Corey Kispert streckte sich, doch der Small Forward von den Washington Wizards hatte keine Chance. Der Wurf über ihn von Victor Wembanyama fand sein Ziel – und sorgte für einen Rekord.
„Das Alien setzt seine Häutung fort“
Es waren nicht nur die Punkte 114 und 115 beim letztendlichen 139:130-Sieg der San Antonio Spurs über die Wizards, sondern auch die Punkte 49 und 50 für Wembanyama. Zum ersten Mal gelangen dem 20 Jahre alten Franzosen so viele Punkte in einem NBA-Spiel - und das in gerade einmal 26 Minuten auf dem Feld. So schnell gelangen 50 Punkten keinem anderen NBA-Profi.
Mit 20 Jahren und 314 Tagen ist Wembanyama der viertjüngste Spieler, der die 50-Punkte-Marke erreicht hat. Jünger waren bislang nur Brandon Jennings, LeBron James und Devin Booker, die alle ebenfalls 20 Jahre alt waren, als sie diese Marke knackten.
Auch aus der Distanz stellte „Wemby“ einen persönlichen Rekord auf. Acht Dreier versenkte der 2,21 Meter große Big Man, was einer Quote von 50 Prozent bei 16 Versuchen entspricht. Sechs Rebounds, drei Blocks, zwei Assists und ein Steal komplettierten seine Ausbeute. In den vergangenen drei Spielen gelangen ihm schon mindestens sechs Dreier.
„Eine tödliche Waffe“
Dementsprechend wurde das „Alien“, wie ihn LeBron James einst taufte, abgefeiert.
„Man erkennt den Victor Wembanyama, der so oft scheiterte, nicht wieder. Seit drei Spielen und noch mehr in der letzten Nacht hat sich der Franzose in eine tödliche Waffe verwandelt. In der Verteidigung ist er abschreckend, im Angriff frech: Das Alien setzt seine Häutung fort“, schrieb Le Parisien, die Wembys Teamkollegen Julian Champagnie zitierte: „Er wird es nicht jeden Abend tun, aber wenn er diese Einstellung hat, ist es für die anderen schwierig.“
So ganz überraschend kam die Steigerung der Leistung Wembanyamas nicht. Gegen Portland erzielte er zwölf Punkte, zwei Tage später gegen Utah schon doppelt so viele, und wiederum zwei Tage später gegen Sacramento brachte er 34 Zähler auf die Anzeigetafel. Nun also 50 gegen die Hauptstädter.
Gala ohne Headcoach
Nicht am Spielfeldrand konnte Headcoach Gregg Popovich die Gala seines Schützlings verfolgen. Die Trainerlegende hatte kürzlich einen leichten Schlaganfall erlitten. Für den 75-Jährigen betreut Co-Trainer Mitch Johnson vorerst das Team.
Auch dieser war von der Vorstellung Wembys verzückt. „Wenn man genau hinschaut, hat er gute Würfe im richtigen Tempo getroffen“, sagte der Interimstrainer, als wolle er betonen, dass Wemby seine Effizienz sogar noch verbessern kann. „Und sein Erfolg aus der Distanz zieht die Verteidiger auf einzigartige Weise auf ihn“, so Johnson weiter, der sich freut, dass die Räume durch die Offensivwaffe seines Starspielers frei werden.
Wemby im erlauchten Kreis
Wembanyama ist der sechste Europäer, der in der US-Liga 50 Punkte und mehr schaffte. Vor ihm knackten Nikola Jokic, Luka Doncic, Giannis Antetokounmpo, Tony Parker und Dirk Nowitzki diese Schallmauer. „Europa“-Rekordhalter ist Doncic, der im Januar dieses Jahr 73 Zähler für die Dallas Mavericks gegen die Atlanta Hawks markierte.
Ein paar irdische Rekorde kann das Alien also noch knacken.