Die Golden State Warriors holten vergangene Saison erneut den NBA-Titel - gleichzeitig zählt die Franchise aus San Francisco zu den reichsten der Liga.
Geht der Titel nur noch über Geld?
Mit einer Steuerrechnung in Höhe von 170,3 Millionen Dollar für die Saison 2021/2022 standen die Warriors ganz oben. Durch die Vertragsverlängerungen mit Jordan Poole und Andrew Wiggins macht die ohnehin schon fette Gehaltsliste nochmal einen Sprung nach oben.
In der Saison 2023/2024 könnte diese von 400 bis 500 Millionen Dollar ansteigen. Für die meisten Teams der Liga eine unerreichbare Dimension.
Der Großteil der Teams verfügt nicht im Ansatz über die Einnahmen, die erforderlich wären, um mit der enormen Kaufkraft der Warriors mitzuhalten. Diese Lücke ist eine weit verbreitete Sorge, da die NBA und die National Basketball Players Association (NBPA) bereits Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag (CBA) aufgenommen haben, die bis zum 15. Dezember abgeschlossen sein sollen.
Ein Hauptziel des CBA ist es, jedem Team die Möglichkeit zu geben, unabhängig von der Marktgröße zu gewinnen. Einige Franchises werden auf neue Regeln, härtere Steuerstrafen und strengere Ausgabenbeschränkungen drängen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA).
Doch ist das wirklich notwendig und ist die NBA wirklich für die reichsten Teams manipuliert?
Finals beweisen das Gegenteil
Vier verschiedene Teams wurden in den letzten fünf Jahren NBA-Champion. Zwei Titel davon gingen nach Golden State. Im Vergleich zu den Warriors zahlten die Milwaukee Bucks für ihren Titel weniger als 800.000 Dollar an Strafgeldern. Die Los Angeles Lakers, die sich in einem Top-Medien-Markt befinden und für gewöhnlich ausgabefreudig sind, lagen bei ihrer Meisterschaft in der NBA-Bubble 2019/2020 sogar unter der Steuer.
Die Luxussteuern der letzten fünf Meister:
- 2017-18: Golden State Warriors—$32,263,299
- 2018-19: Toronto Raptors—$25,190,963
- 2019-20: Los Angeles Lakers—$0
- 2020-21: Milwaukee Bucks—$794,721
- 2021-22: Golden State Warriors—$170,331,194
Anhand der Auflistung ist kaum zu übersehen, dass die Warriors viel Geld ausgeben. Den Anfang setzte das Team aus San Francisco als Superstar Kevin Durant in die Bay Area wechselte und den ohnehin starken Kader mit Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green komplettierte. Dadurch wurde eine neue Dimension eines Superteams geschaffen. Mit zwei der besten Spieler der Geschichte, einem genialen Dreipunkteschützen und einem unangenehm harten Verteidiger. LeBron James und die Cavaliers haben diese Wucht am eigenen Leib erfahren.
Bei einem Blick auf die Strafgelder fällt auf, dass der Kader von Cleveland sogar noch höher belastet wurde als der von den Warriors. Doch auch beim Vergleich zwischen den letzten fünf Zweitplatzierten lässt sich ein Trend in die andere Richtung erkennen:
- 2017-18: Cleveland Cavaliers—$50,749,202
- 2018-19: Golden State Warriors—$51,487,864
- 2019-20: Miami Heat—$2,461,242
- 2020-21: Phoenix Suns—$0
- 2021-22: Boston Celtics—$0
Die Celtics wie auch die Suns erreichten die Finals und lagen dabei trotzdem unter der Steuer. Auch die überschaubare Summe der Heat von knapp 2,5 Millionen Dollar sollte für eine NBA-Franchise zu stemmen sein. Die Celtics, die den Warriors in einer umkämpften Serie mit 2:4 unterlagen, schienen trotz eines Unterschieds von 170 Millionen Dollar dennoch konkurrenzfähig gewesen zu sein.
Niederlagen trotz hoher Ausgaben
In den Conference Finals der Saison 2020/21 zahlten alle Mannschaften der Final Four zusammen 5,9 Millionen Dollar, wobei alleine die Clippers mit 5,2 Millionen Dollar für den Hauptteil verantwortlich waren. Auch in der Saison 2019/20 waren die Heat die einzige Mannschaft, die über der Steuer lagen.
Dem entgegen stehen beide Teams aus Los Angeles, die in der vergangenen Saison viel Geld für nichts investierten. Die Clippers lagen 83,1 und die Lakers 45,1 Millionen Dollar über der Grenze, jedoch erreichte keines der beiden Teams die Playoffs. Die Brooklyn Nets mit 97,7 und die Utah Jazz mit 18,8 Millionen Dollar schieden bereits in der ersten Runde aus.
Die größten Geldgeber der Saison 2020/2021 waren die Warriors (68,9 Mio. Dollar) und die Nets (61,6 Mio. Dollar). Das Team von Steve Kerr war aufgrund mehrerer Verletzungen im Tanking-Modus und verpasste sogar die Playoffs. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA).
Auch die Oklahoma City Thunder, die in der Saison 2018/2019 mit Russell Westbrook und Paul George zwei Top-Verdiener in ihren Reihen hatten und 61,6 Millionen Dollar ausgaben, scheiterten in der ersten Runde an den Trail Blazers, die mit einer Steuerrechnung von 15 Millionen Dollar sogar in die Western Conference Finals einzogen, wo sie sich in vier Spielen chancenlos den Warriors geschlagen geben mussten.
Mark Cuban: Bringt mehr Geld den Erfolg?
Es gibt einige Teams, die keinerlei Luxussteuer zahlen. Darunter die Indiana Pacers, die diesbezüglich eine harte Linie durchziehen. Auch die Mavericks mit Eigner Mark Cuban haben seit einem Jahrzehnt keine Steuer mehr gezahlt. Für die kommende Saison könnten sich dies jedoch ändern. Die Frage, die sich Cuban, wie auch andere NBA-Mannschaften gestellt haben, ist, ob es sich tatsächlich lohnt, die Strafgelder in Kauf zu nehmen, um die Chance auf Erfolg zu steigern.
Mannschaften, die hohe Gehaltskosten haben, sind im Normalfall auch die Mannschaften, die erfolgreich Basketball spielen. Zuvor aufgezählte Teams wie die Nets, Lakers oder Clippers sind besetzt mit absoluten Starspielern. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Diese Teams zeigen allerdings auch, dass hohe Ausgaben nicht unmittelbar zu Erfolg führen. Bei näherer Betrachtung - wie Verletzungen während der Saison - wird deutlich, dass im Vorfeld nicht immer klar sein kann, wer gewinnen wird. Bei ihnen ist jedoch die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie bei Ablauf der Handelsfrist als Käufer auftreten.
In der Zwischenzeit neigen die Teams, die glauben, zur Elite zu gehören, die aber hinter den Erwartungen zurückbleiben, dazu, ihre Gehälter durch Tausch und sogar Vertragsaufkäufe zu senken oder zu eliminieren, um ihre Steuerlast zu verringern. Der Erfolg eines NBA-Teams hängt am Ende nicht von der Höhe ihrer Steuerlast ab, sondern von vielen verschiedenen Faktoren - vor allem von Talent und Potenzial im Team.
Für die meisten Teams macht das, was die Warriors mit ihrer Gehaltsliste machen, keinen Sinn. Dass dadurch die NBA nicht mehr wettbewerbsfähig ist und der Titel somit nur noch erkauft wird, ist jedoch nicht der Fall. Die Teams, die unter der Luxussteuer liegen, erhalten schließlich einen Teil des Geldes, das die Steuerzahler auszahlen. Nach der letzten Saison waren es 10,5 Millionen Dollar, die hauptsächlich von Golden State gezahlt wurden, das mit seinen üppigen Ausgaben die kleineren Märkte subventionierte.