Sie damit um?
Wagner: Der Druck von außen steigt vielleicht ein bisschen. Aber ich bin sowieso jemand, der sich selbst immer relativ viel Druck macht. Deswegen ändert sich da für mich persönlich nicht wirklich viel. Aber ich kann auch ehrlich sagen, dass das eine neue Situation für mich ist und es erst einmal den Sommer gebraucht hat, um sich daran zu gewöhnen. Ich bin natürlich sehr happy, dass ich so lange Vertrauen hier in Orlando bekomme. Ich bin auch sehr happy mit der Hilfe, die ich bekomme und wie damit umgegangen wird. Es kann auch sehr schnell ganz komisch werden, aber die Leute um mich herum haben es mir sehr einfach gemacht.
SPORT1: Es soll Pläne geben, dass die NBA nach Europa expandieren will. Ein Regular-Game in Berlin wäre doch eine geile Sache, oder? Würden Sie den Reisestress dafür gern in Kauf nehmen oder ist das Limit an Strapazen für die Spieler erreicht?
Wagner: Klar, ein NBA-Europe-Game in Berlin zu spielen wäre richtig cool. Der Reisestress ist eine Sache, über die man bei so einer Geschichte schon reden kann. Man sieht ja auch bei anderen Ligen, dass immer neue Wege gefunden werden, wie man noch mehr Märkte erschließen kann. Ich würde aber auch lügen, wenn ich sagen würde, das wäre keine Belastung. Aber beschweren würde ich mich darüber nicht. Man muss immer darauf achten, dass das Produkt und das Spiel nicht darunter leiden, unter noch mehr Spielen oder noch mehr Reisen. Da gibt es eine Balance, die man finden muss.