Welcher Spieler wird als erster im Draft ausgewählt werden?
Das Einhorn des NBA-Drafts
Diese Frage beschäftigt Fans und Experten in den US-Sportarten jedes Jahr aufs neue. Angesichts des anstehenden NBA-Drafts in der Nacht von Donnerstag auf Freitag werden die Diskussionen wieder intensiv geführt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
In diesem Jahr werden drei Namen besonders heiß für die erste Position gehandelt: Jabari Smith, Paolo Banchero und Chet Holmgren.
Besonders über den Letztgenannten wird viel geredet. Der Grund: Seine Qualitäten, die für einen Mann seiner Größe einzigartig sind.
Erster Eindruck zu Holmgren täuscht
Wenn man sich die Statistiken von dem 20-Jährigen in seinem einzigen Jahr bei den Gonzaga Bulldogs anschaut, dann mag man nicht so recht an einen First Overall Pick denken.
Seine mittelmäßigen 14,1 Punkte im Schnitt sind nur der zweitbeste Wert in seinem Team. Wie soll der 2,13m-große Schlaks also gegen bessere und erfahrene Spieler in der NBA bestehen? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
Die Lösung liegt in der Spielweise, die ihm in der NBA deutlich besser passen dürfte als die am College. Schließlich ist Holmgren nicht der Mann, der nur in der Zone steht und auf Anspiele wartet.
Basketball als Familiensport bei den Holmgrens
Eine wichtige Rolle spielt dabei sein Vater, David. Wie sein Sohn ist auch er groß und schlaksig, weswegen er früher ebenfalls sein Glück im Basketball versuchte. Chronische Knieprobleme beendet aber seinen NBA-Traum, bevor er überhaupt begonnen hatte.
Dementsprechend fördert er Chet so gut er kann - und möchte, dass bei ihm alles anders wird. Zu seiner Zeit war ein Center zumeist in der Zone zu finden und sollte beim Rebound den Ball direkt wieder zu den Guards spielen.
Die Spielweise hat sich jedoch geändert. Deswegen machte er dem legendären Trainer Larry Suggs klar: „Er soll nicht wie Shaq (Shaquille O‘Neal, Anm. d. Red.) werden.“
Suggs-Familie fördert Holmgren
Das Gute für die Holmgren-Familie: Das ist auch genau die Art und Weise wie Suggs seine Mannschaften trainiert. Jeder Spieler soll die Fähigkeiten eines Point Guards besitzen.
Bei dem jungen Mann musste er im Alter von acht Jahren aber erstmal mit den Grundlagen anfangen, denn er traf nicht mal ein Layup beim Aufwärmen. Holmgren merkte das selbst und fing an hart an sich zu arbeiten.
Dabei suchte er auch immer wieder die direkte Herausforderung mit einem anderen bekannten Namen aus seinem Team: Jalen Suggs, der im vergangenen Jahr an der fünften Position des Drafts von den Orlando Magic ausgewählt wurde.
Häufig spielten sie nach dem Training 1-gegen-1, um besser zu werden. „Jalen hat so viel mit der Entwicklung von Chet zu tun wie jeder andere“, erklärte David Holmgren bei ESPN und ergänzte, „Jalen ist wie ein großer Bruder zu Chet.“
Wiedervereinigung von Suggs und Holmgren in Orlando?
Nun könnte es zu einem erneuten Wiedersehen der beiden Spieler bekommen. So besitzen die Magic den ersten Pick im Draft und könnten das geniale Duo aus Schulzeiten wieder vereinigen.
Die beiden kennen sich seit der dritten Klasse, als sie gemeinsam für die Grassroots Sizzle spielten, gewannen mit der High School Minnehaha Academy in vier Jahren drei Landesmeisterschaften und spielten jeweils ein Jahr für Gonzaga, bevor sie sich zum NBA-Draft anmeldeten.
„Es macht einfach alles Sinn. Der Basketball macht Sinn, das Business macht Sinn. Sie könnten das größte Ding seit Penny (Hardaway, Anm. d. Red.) und Shaq werden“, schwärmt schon jetzt ihr Jugendtrainer Brian Sandifer bei ESPN.
Ist Holmgren der neue Larry Bird?
Dabei hat sich der U19-Weltmeister von 2021 zum genauen Gegenteil von dem legendären Center entwickelt. Im Gegenteil zu Shaq ist Holmgren mit 88 Kilogramm ein absolutes Leichtgewicht, obwohl die beiden nur drei Zentimeter trennt.
Darüber hinaus ist der US-Amerikaner mit griechischen Wurzeln der deutlich bessere Schütze. Im Training hat er regelmäßig eine Wurfquote von über 70 (!) Prozent - ein unglaublicher Wert für jede Position. Dabei trifft er auch hochprozentig die Würfe jenseits der Dreierlinie, was ihn nochmal interessanter macht.
Kein Wunder also, dass sein Trainer Suggs ihn schon früh als besten weißen US-Basketballer seit Larry Bird bezeichnet. „Das erste Mal, als er das gesagt hat, war ich in der Middle School. Ich habe keine Reaktion dazu und ich würde auch nicht sagen, dass es eine Rolle ist, die erfüllt werden muss. Nationalität und Hautfarbe verändern nicht das Spiel, sondern deine Fähigkeiten“, meint Holmgren, der in der achten Klasse um 20 Zentimeter gewachsen ist.
Es ist jedoch eher so, dass vielen Experten dieser gern gemacht Vergleich mit einem NBA-Spieler schwer fällt. Deswegen fällt umso häufiger der Begriff „Unicorn“ (Übersetzung: Einhorn), eben weil es kein Vergleich für ihn gibt.
Holmgren und die Hoffnung auf den First Overall Pick
Entsprechend groß sind die Hoffnungen, dass er nun als erster Spieler der diesjährigen Talente-Auswahl aufgerufen wird.
Damit würde das wahr werden, was sein Vater schon früh geahnt hat. „Ich habe in der vierten oder fünften Klasse gesehen, dass er richtig gut ist. Er hat Dinge mit dem Ball gemacht, die sonst nur Guards machen - und zwar flüssig. Er war zwar noch roh, aber ab dem Moment wusste ich, dass er richtig gut werden wird“, erinnert sich David Holmgren.
Freitagnacht wird sich zeigen, wie die Meinung der NBA-Teams zu dem Mann aus Minneapolis ist.