Dieser Junge könnte wie eine Urgewalt über die NBA hereinbrechen.
Macht dieses Talent die NBA zur Farce?
Nach zwei Exhibition Games Anfang Oktober zwischen den NBA G-League Ignite und den aus Frankreich angereisten Boulogne-Levallois Metropolitans kennt der Hype um Victor Wembanyama keine Grenzen mehr.
Im Duell mit dem US-amerikanischen Top-Talent Scoot Henderson lieferte der 18-Jährige einen mehr als beeindruckenden Nachweis seiner Fähigkeiten. Zwar verlor sein Team in Spiel eins mit 115:122, aber seine 37 Punkte ließen aufhorchen - zumal er sieben seiner elf erfolgreichen Würfe von jenseits der Dreierlinie durchs Netz jagte. Dazu sammelte er noch fünf Blocks und vier Rebounds. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
Im zweiten Spiel - diesmal gewannen die Franzosen 112:106 - legte er erneut 36 Punkte auf. Zusätzlich brachte er elf Rebounds und vier Blocks auf die Statistikblätter.
Wembanyama-Hype: Besserer Draft-Kandidat als LeBron
Nach dieser zweiten Gala-Show rauschte der Wembanyama-Hype im Eiltempo durch die Liga. „Sein Talent und seine Fähigkeiten zaubern mir ein Lächeln aufs Gesicht“, huldigte Kevin Durant dem Youngster und fügte hinzu: „Die Liga bekommt ein Problem, wenn er endlich da ist. Ich will unbedingt sehen, was die Zukunft für ihn bringt.“
Dieser Einschätzung seines ehemaligen Teamkollegen konnte Steph Curry nur beipflichten und setzte noch einen obendrauf. „Er ist wie ein Spieler, den man bei NBA2K erstellt“, staunte er über seine Beweglichkeit bei dessen Körpergröße von 2,24. „Ich meine diese Point Guards, die über 2,13 Meter groß sind. Es fühlt sich wie ein Cheat Code an. Er hat viel Talent und es macht Spaß, ihm zuzusehen.“
Selbst mit den allergrößten NBA-Stars wird Wembanyama schon verglichen. Für Sportjournalist Bill Simmons von ESPN ist er sogar ein noch besserer Draft-Kandidat als seinerzeit LeBron James - und der wurde als „The Chosen One“ (“Der Auserwählte“) bezeichnet. „Ich denke, Wembanyama ist vor LeBron der beste Kandidat, den ich je gesehen habe“, legte er sich in seinem Bill Simmons Podcast fest und geriet regelrecht ins Schwärmen: „Es ist einfach unmöglich, dass er nicht einer der besten Spieler in der Liga sein wird. Das ist unmöglich.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
LeBron James schwärmt ebenfalls von dem „Alien“
Sogar der King selbst scheint sich der Magie des jungen Franzosen nicht entziehen zu können. Zwar seien in den vergangenen Jahren viele potenzielle Top-Talente als „Einhorn“ bezeichnet worden, „aber er (Wembanyama, Anm. d. Red.) ist mehr wie ein Alien.“ Noch nie zuvor habe er gesehen, wie jemand mit dieser Größe so elegant auf dem Spielfeld wirken könne. „Er ist 2,24 Meter groß, kann den Ball dribbeln, Stepbacks aus dem Post oder von der Dreierlinie treffen und Würfe blocken. Er ist ein Spieler, wie man ihn alle Jubeljahre sieht.“
Der so Hochgelobte bleibt jedoch bescheiden und bedankt sich für die schönen Worte, weist aber auch darauf hin, dass sich dadurch für ihn nichts ändern werde. „Die Sache ist die, dass ich noch gar nichts gemacht habe. Ich habe noch kein einziges Spiel in der NBA bestritten. Ich wurde nicht gedraftet. Ich muss also konzentriert bleiben, um meine Ziele zu erreichen“, sagte er im Rahmen der beiden Exhibition Games.
Dass der Power Forward beim kommenden Draft - wahrscheinlich als Nummer eins - in der besten Basketball-Liga der Welt landen wird, scheint allerdings mehr als sicher. Geht es nach NBA-Experte Adrian Wojnarowski von ESPN, ist Wembanyama der beste NBA Prospect in der Geschichte der Liga.
Wembanyama: 500 Millionen Dollar wert?
Und genau hier liegt das Problem: Commissioner Adam Silver sah sich bereits genötigt, die Teams davor zu warnen, für den 18-Jährigen zu tanken - sprich: absichtlich verlieren, um in der Draft Lottery bessere Chancen zu haben, den ersten Pick und damit das goldene Ticket für Wembanyama zu erhalten.
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Eine Warnung, die aber wohl nicht auf fruchtbaren Boden fallen dürfte. „Der Einfluss, den er auf die NBA in dieser Saison haben wird, ist dramatisch, wie mir ein GM neulich sagte. Wir werden einen Wettlauf nach unten erleben, wie man ihn in der NBA noch nie gesehen hat“, gab Wojnarowski weiter preis. „Die Teams werden versuchen, sich in die Lage zu versetzen, Wembanyama auszuwählen oder den zweiten Pick zu bekommen und Scoot Henderson zu holen.“
Der Grund für dieses Vorgehen: Die Verpflichtung dieses Wunderkinds könnte den Wert der glücklichen Franchise um bis zu 500 Millionen Dollar anheben, plauderte Wojnarowski weiter aus dem Nähkästchen, was ihm ein Teampräsident verraten hatte.
Angst vor Tanken: Wird die Saison zur Farce?
Und genau hier könnte ein doppeltes Problem für die NBA entstehen. Teams, die schon zu Saisonbeginn keine Chance auf den Meistertitel oder zumindest einen tiefen Playoff-Run sehen, könnten durch absichtliches Verlieren die Meisterschaft negativ beeinflussen und damit den Titelkampf zur Farce machen. Neben der sportlichen Integrität der Liga droht hier in Bezug auf TV- und Sponsoren-Gelder enormer Ärger für die Liga. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Zum anderen könnte das Tanken immense Auswirkungen auf die aktuellen Spieler haben. Kein Team, das möglichst schlecht abschneiden will, wird auf dem Trademarkt großartig aktiv werden. Im Gegenteil, eher werden gute Spieler aus dem Kader verramscht, um zusätzlich zu verlieren. Die Auswirkungen für die Betroffenen können hier mannigfaltig sein.
Dass es so kommt, davon ist Wojnarowski überzeugt. „Das Ausmaß des Tankens, das wir dieses Jahr in der NBA sehen werden, da viele versuchen, sich in Position zu bringen, könnte sich auf die Handelsfrist auswirken, da die Teams einfach nicht in der Position sein wollen, zu gewinnen. Das hat Auswirkungen auf die Konkurrenten.“
Wembanyama hat also bereits jetzt - ohne je eine Sekunde in der NBA gespielt zu haben - schon einen riesigen Einfluss auf die Liga. Man darf gespannt sein, ob er die NBA sportlich ebenso prägen kann.
In der übernächsten Saison werden wir es aller Wahrscheinlichkeit nach erfahren.