LeBron James musste tatenlos zusehen, wie die Saison seiner Lakers endgültig in einem Fiasko mündete.
Das größte Versagen der NBA-Geschichte
Mit golden-schwarzer Sonnenbrille und Legenden-Shirt verfolgte der verletzte Superstar das frühzeitige Ende der Jagd auf die alleinige NBA-Rekordmeisterschaft von der Bank aus.
110:121 bei den Phoenix Suns, siebte Pleite in Serie, Play-off-Aus: Die Glamour-Franchise aus Los Angeles ist am Tiefpunkt angekommen.
Dabei war der 17-malige Champion und Meister von 2020 mit Titelambitionen in die Spielzeit gestartet, hatte sich extra ein Superstar-Ensemble um James, Anthony Davis und Russell Westbrook zusammengestellt. „Unser Ziel war es, die Meisterschaft zu gewinnen“, machte Davis klar. Doch davon waren die Lakers zu jeder Zeit weit entfernt, Verletzungen machten dem Team aus Kalifornien immer wieder zu schaffen.
Seit die Titelfavoriten der Preseason zum ersten Mal vor der Saison 1984/85 bekanntgegeben wurden, haben die ersten beiden Teams noch nie die Playoff-Teilnahme verpasst. Die Lakers (Zweitplatziert) sind das erste Team, dem dies gelang - und sind damit historisch schlecht.
Lakers am Pranger nach Playoffs-Fiasko
ESPN urteilten nach der verpassten Playoff-Teilnahme denn auch knallhart: „Die Lakers haben potenziell fünf zukünftige Hall of Famer in ihrem Kader - LeBron James, Anthony Davis, Russell Westbrook, Carmelo Anthony und Dwight Howard - und konnten trotzdem keinen Weg finden, die Playoffs zu erreichen.“
Dass die Lakers mit dieser Mannschaft nur Platz elf der Western Conference belegen, stieß auch bei den Fans auf reichlich Kritik.
Mancher bezeichnete den Kader sogar als das „größte Versagen der NBA-Geschichte“.
LeBron? Oder wer trägt die Schuld am Lakers-Sturzflug?
Bei den Lakers stellt man sich nun die Frage, wie es soweit kommen konnte und wer für diese Schmach verantwortlich ist.
„Wir hatten in dieser Saison mehr Startaufstellungen als Siege“, sagte Davis, der lange wegen einer Fußverletzung fehlte und nur 21-mal mit James und Westbrook gemeinsam auf dem Parkett stand: „Es wird schwierig, eine Meisterschaft zu gewinnen, wenn deine drei besten Leute so selten zusammenspielen.“
Dennoch: Dass es trotz des hochkarätigen Kaders nicht einmal für Platz zehn im Westen und das damit verbundene Play-in-Turnier reichte, ist für die Lakers niederschmetternd.
„Einige Sachen konnten wir kontrollieren, einige nicht. Es gibt keine Entschuldigungen, wir haben es einfach nicht geschafft“, meinte Anthony, dessen Head Coach Frank Vogel vor dem Aus steht. „Wir haben bis zum Ende gekämpft, aber wir haben versagt. Es tut mir extrem Leid für unsere Fanbase“, sagte Meistertrainer Vogel.
Ursachenforschung ist müßig -Selbstkritik ebenso.
Bemerkenswert dabei: Für Russell Westbrook gibt es keinen spezifischen Grund für die verpasste Playoff-Teilnahme - allein Andeutungen, ohne dass der Point Guard wirklich aus der Deckung kam: „Es ist nicht nur eine Sache. Es sind so viele verschiedene Dinge, die passiert sind.“
Auch Lakers-Legende Magic Johnson ist sich sicher: „Verletzungen spielten zwar eine Rolle, aber wir haben einfach schlechten Basketball gespielt. Die Spieler müssen sich auf die Franchise konzentrieren und alles andere drum herum vergessen. Man kann mit dem Finger nicht nur auf Vogel zeigen, weil alle eine Teilschuld tragen.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Head Coach Vogel in LA offenbar vor dem Aus
Gleichwohl dürfte der Head Coach vor dem Aus stehen. Der Bleacher Report verwies auf mehrere Quellen, wonach die Trennung von dem 46-Jährigen bevorsteht.
Wie Marc Stein von der New York Times zuerst berichtete, soll Quin Snyder, aktuell Trainer der Utah Jazz, ein heißer Kandidat auf die Nachfolge sein.
Auch Doc Rivers wäre ein möglicher Kandidat. Dessen Engagement bei den Philadelphia 76ers wurde in letzter Zeit immer wieder infrage gestellt.
Kritiker bemängelt: LeBron James „verschleißt sein Team“
Wie auch immer es kommen mag: Für Brian Windhorst von ESPN ist die katastrophale Saison der Lakers keine Überraschung. Vielmehr sieht er darin ein Muster in LeBrons Karriere. Diese „verläuft in Vierjahresschritten“, erklärte er. „Er verschleißt sein Team. Ich nenne das Organisationsmüdigkeit.“
Zum ersten Mal sei dieses Phänomen schon bei James‘ erstem Engagement bei den Cleveland Cavaliers (2003 bis 2010) aufgetreten. Am Ende bestand der Kader aus zig Spielern, die Mitte 30 waren - unter anderem Shaquille O‘Neal und Antawn Jamison. Zudem stand das Team ohne Draft Picks da, um die Mannschaft zu verjüngen.
Nach genau demselben Muster liefen seine Stationen bei den Miami Heat (2010-2014) und erneut den Cavaliers (2014-2018) ab. Nach vier Jahren ließ der King jeweils ein altes Team ohne Draft Picks zurück.
Bei den Lakers ist er nun ebenfalls in seinem vierten Jahr - und schon vor der Saison wurde das Team aufgrund seines Alters kritisiert. Damals hatte LeBron die Kritik noch weggelächelt. Mit der jetzigen Situation ist das Problem omnipräsent.
Hängt LeBrons Zukunft an seinem Sohn?
James‘ eigene Zukunft hatte in der jüngeren Vergangenheit ohnehin stets für Diskussionen gesorgt. Dabei spielte immer wieder sein Sohn LeBron Raymone James Jr. eine Rolle. Im Rahmen des All-Star-Wochenendes sagte James Sr. zu The Athletic: „Wo auch immer Bronny (LeBrons Sohn, Anm. d. Red.) ist, dort werde ich sein. Da geht es nicht ums Geld.“
Der große Traum, mit seinem Sohn zusammen in einem Team zu spielen, könnte einen Abflug von den Lakers nun also noch mehr reifen lassen.
Allerdings: Sein Sohn kann erst im Draft 2024 von einem Team ausgewählt werden. (BERICHT: Enden beide LeBrons in Cleveland?)
- Entdecke die Welt der SPORT1-Podcasts auf podcast.sport1.de, in der SPORT1 App, auf Spotify, Apple Podcasts, Podigee und überall, wo es Podcasts gibt
Und: LeBron besitzt noch einen Vertrag für eine Saison. Am 4. August wäre sogar noch eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre für 97,1 Millionen Dollar möglich.
Nächster Titelanlauf mit neuer Kader-Struktur
Um James in seiner fünften Lakers-Saison jedoch wieder eine Titelchance bieten zu können, ist eine Umstrukturierung des Kaders unabdingbar. Aktuell besitzen neben dem 37-Jährigen nur Anthony Davis und Talen Horton-Tucker garantierte Verträge für die kommende Spielzeit. Russell Westbrook und Kendrick Nunn haben Spieleroptionen.
Vor allem Westbrook würde das Team aber wohl gerne abgeben. Geht es nach Brian Windhorst sollten die Lakers sogar zu drastischen Mitteln greifen.
Laut dem ESPN-Experten sollten sie alle Teams anrufen und fragen: „Was würdet ihr mir für Russell Westbrook als auslaufenden Vertrag geben? Wir sind bereit, Geld zurückzunehmen. Ihr sollt ihn nicht als Spieler kaufen. Ihr kauft ihn als auslaufenden Vertrag mit 47 Millionen Dollar.“
Wird Russell Westbrook vom Hof gejagt?
Dabei ist ein Abnehmer für den 33 Jahre alten MVP von 2017 nicht mal sicher.
Der Meinung ist auch Shaquille O‘Neal. Man solle den Irrtum in Bezug auf Westbrook eingestehen und „auslaufende Verträge loswerden, man muss die Projekte loswerden, die nicht funktioniert haben, und man muss versuchen, jüngere und athletischere Spieler um LeBron herum zu bekommen“, sagte er bei CBS Sports.
Der ehemalige NFL-Cornerback Dominique Foxworth hat in der ESPN-Show First Take auch bereits eine potenzielle Intressentengruppe ausgemacht. Dabei könnte es sich um Teams handeln, die nichts mehr zu gewinnen haben und auf Tanken für den Draft aus sind. Mit Westbrook könnte man den Fans trotz vieler Niederlagen immerhin einen Superstar präsentieren, der noch einige Tickets verkauft. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Anthony Davis soll bei den Lakers bleiben - oder?
Anders sieht es bei Davis aus. Er hat noch einen Vertrag für die kommende Saison und Los Angeles hat viel investiert, um ihn aus New Orleans loszueisen. „Ich meine, dass die Lakers alles daran gesetzt haben, Anthony Davis so lange wie möglich mit Bron zusammenzubringen, und ich wäre schockiert, wenn das in dieser Offseason ein Ende finden würde“, glaubt Jake Fischer im New-York-Times-Podcast von Marc Stein an einen Verbleib des 29-Jährigen in Kalifornien.
Das Problem ist, dass er in den vergangenen beiden Spielzeiten zahlreiche Spiele wegen Verletzungen verpasste. Ist er gesund, gehört er immer noch zu den absoluten Topspielern der Liga. Aber die Frage nach seinem Körper stellt sich aufgrund der Verletzungshistorie.
Daher wäre es fahrlässig vom LA-Front-Office, sich nicht zumindest auf dem Markt umzuschauen. Vielleicht ist ein attraktives Angebot dabei, mit dem der Kader aufpoliert werden kann. Wenn nicht, hat man nichts verloren.
Alles in allem steht hinter der Zukunft der Los Angeles Lakers ein großes Fragezeichen. Klar ist lediglich, dass sich bei dem Team in Gold und Lila einiges ändern muss, um in der kommenden Saison einen erneuten Anlauf auf den so sehnlich erwarteten 18. Titel zu nehmen.
Damit wären die Los Angeles Lakers endlich der alleinige Rekord-Champion und hätten die verhassten Boston Celtics hinter sich gelassen - wenn die Kelten nicht in dieser Saison ihrerseits den Titel holen.
Die Lakers hingegen müssen sich zumindest für ein weiteres Jahr gedulden.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)