Der berühmteste deutsche Basketballer der Ära nahm kein Blatt vor den Mund, als er von der Sache hörte.
NBA-Ikone ist jetzt verschwörungsgläubig
„Batshit crazy“ nannte Detlef Schrempf im Januar das Verhalten seines NBA-Kollegen John Stockton, verrückt wie Fledermauskacke. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Man muss dazu wissen: „Batshit crazy“ ist im Amerikanischen ein geflügeltes Wort. Nach vorherrschender Meinung geht es zurück auf die vornehmere Redensart „bats in your belfry“: Der Glockenturm in deinem Kopf ist so leer, dass Fledermäuse darin hausen. Und wenn die Fledermäuse schon so lange darin hausen ... nun ja.
Schrempf wollte in jedem Fall sagen, dass John Stockton, mit dessen Utah Jazz seine Seattle Supersonics in den Neunzigern mehrfach um den Einzug ins NBA-Finale rangen, nicht mehr ganz bei Trost zu sein scheint. Der deutsche NBA-Pionier zeigte sich „enttäuscht, das so viele Vorbilder ihrer Rolle nicht gerecht werden“. (Wie Detlef Schrempf Dirk Nowitzki in der NBA den Weg ebnete)
Die Affäre, um die es damals ging, sorgt dafür, dass NBA-Fans sich auch heute, am heutigen 60. Geburtstag von John Stockton nicht nur an die legendären Errungenschaften Stocktons erinnern. Sondern auch an die kruden Ansichten, die der Weggefährte von Michael „Air“ Jordan heute vertritt.
Legendärer Rivale und Gegner von Michael Jordan
Stockton, geboren am 26. März 1962 in Spokane im US-Bundesstaat Washington, blickt zurück auf eine Hall-of-Fame-Karriere, wie sie nur wenigen Sportlern gelungen ist.
Der langjährige Spielmacher der Jazz ist in der NBA bis heute die ewige Nummer eins bei Steals (3265) und Assists (15.806) - die meisten von ihnen zu seinem kongenialen Partner Karl Malone, dem drittbesten Scorer der Historie hinter Kareem-Abdul Jabbar und LeBron James.
Ihren gemeinsamen Höhepunkt erlebten „Stockalone“ in den Jahren 1997 und 1998, als sie mit den Jazz zweimal ins NBA-Finale einzogen - und den Chicago Bulls in Michael Jordans vorletztem und letzten Tanz unterlagen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
An Jordans Seite war Stockton 1992 auch Teil des „Dream Teams“, das 1992 bei Olympia in Barcelona mit Larry Bird und dem an HIV erkrankten Magic Johnson Gold bei Olympia in Barcelona holte. 1996 folgte in Atlanta ein weiterer Sieg mit Team USA. (Larry Bird: Seine große Karriere hatte einen tragischen Ursprung)
Stockton und Malone wurden x-fach kopiert
Das Bemerkenswerte an Stocktons Geschichte: Seit er 1984 als Teil des legendären Draft-Jahrgangs mit Jordan, Charles Barkley und Hakeem Olajuwan nach Salt Lake City kam (Malone folgte ein Jahr später), spielte er ausschließlich für das Team aus dem Mormonenstaat, 19 Jahre lang.
Der zehnmalige All-Star Stockton - 1,85 Meter groß und 77 Kilo schwer - wurde oft unterschätzt, seine unscheinbare Art stand jedoch in völligem Kontrast zu dem Biss, mit dem er speziell in der Verteidigung zu Werke ging.
Offensiv waren Malone und Stockton ohnehin stilbildend, ihr Pick and Roll wurde in der NBA zu einem oft kopierten Standard, zahllose Teams versuchten mehr oder weniger erfolgreich, ein ähnlich veranlagtes Guard-Forward-Duo zusammenzustellen. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Stockton verbreitete absurde Corona-Falschinformationen
Stockton beendete seine Karriere 2003 in allen Ehren, als Legende der Jazz und auch der Gonzaga Bulldogs - dem College-Team seiner Geburtsstadt Spokane.
Ebendort rückte Stockton jedoch zu Beginn des Jahres ins Zentrum einer weltweit beachteten Kontroverse: Stockton wurde sein Stammplatz als Edelfan der Bulldogs entzogen - wegen seiner konsequenten Weigerung, sich an die Corona-Regeln zu halten.
Stockton ist überzeugter Masken- und Impfgegner, in einem von der Regionalzeitung The Spokesman-Review zitierten Interview verbreitete er abstruse Falschinformationen, sprach von „zehntausenden, womöglich Millionen“ Impftoten und „hunderten Profisportlern“, die wegen der Impfung „auf dem Platz“ gestorben seien.
Er bezog sich dabei wohl auf eine via Social Media verbreitete Verschwörungstheorie, die zu diesem Zeitpunkt durch einen Faktencheck von Reuters längst als hanebüchene Fake News widerlegt war.
Stockton nahm Ärger schulterzuckend hin
Stockton - Vater der früheren BBL-Profis Michael und David Stockton - trat nicht als aggressiver Agitator auf, fügte sich letztlich den von Gonzaga verhängten Konsequenzen, zeigte auch Verständnis für deren Position: „Ich verstehe, dass ich eine Person des öffentlichen Lebens bin, und sie zeigen mich bei jedem Spiel. Ich nehme diese Verantwortung sehr ernst.“
Sein Verhältnis zur alten Uni sei „angespannt, aber nicht kaputt“ - er werde dann eben wieder hingehen, sobald die Beschränkungen aufgehoben seien.
Viel Schaden, auch für sein Image, ließen seine Einlassungen trotzdem zurück.