„Natürlich, weil wir es schon mal geschafft haben.“ Nach außen hin lässt LeBron James keine Zweifel zu, wenn es darum geht, ob die Los Angeles Lakers in der kommenden Saison Meister werden können.
Ein Himmelfahrtskommando
Diese Ansicht teilen abseits von Los Angeles jedoch nicht viele. Warum auch? In der abgelaufenen Saison scheiterten die Lakers bereits in der ersten Playoff-Runde, in der Saison zuvor erreichte man zwar die West-Finals, wurde dort vom späteren Champion Denver Nuggets jedoch gesweept.
Zwar haben sich die Nuggets seitdem nicht wirklich verstärkt, bei NBA-Finalist Dallas Mavericks, den Minnesota Timberwolves sowie Oklahoma City Thunder zeigt die Kurve nach einigen durchdachten Moves jedoch weiter nach oben.
Selbige hatte man auch von den Lakers in diesem Sommer erwartet, doch die Hoffnungen der Fans der Franchise wurden bisher bitter enttäuscht. Dabei hatte James sich sogar bereit erklärt, für einen Superstar auf Geld in seinem neuen Vertrag zu verzichten - aber dazu kam es nicht.
Die Lakers gingen bei allen großen Namen leer aus, Klay Thompson entschied sich zum Beispiel stattdessen lieber für die Dallas Mavericks - einem jüngeren Team mit mehr Potenzial, während der Erfolg der Lakers eng mit der Fitness und Gesundheit eines im Dezember 40-Jährigen verknüpft ist.
LeBron und Davis brauchen mehr Unterstützung
Zwar kann James weiterhin das Geschehen auf dem Court wie kaum ein anderer dominieren, nimmt sich dafür aber auch hin und wieder seine Auszeiten, speziell in der Defensive. Mit Anthony Davis haben die Lakers noch einen zweiten Superstar, der allerdings sehr verletzungsanfällig ist.
Doch die beiden Superstars sind nicht das Problem, es ist eher der Kader drumherum. James und Davis bräuchten mehr Unterstützung, um im Titelkampf wirklich eine Rolle spielen zu können.
Andernfalls deutet vieles darauf hin, dass James auch aufgrund seiner Langlebigkeit weitere persönliche Rekorde einsammeln kann, doch ein weiterer (Meister-)Ring wird kaum hinzukommen.
Im schlimmsten Fall wird es sogar ein für einen Mann seiner Extraklasse unwürdiges Austraben im Mittelmaß. Mit der verstorbenen Legende Kobe Bryant gibt es hier ein prominentes Lakers-Beispiel.
Podcast-Kollege von LeBron als Lakers-Coach
Einen Abgang von den Lakers wird James dennoch nicht anstreben, schließlich wurden ihm abseits von namhaften Zugängen alle Wünsche erfüllt: Über 100 Millionen Dollar für zwei Jahre (James verzichtet auf knapp drei Millionen US-Dollar, um den Lakers ein wenig mehr Flexibilität zu lassen), ein neuer Coach in J.J. Redick, mit dem er vor kurzem noch einem Podcast hatte, und dem eigenen Sohn im Team.
Redick soll laut Lakers-General-Manager Rob Pelinka dabei helfen, die komplette Franchise neu aufzustellen. Ein ambitioniertes Projekt für einen 40-Jährigen, der zwar viel Erfahrung in der NBA als Spieler sammeln konnte, aber eben noch keinerlei als Trainer mitbringt - und zudem nicht die erste Wahl war.
Dies war Dan Hurley von UConn, der nach einem Gespräch aber doch absagte. Für Redick kein Problem: „Dan Hurley ist ein zweimaliger nationaler Champion mit UConn. Ich bin ein zweimaliger 55 Swish League Champion in der dritten und vierten Liga. Deshalb habe ich es natürlich verstanden.“
Es erinnert ein wenig an die Lage beim FC Bayern, die sich nach einiger Absagen für Vincent Kompany entschieden, der zwar bereits als Coach tätig war, aber noch nicht bei einem Topklub. Nicht minder wenig Druck wird Redick haben, denn Mittelmaß wird auch bei den Lakers nicht geduldet.
Sollte aber nicht noch ein Spieler von der Qualität eines Lauri Markkanen den Weg nach Los Angeles finden, wird viel mehr mit dem jetzigen Kader schwierig werden - auch, wenn der Name James in der kommenden Saison gleich auf zwei Lakers-Trikots zu finden ist.
Bronny James wird noch viel lernen müssen
Doch selbst bei den optimistischeren Prognosen, was Bronny James betrifft, scheint klar - ein echter Superstar steckt nur in einem Trikot mit dem Namen James drauf.
Mit Pick Nummer 55 hielt sich das Risiko der Lakers in Grenzen und zumindest defensiv zeigt LeBrons Sohn gute Ansätze - doch es gibt auch Zweifel, dass der 19-Jährige wirklich das Zeug hat, um sich in der NBA durchzusetzen.
Sein Debüt in der Summer League war definitiv ausbaufähig. In 22 Minuten steuerte James Junior vier Punkte, zwei Rebounds, zwei Assists und einen Steal bei, traf dabei nur zwei seiner neun Wurfversuche aus dem Feld.
Sein Vater weiß, dass es Geduld braucht. Er wolle nur, dass Bronny „sich durch Training, Filmaufnahmen und individuelles Training weiterentwickelt. Man kann nichts von den Statistiken der California Classic und der Summer League mitnehmen, wenn die Saison beginnt. Das Einzige, was zählt, ist, dass er besser wird und Tage sammelt.“
Lakers hinken West-Spitze länger hinterher
Zunächst einmal wird bei den Lakers weiter viel von LeBron James und Davis abhängen. Der 31 Jahre alte Big Man ist an guten Tagen dabei einer der besten fünf Spieler der Liga und sowohl defensiv als auch offensiv herausragend. Doch es gibt auch nicht wenige Spiele oder Halbzeiten, in denen Davis komplett abtaucht.
Auffangen kann dies bei den Lakers dann kaum einer. Point Guard D´Angelo Russell hat zwar das eine oder andere Gala-Spiel, doch spätestens in den Playoffs ist er nur noch selten eine große Hilfe. So lastet am Ende doch wieder sehr viel auf den Schultern von James mit Unterstützung von Davis.
Doch auch wenn dieser einer der besten Spieler der Geschichte ist, kann er dies mit 39 Jahren über ein ganzes Jahr kaum noch stemmen. So haben es die Lakers seit dem Meistertitel in der Corona-Bubble in Orlando in der Saison 2019/2019 nie wieder geschafft, sich direkt - ohne Play-In-Tournament - für die Playoffs zu qualifizieren
Meist reicht zwar dann ein kleiner Run, um den Lakers und ihren Fans doch die Überzeugung zu geben, dass es dennoch für den Titel reichen kann - bisher platzten diese Träume in den Playoffs allerdings recht schnell.
Und sollte sich keine Verstärkung finden, spricht vieles dafür, dass den Lakers in der kommenden Saison das gleiche Schicksal ereilt.