Dieser Abend des 22. Januar 2006 werden die Basketball-Fans so schnell nicht vergessen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
81 Punkte! Bryant auch dank Oma überragend
Was zu Beginn eine Partie zwischen zwei schwachen Teams der NBA war, entwickelte sich zu einer historischen Performance eines Mannes, der zu den besten Spielern aller Zeiten zählt.
„Von so etwas habe ich noch nicht einmal als Kind geträumt“, sagte Kobe Bryant nach seiner unglaublichen Performance gegen die Toronto Raptors. Der Shooting Guard der Los Angeles Lakers hatte satte 81 Punkte erzielt - die zweitmeisten Zähler in der NBA-Geschichte.
„Wenn ich sagen würde, dass ich begriffen hätte, was passiert ist, wäre das gelogen“, schilderte er seine Gefühlswelt. Das überrascht nicht, denn nur Wilt Chamberlain hat mit 100 Zählern jemals einen besseren Tag auf einem NBA-Court gehabt.
Bryant mit einem überragenden Punkteschnitt
Nach solch einem rekordverdächtigen Spiel sah es jedoch zunächst nicht aus. Zur Halbzeit stand auf seinem Statistikzettel „erst“ 26 Pünktchen. Das reichte allerdings nicht aus, um sein Team mit einer Führung in die Pause zu schicken.
Vielmehr führten die Raptors mit 63:49 - und das obwohl sie um einiges schlechter in der Tabelle dastanden. So konnte das Team aus Kanada lediglich 14 ihrer bis dato 40 Saisonspiele gewinnen, während die Kalifornier ihrerseits 21 Erfolge feiern konnte.
Um die Schmach zu verhindern, legte er also nochmal eine Schippe drauf. „Es ging mir nur um den Sieg, deshalb habe ich aufgedreht“, erklärte er.
Das nötige Selbstvertrauen dafür hatte er. Schließlich hatte er in den zehn vorherigen Partie durchschnittlich 45,5 Punkte aufgelegt - ein unglaublicher Wert. Diese Scoring-Wucht hatten auch die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki über sich ergehen lassen müssen. Bryant gelangen überragende 62 Zähler.
Nun sollten auch die Raptors am eigenen Leib zu spüren bekommen, was der damals 27-Jährige für ein Ausnahmespieler ist. Im dritten Viertel legte er mal so eben schlappe 27 Punkte auf. Zum Vergleich: Der Gegner kam nur auf 22.
Raptors-Star schürt irres Gerücht
Sein Gegenspieler Mike James hatte das schon kommen sehen. „Wir hatten eine gute erste Hälfte, aber Kobe hatte diesen komischen Blick in seinen Augen“, erläuterte er nach der Partie.
Der Guard hatte aber wie seine Gegenspieler keine Lösung, um den Lauf von Bryant zu stoppen. Besonders Jalen Rose wurde immer wieder von dem Superstar düpiert und schwindelig gespielt. Deswegen streute dieser sogar das Gerücht, dass der Lakers-Spieler einen Wodka Martini mit 81 Oliven bestellt haben soll - die Retourkutsche folgte Jahre später in einem TV-Spot.
Derweil zeigte sich sein damaliger Teamkollege Chris Bosh selbstkritisch: „Wir haben ihn beim Werfen zugeschaut.“ Gleichzeitig gestand er aber auch, dass Kobe einfach nicht aufzuhalten gewesen sei, obwohl sie ihn sogar mit „drei oder Spieler“ gedeckt hätten.
Verhinderte Jackson den ultimativen Punkterekord von Bryant?
So traf die „Black Mamba“ auch im Schlussviertel weiter nach Belieben. Ihm gelangen weitere 28 Punkte, sodass er alleine in der zweiten Halbzeit 55 Zähler auflegte. Damit führte er sein Team zum 122:108-Erfolg - und übertünchte so auch mal wieder die große Probleme des Teams, denn nach der Pause hatten seine Mannschaftskollegen nur magere 18 Pünktchen erzielt.
„Ich habe einige bemerkenswerte Spiele gesehen, aber noch nie eines wie dieses“, lobte ihn Trainer Phil Jackson. Dabei hätte er fast selbst verhindert, dass sein Schützling so viele Punkte erzielt hat.
Er wollte ihn kurz vor dem Spielende herunternehmen. Da er dort bei 77 Zählern stand, hätte er lediglich auf Rang drei der ewigen Bestenliste gelegen. Doch ein Assistent-Trainer hinderte ihn mit den Worten: „Das würde einen Aufstand geben“ daran.
Zweifel bleiben dennoch, die John Salley Jahre später in einem Podcast nährte. So glaubt der Ex-Lakers-Spieler, dass der legändere Head Coach nicht wollte, dass Kobe den Rekord bricht. In einem Gespräch mit Jackson meinte er, dass Kobe 104 Punkte hätte schaffen können. „Phil sagte: ‚Einige Rekord müssen bestehen bleiben‘“, zitierte er im Podcast von FOX aus der Konversation.
Oma Bryant als Glücksbringer für Bryant
Gestört haben dürfte es an diesem Abend keinen. „Du sitzt da und schaust zu. Es ist wie ein Wunder, das sich vor deinen Augen entfaltet und du kannst es nicht verstehen“, sagte der damalige Lakers-Besitzer Jerry Buss.
„Das war ein echter Genuss. Seine Fähigkeit, aus der Ferne zu schießen und ebenfalls den Korb anzugreifen, die Verteidigung zu spalten und sich in Korbnähe Würfe zu erarbeiten, ist einzigartig. Er hat sich eine Nische geschaffen und er hat es verdient“, lobte ihn die Lakers-Legende Kareem Abdul-Jabbar.
Das Spiel war so historisch, dass sich Mitspieler wie Luke Walton sogar seine Unterschrift auf dem Statistikbogen sicherten. Die Zahlen die, auf diesem Bogen zu finden waren, sind einfach unglaublich: 28/46 aus dem Feld, 7/13 von der Dreierlinie und 18/20 Freiwürfe in 41:56 Minuten auf dem Feld. Hinzukommen sechs Rebounds, drei Steals, zwei Assists und ein Block.
Einer Person dürfte es vermutlich am meisten gefallen haben. Wie Bryant Jahre später gestand, war die Partie gegen Toronto das einzige Match, das seine Oma live in der Arena gesehen hat. Ihr Enkel hat dafür Sorge getragen, dass diese Partie nie vergessen wird.