In den 1960ern verwöhnten die Boston Celtics um ihren Superstar Bill Russell mit Spitzenbasketball und bester Unterhaltung die Fans. Allein neun Mal sicherte sich das Team aus Boston von 1960 bis 1970 die Meisterschaft.
Was die NBA einst rettete
Aber danach begann die „dunkle Epoche“ der NBA. Nach dem Ende der Celtics-Dynasty nahm die Qualität der Spiele drastisch ab, und die Spieler machten zunehmend mit Schlägereien und Drogenproblemen auf sich aufmerksam. Die Zuschauer rannten der Liga in Scharen davon. Erschwerend hinzu kam die aufsteigende Popularität der NCAA College-Liga sowie die Gründung der Konkurrenzliga American Basketball Association (ABA).
Vor allem die ABA war eine große Gefahr für die NBA, da sie auch College-Abbrechern offenstand und damit eine besondere Attraktivität für viele potenzielle Basketballspieler hatte. Dazu lieferte die ABA durch die Einführung der Dreipunkt-Linie und dem Slam-Dunk-Contest genau das, was die Menschen sehen wollten – eine große Show.
1979: Zwei junge Hoffnungsträger
Alles in allem stand es also nicht gut um die Zukunft der NBA. Aber 1979 gab es einen Lichtschimmer am Horizont. Im Endspiel um die NCAA-Meisterschaft standen sich Michigan State und Indiana State gegenüber. Aber vielmehr als die Colleges waren die Menschen gespannt auf das Aufeinandertreffen ihrer jeweiligen Superstars. Earvin „Magic“ Johnson und Larry „The Bird“ Bird prägten den College-Basketball und nun kam es zum ersehnten Traumfinale.
Am Ende hatte Johnson die Nase vorne und Michigan State holte sich den Titel. Aber das Duell der beiden Ausnahmespieler hatte einen ersten Vorgeschmack geliefert, auf was sich die NBA freuen konnte.
Gegensätze in allen Bereichen
Dabei konnte die Rivalität der beiden nicht besser sein, selbst wenn man sie geplant hätte.
Auf der einen Seite stand das „weiße Landei“ aus Indiana, das sich um seine Familie kümmerte und eigentlich nur Basketball spielen wollte. Auf der anderen Seite war das „schwarze Stadtkind“, das mit einem Dauergrinsen durch das Leben ging und die Show und den Glamour liebte.
Selbst die Wahl ihrer NBA-Teams hätte besser nicht sein können. Johnson wurde 1979 an Nummer 1 von den Los Angeles Lakers gedraftet, Bird ging 1978 an Position sechs zu den Boston Celtics, startete seine NBA-Karriere aber erst 1979 und somit zeitgleich mit Johnson. Damit lief Johnson für die schillerndste Franchise der NBA auf, während Bird für die Sport-Metropole im Osten auf Punktejagd ging – also Showtime gegen Celtic Pride.
1979/80: Furioser Start in die NBA
Bereits in seinem ersten Jahr in der NBA sicherte sich „Magic“ den NBA-Titel gegen die Philadelphia 76ers. Vor allem vor dem entscheidenden sechsten Spiel zeigte er sein unüberwindliches Selbstvertrauen. Kareem Abdul-Jabbar, Captain und Superstar der Lakers, fiel verletzungsbedingt aus. Aber Johnson ging zu Coach Paul Westhead und forderte, ihn als Center spielen zu lassen.
Westhead ging auf den Vorschlag ein und so startete Johnson auf der für ihn ungewohnten Position – und er lieferte ab. Er dominierte das Spiel nach Belieben, spielte als Center, Forward und Guard und stand am Ende bei 42 Punkten, 15 Rebounds und 7 Assists. Er hatte der Welt gezeigt, dass er nicht nur für die Show zuständig ist, sondern auch in den wichtigen Moment da ist.
Damit beeindruckte er sogar seine Gegner. Niemand Geringeres als Sixers-Superstar Julius „Dr. J“ Erving adelte Johnson nach diesem Spiel. „Es war unglaublich, einfach nur unglaublich. Ich weiß nicht einmal, ob Kareem so gut hätte spielen können.“
Aber „Rookie of the Year“ wurde nicht Johnson, sondern Bird. Er legte in seinem Rookie-Jahr mit 21,3 Punkten und 10,4 Rebounds direkt ein Season Double Double auf und hob die Celtics, die in den letzten Jahren nur noch vom Glanz vergangener Zeiten lebten, direkt auf ein neues Level. Er führte das Team mit 61 Siegen in die Playoffs, wo sie erst an den 76ers scheiterten.
Aber das sollte nur ein kurzer Rückschlag werden. Bereits im nächsten Jahr zog Bird mit Johnson gleich und holte sich ebenfalls seinen ersten NBA-Titel.
Rivalität auf höchstem Niveau
Die Medien spitzten die NBA immer mehr auf das Duell der beiden Superstars zu und auch sie selbst entwickelten geradezu eine Besessenheit, sich miteinander zu messen. „Wenn der neue Spielplan herauskam, habe ich ihn mir sofort geschnappt und die Spiele gegen Boston eingekreist. Für mich gab es nur diese zwei Spiele und halt noch 80 andere“, sagte Johnson über den Stellenwert der Duelle mit den Celtics zu dieser Zeit.
Aber auch für Bird wurde der Vergleich mit seinem Rivalen zu einer immer persönlicheren Angelegenheit. „Als allererstes an jedem Morgen habe ich mir die Boxscores angeschaut, um zu sehen, was „Magic“ gemacht hat. Ich habe mich für nicht anderes interessiert“, so Bird.
Und dann war es soweit: 1984 kam es zum Finale der Lakers gegen die Celtics. Endlich kam es zum direkten Gigantenduell zwischen „Magic“ und „The Bird“ um die NBA-Krone. Allerdings hielt die Finalserie den großen Erwartungen nicht stand. Johnson konnte zu keinem Zeitpunkt seine Qualitäten zeigen und musste mit ansehen, wie Bird seine Celtics zu einem 4:3-Sieg führte. Das erste direkte Duell ging an das Landei aus Indiana.
Noch weitere zweimal standen sich Johnson und Bird im Finale gegenüber (1985, 1987). Aber beides Mal sollte Johnson nun die Oberhand behalten. Dabei gewannen die Lakers 1985 als erstes Auswärtsteam den Titel im Boston Garden. „Nun kann nie mehr gesagt werden, dass die Lakers die Celtics nie geschlagen haben“, hob Team-Owner Jerry Buss die Bedeutung dieses Erfolg hervor.
Am Ende standen für Johnson fünf NBA-Titel, Bird konnte nur drei Ringe ergattern. Eine Tatsache, die Bird bis heute noch wurmt, wie er bei einem gemeinsamen Auftritt bei David Letterman vor einigen Jahren zugab.
Folgen des Duells
Diese Rivalität zwischen den beiden absoluten Superstars dieser Zeit brachte der NBA genau das, wonach sie jahrelang gesucht hatte – eine Geschichte, die polarisiert und die Zuschauer in die Hallen strömen lässt, um das Duell hautnah mitzuerleben. Endlich bot der Basketball wieder Spektakel, Emotionen und Unterhaltung.
Damit ebneten sie zahlreichen Superstars wie Michael Jordan den Weg und machten die NBA durch den neuen TV-Deal zu der Geld- und Unterhaltungsmaschinerie, die sie heute ist.
1984: Freundschaft trotz Rivalität
Bereits 1984 kam es zu einer ersten persönlichen Annäherung der beiden Ausnahmesportler. Für einen gemeinsamen Werbespot trafen sie sich bei Birds Mutter Zuhause. Zwar verhinderte Birds überbordender Professionalismus zunächst eine tiefere Freundschaft, aber sie hatten während ihrer Aktiven Zeit immer Respekt und eine gewisse Art von Zuneigung füreinander.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu der tiefen Freundschaft, die sie heute verbindet, war ausgerechnet der emotionale Tiefpunkt in Johnsons Leben - seine HIV-Erkrankung. Noch bevor er es öffentlich machte, informierte er Bird darüber. „Wir haben immer an den jeweils anderen gedacht und ich war mir sicher, dass er es wissen wollte – und zwar von mir persönlich. Ich war froh, dass ich es Larry sagen konnte und ich wusste, er würde mich unterstützen.“
Auch für Bird war die Nachricht ein Schock. „Das war das schlimmste Gefühl, dass man sich vorstellen kann. Damals kam die Diagnose einem Todesurteil gleich. Aber ich glaubte Earvin, als er mir sagte, dass er es überleben werde. Dennoch: Ich konnte es normalerweise gar nicht erwarten, in die Halle zu kommen, aber der Tag, an dem dieser Anruf kam, das war das einzige Mal, dass ich keine Lust verspürte, Basketball zu spielen.“
Große Hochachtung und Respekt voreinander
Die besondere Freundschaft der beiden zeigte sich vor allem nach ihren jeweiligen Karriereenden. Bei der Abschiedszeremonie der Boston Celtics für ihren langjährigen Superstar im Jahr 1993 erschien Magic Johnson mit einem Celtics-Shirt unter seiner Lakers-Jacke. Dazu hielt er eine Laudatio auf seinen Freund und langjährigen Erzrivalen auf dem Parkett.
„Larry, du hast mir in der ganzen Zeit nur eine einzige Lüge aufgetischt. Du hast gesagt, es wird einen anderen Larry Bird geben. Larry, es wird niemals einen anderen Larry Bird geben“, fasste Johnson die Einzigartigkeit von Bird in Worte.
Bird revanchierte sich dafür, indem er neun Jahre später die Lobrede auf Johnson hielt, als dieser in die Hall of Fame aufgenommen wurde. In seiner Rede zollte er Johnson höchsten Respekt und forderte dies auch von den Celtics-Fans ein. „Es ist an der Zeit, die Waffen niederzulegen.“
1992: Grandioser Abschluss in Barcelona
Einer der bewegendsten Momente in der gemeinsamen Geschichte von Johnson und Bird waren die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona. Nach den erzwungenen Rücktritten durch Rückenbeschwerden (Bird) und die HIV-Erkrankung (Johnson) fanden sich die beiden im „Dream Team“ zu einem Kurz-Comeback zusammen. Zum ersten Mal standen das Landei und das Stadtkind im gleichen Trikot auf dem Parkett.
Sie gewannen olympisches Gold und gingen mit diesem Triumph in den Ruhestand. Zwar versuchte „Magic“ noch das ein oder andere Comeback in der NBA und in Übersee, um zu zeigen, dass man auch als HIV-Infizierter zu Spitzensport in der Lage ist. Damit feierte er den größten Erfolg in seinem Leben. Aber sportlich konnte er ohne seinen Erzrivalen aus Indiana nicht mehr an alte Tage anknüpfen. Der Mann, der ihn zu ständigen Höchstleistungen anspornte, war nun einer seiner besten Freunde im Leben, aber auf dem Parkett fehlte er ihm als Konkurrent und Erzrivale.
2010: Eine Story fürs Fernsehen
2010 veröffentlichte HBO die Dokumentation „Magic & Bird: A Courtship of Rivals“ über die Rivalität zwischen Johnson und Bird von dem Finale der NCAA Championship 1979 bis zu ihrer heutigen Freundschaft. Der Schwerpunkt der Dokumentation liegt dabei auf der Bedeutung der Rivalität in Bezug auf die Rettung der NBA. Aber auch die Rassenproblematik wird thematisiert. Vor allem die Rolle der „Great White Hope“, die Larry Bird immer wieder zugewiesen werden sollte und der er sich stets verweigert hatte, wird beleuchtet.