Dass es zur Halbzeit im NBA-Spiel der Toronto Raptors gegen die Sacramento Kings 66:63 für die Kanadier stand, war eher eine Randnotiz (Endstand n.V. 131:128). Das Highlight des Abends sollte nach zwei Vierteln kommen. Das Trikot von Vince Carter mit der Nummer 15 wurde feierlich unter die Decke der Scotiabank Arena in Toronto gezogen.
Ehre für einen Überflieger
„Wenn dieses Trikot gleich da hochgeht“, sagte Carter während seiner Rede, „ist es nicht „Carter, 15″, der da hochgeht. Es sind wir alle, die da hochgehen. Ich hoffe und bete, dass wir es genießen werden - für immer.“ Die Fans spendeten langen Applaus. Carter, der sieben Jahre für die Raptors spielte, war sichtlich ergriffen.
Von den Wizards zu den Raptors
Er hatte seine 22 Jahre andauernde Karriere in Toronto 1998 begonnen. Carter wurde zwar von den Golden State Warriors gedraftet, jedoch sofort zu den Raptors transferiert. Das zahlte sich für die Kanadier aus, denn in seiner Debütsaison 1998/99 wurde er zum Rookie des Jahres gekürt. In seinen insgesamt 403 NBA-Spielen für das Team legte er durchschnittlich 23,4 Punkte und 5,2 Rebounds auf.
Carter, auch „Air Canada“ genannt, lief insgesamt für acht Teams auf. So spielte er unter anderem von 2011 bis 2014 drei Jahre lang an der Seite von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks.
Heldentat an der Seite Nowitzkis
In den Playoffs 2014 gelang ihm im Duell mit den San Antonio Spurs ein legendärer Gamewinner in der letzten Sekunde, den er ausführlich mit dem deutschen Superstar feierte. Zur endgültigen Krönung reichte es für Carter dennoch nie. Trotz 22 Spielzeiten gewann er nicht eine einzige Meisterschaft.
Rekorde heimste Carter dennoch ein: Der achtmalige All-Star ist er der einzige Spieler, dessen Karriere sich über vier Jahrzehnte erstreckte. Mit 1.541 Spielen steht er an dritter Stelle der NBA-Geschichte, nur übertroffen von Robert Parish und Kareem Abdul-Jabbar. Erst vor knapp drei Wochen wurde er in die NBA Hall of Fame aufgenommen.
Dunks waren seine Welt
Im Jahr 2000 gewann Carter den Slam Dunk Contest des NBA All-Star Games und setzte neue Maßstäbe, als er Steve Francis, Ricky Davis, Larry Hughes, Jerry Stackhouse und Tracy McGrady alt aussehen ließ. Mit letzterem verbindet Carter aber mehr als die gemeinsame Zeit bei den Raptors. Carter und McGrady spielten zusammen und erfuhren erst spät, dass sie Cousins sind. „Es war eine unglaubliche Freude, ihn als Teamkollegen zu haben und gleichzeitig herauszufinden, dass wir verwandt sind“, sagte McGrady über die Entdeckung ihrer Verwandtschaft und die gemeinsame Zeit bei den Raptors.
Auch bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000, bei denen er mit den USA Gold holte, festigte Carter seinen Legendenstatus. Dazu reichte ihm eine Aktion. Gegen den Franzosen Frédéric Weis, stattliche 2,18 Meter groß, gelang ihm wohl einer der spektakulären Dunks der Geschichte.
„Fast wie Ballett in der Luft“
Sein US-Teamkollege Kevin Garnett verriet später, dass das Team eine Wette laufen hatte. Derjenige, der über Weis dunken würde, sollte eine Million Dollar vom Team bekommen.
Gepaart mit seinen Dunks galt seine Athletik als weiteres Markenzeichen. „Vince ist ein sehr künstlerischer Mensch“, sagte seine Mutter Michelle Carter-Scott über ihren Sohn in der Netflix-Doku The Carter Effect. „Und seine Kunst waren seine Bewegungen und die Dunks. Es war fast wie Ballett in der Luft.“
Nächste Ehrung steht bevor
2004 wechselte Carter zu den Nets und markierte einen Wendepunkt für das Team. Mit einem Durchschnitt von 27,5 Punkten pro Spiel führte er die Nets in die Playoffs und bildete ein starkes Duo mit Jason Kidd. Obwohl die Nets nie die Finals erreichten, veränderte Carters Ankunft die Organisation nachhaltig.
Dort wartet entsprechend die nächste Ehrung auf Carter. Am 25. Januar wird auch dort das Trikot unter das Hallendach gezogen.