Jamal Murray hatte gerade die Champagnerduschen hinter sich, als er mit dem Sieger-Cap zu einer Kampfansage ausholte.
Die Geburt einer neuen Dynastie?
„Ich wusste, dass wir es schaffen können, wenn wir erst einmal gesund sind“, sagte er im Interview bei ESPN. „Das war also längst überfällig und der erste Titel von vielen weiteren.“
Dabei hatte der Point Guard der Denver Nuggets mit seinen Teamkollegen gerade erst Geschichte geschrieben und die erste Meisterschaft der Geschichte der Franchise mit dem 4:1 in der Finalserie gegen die Miami Heat eingetütet.
Doch nun heißt die Frage bereits: Wer kann die Nuggets in den kommenden Jahren eigentlich stoppen? Selten hatte der NBA-Meister wohl so rosige Aussichten.
Jokic, Murray und Gordon im besten Alter
Denn mit Superstar und Finals-MVP Nikola Jokic (28 Jahre), Murray (26), Aaron Gordon (27) und Michael Porter Jr. (24) haben gleich vier Leistungsträger ihre besten Jahre noch vor sich. Zudem besitzen alle Verträge, die noch mindestens zwei Spielzeiten gültig sind.
Christian Braun hat zudem als Rookie überzeugt und immer mehr auf sich aufmerksam gemacht. Lediglich Bruce Brown könnte als Rotationsspieler in der Free Agency gehen.
Auch deshalb blickt Coach Michael Malone bereits voller Vorfreude voraus und stimmt in die Ansagen von Murray mit ein.
„Als ich Cheftrainer in Sacramento war, hing es etwas an meiner Tafel. Es ging dabei um die Entwicklung eines Teams in diesem Spiel und wie man von einem Niemand zu einem Emporkömmling wird. Vom Emporkömmling wird man zu einem Gewinner, von einem Gewinner zu einem Titelanwärter und von einem Konkurrenten zu einem Champion. Der letzte Schritt nach dem Champion ist, eine Dynastie zu sein“, erklärt der Trainer.
Nuggets-Coach will „Dynastie“ erschaffen
Und weiter: „Wir sind also nicht zufrieden. Wir haben etwas erreicht, was diese Franchise noch nie zuvor geschafft hat, aber wir haben eine Menge junger, talentierter Spieler in der Umkleidekabine.“
Bei den Konkurrenten sieht es hingegen anders aus.
Bei den Heat ist Jimmy Butler mit 33 Jahren im Herbst seiner Karriere. Die Golden State Warriors haben mit Stephen Curry (35), Klay Thompson (33) und Draymond Green (33) allesamt Superstars, die sich eher am Ende der Karriere befinden.
Bei den Lakers ist LeBron James mit 38 Jahren über seinen Zenit hinaus. Anthony Davis kämpft mit seinen 30 Jahren bereits mit seinem Körper.
Konkurrenz ist in die Jahre gekommen
Auch bei den Philadelphia 76ers ist James Harden mittlerweile gealtert (33) und selbst Joel Embiid (29) ist älter als alle Nuggets-Leistungsträger.
Und das Superteam der Phoenix Suns? Chris Paul ist 38 Jahre alt und war kaum mehr ein Faktor. Kevin Durant bleibt mit 34 Jahren nicht mehr viel Zeit auf dem Leitungszenit. Devin Booker (26) ist daher umso mehr gefragt.
Und auch für die Los Angeles Clippers sind mit Russell Westbrook (34), Paul George (33) und Kawhi Leonard (31) in die Jahre gekommen.
Da scheint es ganz so, als wären die Boston Celtics mit Jayson Tatum (25) und Jaylen Brown (26) die größte Gefahr für die Nuggets.
Verändert Wembanyama die NBA?
Oder die Milwaukee Bucks mit Giannis Antetokounmpo (28) kommen zurück.
Die Sorgen, dass Supertalent Victor Wembanyama die Liga direkt umkrempelt, dürften nicht allzu groß sein. Der 19-Jährige wird aller Voraussicht nach zu den San Antonio Spurs gehen, dort jedoch keine überragenden Mitspieler vorfinden. Ein Titelanwärter sind sie deshalb noch lange nicht.
Die Houston Rockets und Orlando Magic beweisen zudem seit Jahren, dass die besten Talente im Draft noch lange nicht für eine große Wende reichen.
Nuggets als „langweiliges“ Team
Denver geht also als Topfavorit in die nächste Saison - und das schmeckt einigen gar nicht.
Denn die Franchise steht für wenig Glanz. Superstar Jokic überzeugt mit Leistungen und nicht mit Geschichten in der Klatschpresse. Die Arena steht nicht für außergewöhnliche Atmosphäre und die Geschichte des Teams ist nicht legendär.
„Es ist aufregend, Meisterschaften zu gewinnen“, meint Klubbesitzer Josh Kroenke. „Die sollen uns weiter langweilig nennen. Wir gewinnen einfach weiter.“