Bei der EuroBasket 2022 feierte Daniel Theis mit dem deutschen Team den Gewinn der Bronzemedaille. Es war überhaupt erst das dritte Edelmetall einer deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft.
Deutscher EM-Held in Sackgasse
Nach dem Titelgewinn 1993 und der Silbermedaille 2005 - Dirk Nowitzki wurde damals zum MVP des Turniers gewählt - haben Theis und Co. nun den EM-Medaillensatz komplettiert. Mit diesem Erfolg im Rücken wollte der Center nun auch in der NBA neu angreifen.
Mit den Indiana Pacers, zu denen er im Rahmen des Trades von Malcolm Brogdon geschickt wurde, wartete ein neuer Arbeitgeber auf ihn.
Fünf Monate später ist jedoch Tristesse im Hause Theis eingekehrt. Schließlich stehen bisher erst sieben magere Einsätze zu Buche - zu wenig für einen eigentlich gestandenen NBA-Profi.
Dabei ist der gebürtige Salzgitterer wieder topfit, nachdem er sich zu Saisonbeginn mit hartnäckigen Knieproblemen herumgeplagt hatte.
Theis bei Pacers nur Statist
Nach gelungener Genesung durfte Theis, der am 4. April 31 Jahre alt wurde, damals auch schnell wieder auf den Court und seine Qualitäten unter Beweis stellen. Während er in seinem ersten Spiel im Pacers-Jersey Anfang Februar noch punktlos blieb, spulte er in den darauffolgenden Partien sein übliches Programm ab.
Er verteidigte hart unter dem eigenen Korb und war sich auch offensiv für keine Aufgabe zu schade. Mit durchschnittlich acht Punkten und vier Rebounds pro Begegnung lag er voll in seinem üblichen Soll.
Doch nach der knappen Overtime-Niederlage gegen sein Ex-Team, die Boston Celtics, wurde es Ende Februar still um den Bronzemedaillengewinner.
Head Coach Rick Carlisle setzte ihn in der Folge immer wieder auf die Tribüne. Die Buchstaben „DNP“ (Did not play; zu Deutsch: hat nicht gespielt) wurden immer häufiger mehr zu seinem nervigen Begleiter.
Umso verwunderlicher sind die Aussagen seines Trainers. „Ich finde, er hat absolut gezeigt, dass er ein sehr guter NBA-Spieler ist“, lobte Carlisle seinen Schützling nach dessen Rückkehr vor knapp zwei Monaten.
Pacers setzen auf Talente statt Theis
An seinen Einsatzzeiten änderte dieses Lob jedoch nichts. Es macht die Situation rund um den Niedersachsen nur noch perverser. Trotz der Lobeshymnen ist Theis nur noch Zuschauer, während seine Teamkollegen bis zuletzt noch um den Einzug in die Playoffs spielten. Erst seit wenigen Tagen steht fest, dass die Pacers in der Eastern Conference keine Chance mehr haben, sich für die Playoffs zu qualifizieren.
Carlisle, der 2011 mit den Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki den NBA-Titel gewann, setzte zuletzt allgemein auf junge Spieler. Mit seinen 30 Lenzen zählt Theis jedoch nicht zu dieser Kategorie, sondern gehört schon eher zu den „Oldies“ im Team. Nur George Hill und James Johnson (beide 36) sind noch älter.
So stehen immer häufiger Talente wie Jordan Nwora, Bennedict Mathurin und Jalen Smith in der Starting Five. Sie sollen die Zukunft der Franchise prägen, denn schließlich warten die Pacers bereits seit neun Jahren auf den Gewinn einer Playoff-Serie.
Dieser Weg machte sich teilweise bezahlt, denn Mathurin und Nwora zeigten ebenso gute Leistungen wie Shooting Guard Tyrese Haliburton - sehr zum Leidwesen von Theis.
Für ihn ist diese Situation nicht neu. Auch bei den Houston Rockets und Chicago Bulls musste er bereits der nächsten Generation weichen.
Theis wird Besitzer bei Fußball-Klub
Der deutsche NBA-Profi hat derzeit also viel freie Zeit, die er für andere Unternehmungen nutzt. So investierte er vor kurzem in ein Fußball-Team. Er ist „voller Vorfreude“, Teilbesitzer des US-Zweitligisten Rhode Island FC zu sein.
Ab dem kommenden Jahr plant der Klub, seine Spiele in Pawtucket nahe Boston auszutragen. Ob er dann noch in Indiana spielen wird, darf aufgrund der aktuellen Situation arg bezweifelt werden.
„Natürlich haben wir uns über die Situation unterhalten. Wenn er ganz gesund ist, hat er hier alle Möglichkeiten“, beschwichtigt Carlisle. Vertraglich ist Theis bis 2024 an das Team gebunden, die Pacers besitzen sogar die Option, dem Kontrakt um ein weiteres Jahr zu verlängern.
Der Center hält seinen möglichen Frust jedoch verborgen, negative Worte über seinen aktuellen Arbeitgeber sucht man vergebens. „Er hängt sich hier echt rein und ist weiterhin Teil des Teams“, schildert der Head Coach.
Schließlich will der letztjährige Final-Teilnehmer mit den Boston Celtics seinem Trainer zeigen, dass die Buchstaben „DNP“ hinter seinem Namen so bald wie möglich wieder verschwinden mögen.