In L.A. schrillen allmählich die Alarmglocken!
Das Gesicht der Lakers-Krise
Die Niederlage bei den Golden State Warriors in der NBA Opening Night konnten die meisten Lakers-Fans noch verschmerzen, die verlorene Heimpartie gegen den Stadtrivalen Los Angeles Clippers schon eher weniger. Doch die Schlussphase der Partie gegen die Portland Trail Blazers und der damit einhergehende Saisonstart von 0-3 brachte das Fass einiger Lakers-Fans zum Überlaufen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Zwar hatte sich der Rekordchampion in die Partie zurückgekämpft und einen in der ersten Halbzeit durchweg bestehenden Rückstand in eine Sieben-Punkte-Führung knapp zwei Minuten vor Schluss gedreht. Aber Portland blieb dank seines Leaders Damian Lillard an den Lila-Gelben dran und verkürzte auf einen Punkt, während Patrick Beverley und LeBron James danebenzielten.
Rund 27 Sekunden vor dem Ende folgte dann eine Szene, die die bisherige Lakers-Saison nahezu perfekt widerspiegelte.
Westbrook lässt die Fans verzweifeln
„No, Russ, No“: Sogar die Lakers-Kommentatoren waren der Verzweiflung nahe, als Russell Westbrook 27 Sekunden vor Schluss und mit noch jeder Menge Zeit auf der Uhr einen langen Mitteldistanz-Wurf nahm, der sein Ziel verfehlte. Auch LeBron blickte wenig begeistert. Der Ball fand über Umwege in die Hände von Lillard, der mit einem Stepback-Dreier die dritte Lakers-Pleite in Folge einleitete.
Der Aufschrei nach dem vergebenen und in vielen Augen überhasteten Wurf von Westbrook war nach der Partie groß. Warum nimmt sich ein Spieler, der seit über einem Jahr seinen Wurf-Touch verloren hat, in so einer wichtigen Situation den Wurf, anstatt den Ball in die Hände von Superstar James zu geben?
Die Antwort ist naheliegend: Der ehemalige MVP wollte mit seinem Wurf ein sogenanntes 2 for 1 Play ermöglichen, was bedeutet, dass die Lakers dank des schnellen Abschlusses zum Ende der Partie noch einmal in Ballbesitz gekommen wären.
Der neue Head-Coach Darvin Ham stärkte nach der Partie seinem Schützling teilweise den Rücken. Dieser hätte sich allerdings gewünscht, dass Westbrook „direkt den Ring attackiert“ und sich nicht auf seinen wackeligen Wurf verlässt.
„Das ist der eine Wurf, den der Gegner von dir sehen will - ein langer und gut verteidigter Zweier. Mit seiner Fähigkeit zu explodieren und zum Korb zu kommen, hätte ich mir gewünscht, dass er das macht“, sagte Ham weiter.
Lakers werden zum Shooting-Problemfall
Von den Fans wird der ehemalige MVP schon längst zum Gesicht der Lakers-Krise gemacht. Der ehemalige Superstar der Oklahoma City Thunder tut sich bei den Lakers nicht erst seit dieser Saison schwer. In der vergangenen Saison legte der 33-Jährige zwar durchschnittlich 18,5 Punkte, sieben Rebounds und sieben Assists auf, versenkte dabei allerdings nur katastrophale 44 % seiner Würfe.
Mit einer Trefferquote von nur 29 % von jenseits der Dreierlinie unterbot Westbrook seinen Karriereschnitt deutlich, was auch ein Grund für das peinliche Verpassen der Playoffs in der vergangenen Saison war.
Auch in der bisherigen Saison kommt der gebürtige Kalifornier nicht in Tritt, legte in den ersten Partien magere 10,3 Punkte im Schnitt auf.
Mit null Treffern bei elf Versuchen aus dem Feld und gerade einmal zwei Punkten gegen die Los Angeles Clippers steigerte er seinen Trade-Wert nicht gerade, was ihm im Netz reichlich Spott brachte.
Lakers mit katastrophaler Dreier-Quote
Doch Westbrook ist natürlich nicht nur der einzige Grund, warum es bei den Lakers alles andere als rund läuft. Die Glamour-Franchise aus Hollywood weist in dieser Saison bislang eine zentrale eklatante Schwäche auf: das Shooting!
20 von 121 Dreiern konnten die Lakers bisher in dieser Saison verwandeln, was eine Dreierquote von miserablen 21,3 % darstellt. Nur die Atlanta Hawks nahmen als einziges Team 2018 über eine Spanne von drei Spielen ebenfalls einmal über 100 Dreier und trafen dabei mit 21,1 % noch schlechter.
Grund genug für LeBron, sich über die eigene Wurfquote lustig zu machen. Auf der Pressekonferenz scherzte er sinngemäß: „Wir treffen den Ozean nicht mal mit einem Penny.“
Finanzielle Flexibilität ist begrenzt -Schröder fehlt
Buddy Hield wäre so ein Shooter gewesen, der im Gegenzug für unter anderem Westbrook im Sommer beinahe zu den Lakers getradet worden wäre. Die glorreiche Franchise aus L.A. lehnte den Deal letztendlich ab, da sie womöglich zwei ihrer wenigen verbliebenen Draft-Picks in den Deal involvieren hätte müssen.
Parallel verschlingt die Big Three der Lakers um James, Anthony Davis und Westbrook rund 123 Millionen Dollar in der laufenden Saison, was die Möglichkeiten der Franchise auf dem Markt schwer begrenzt.
Dennis Schröder, der für einen Minimalvertrag zu den Lakers im Sommer zurückgekehrt ist, fehlt derzeit mit einer Daumenverletzung im Aufgebot. Sollte er in den anvisierten drei bis vier Wochen in den Kader zurückkehren, darf man gespannt sein, wie der Lakers-Coach die Konkurrenzsituation zwischen dem deutschen EM-Helden und einem komplett außer Form geratenen Westbrook regelt.
Die kommenden Partien sind für den Rekordchampion, der gemeinsam mit den Boston Celtics mit jeweils 17 Titeln das Ranking anführt, von immenser Bedeutung - will man die Gemüter doch wieder schnell beruhigen. Mit den Auswärtsbegegnungen bei den Denver Nuggets und bei den Minnesota Timberwolves wird die Aufgabe für LeBron und Co. allerdings nicht einfacher als bislang. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)