Dieser Dunk war ein Statement - und jetzt dürfte eine ganze Reihe NBA-Fans mehr den Namen Franz Wagner kennen! (BERICHT: Mega-Dunk! Wagner explodiert)
Dieser Deutsche erobert die NBA
Es läuft das 4. Viertel gegen die Minnesota Timberwolves, der deutsche Rookie der Orlando Magic streift im Pick and Roll an der Dreierlinie Gegenspieler Jaden McDaniels ab, lässt den heraus geeilten Superstar Karl-Anthony Towns einfach stehen, zieht mit Volldampf zum Korb und lässt es über Jarred Vanderbilt krachen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Die Magic feierten den „German Hammer“ begeistert in den sozialen Medien.
„So gedunkt habe ich noch nie in meinem Leben. Es ist so ein bisschen eine ‚Out of Body-Experience‘“, beschrieb es der Liga-Neuling hinterher: „Ich wusste nicht, wie nice der Dunk aussieht. Wir haben ihn gerade im Lockerroom zusammen angeschaut.“
Doch der Dunk ist bei weitem nicht Wagners einziges Highlight beim 115:97 gegen die T-Wolves. Am Ende hat der 20 Jahre junge Deutsche in seinem erst achten NBA-Spiel mit 28 Punkten einen neuen Karriere-Bestwert aufgestellt.
Schon jetzt lässt sich festhalten: Wagner erobert die NBA im Sturm - und macht Lust auf mehr. (INTERVIEW: Franz Wagner exklusiv: „Dann ist deine Kindheit vorbei“)
Wagner wie Schrempf 8. Pick im NBA-Draft
„Er wächst mit seinen Aufgaben und lernt jedes Spiel etwas dazu“, brachte es Orlando-Coach Jamahl Mosley kürzlich auf den Punkt und fügte dann den entscheidenden Satz an: „Er hat einen hohen Basketball-IQ“.
Nach seinem älteren Bruder Moritz Wagner, der als Power Forward und Center schon seit 2018 in der höchsten US-amerikanischen Spielklasse sein Unwesen treibt, startet jetzt Franz durch. Und wie!
In der ersten Jahreshälfte spielte der Flügel noch bei den Michigan Wolverines, im Juli schlugen dann die Magic im NBA-Draft zu und holten ihn zu seinem Bruder, der seit April für Orlando spielt. Damit ging für Franz ein Traum in Erfüllung, hatte er SPORT1 doch schon vorab verraten, er fände es „um ehrlich zu sein richtig geil“, in der NBA mit seinem Bruder zusammenzuspielen.
Schon beim Draft setzte der jüngere der beiden Wagner-Brüder ein Ausrufezeichen: Wie Landsmann Detlef Schrempf wurde der 20-Jährige an 8. Stelle gepickt. Seit Dirk Nowitzki gab es keinen Deutschen mehr, der in die Top-10 eines NBA-Drafts sprang. Selbst Nowitzki wurde einst von den Milwaukee Bucks nur an neunter Stelle ausgewählt.
Beflügelt durch diesen Ritterschlag, macht sich der gebürtige Berliner aktuell auf, die Orlando Magic zu verzaubern.
„Ich versuche, ihn so oft es geht in verschiedene Situationen zu werfen, damit er das Spiel lesen kann“, erklärte Coach Mosley: „Seine Mitspieler lieben ihn, sie stehen gerne mit ihm auf dem Feld, weil er immer das richtige Play macht.“
Lob für den Topscorer: „Er ist ein Schwamm“
Dass das funktioniert, beweisen die Zahlen. Bei der jüngsten 103:110-Niederlage bei den Detroit Pistons avancierte Wagner, der seit Saisonbeginn Starter ist, zum Topscorer seines Teams. Die Ausbeute: 19 Punkte waren vorläufiger Karrierebestwert - bis jetzt die Explosion gegen Minnesota kam. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
Überhaupt läuft es für den Small Forward: 15,6 Punkte, 3,6 Rebounds und 1,9 Assists stehen im Schnitt zu Buche – in jedem seiner fünf ersten Spiele hat er zweistellig gepunktet.
„Er bringt eine Menge mit. Der Junge ist ein Schwamm“, schwärmte unlängst Center Mohamed Bamba von Wagners Wissensdurst: „Er lernt schnell. Er ist ein großartiger Mannschaftskamerad.“
Wagner spiele für andere und mache „immer das einfache Play und viele Dinge, die nicht unbedingt in den Statistiken auftauchen, die wir aber alle erkennen und schätzen.“
Starke Dreierquote in der NBA
Dass der Deutsche schnell lernt, zeigt sich auch in dem Umstand, dass seine Trefferquote bei den Wolverines in der NCAA noch durchaus unbeständig war. In der NBA dagegen trifft er starke 43,8 Prozent seiner Dreipunktversuche – eine Sache, an der er zuletzt hart gearbeitet hat.
„Wir haben erst eine Woche in der neuen Saison hinter uns, aber jeder versteht schon besser die Präferenzen des Nebenmannes. Ich habe meine Teamkollegen in den vergangenen Tagen besser kennengelernt und auch sie haben ein Gefühl bekommen, was ich auf dem Court leisten kann“, sagte Wagner.
Wagner bekommt viel Spielzeit
Als Makel mag auf den ersten Blick der schlechte Saisonstart der Magic gelten: Sechs von acht Partien hat Orlando seit dem Saisonstart verloren, ist Drittletzter in der Eastern Conference. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Um Siege oder gar die Playoffs geht es bei den Magic aber dieses Jahr ohnehin nicht. Das junge Team um Wagner, Cole Anthony (21 Jahre, 15. Pick 2020) und Jalen Suggs (20 Jahre, 5. Pick 2021) befindet sich mitten im Neuaufbau.
Bedeutet: Massenhaft Spielzeit für die Youngster, um sich zu entwickeln - und damit eine perfekte Situation für Wagner, der nach Anthony und Bamba die drittmeisten Minuten auf dem Feld steht (32,1 im Schnitt).
„Am Ende ist es wichtig, dass man beim richtigen Team landet, in einer Situation, wo man sich gut entwickeln kann“, sagte er schon im Juli im SPORT1-Interview. Genau diese Situation nimmt er jetzt dankbar an.
„Ich denke, ich sollte jedes Spiel als Chance sehen, auch wenn wir 20 Punkte zurückliegen, denn ich denke, dass diese Minuten für uns als Team und als einzelne Spieler sehr wichtig sein können“, erklärte Wagner: „Ich versuche einfach, meinen Job zu machen und die Chancen zu nutzen, die sich mir bieten, und ich denke, dass sich das langfristig auszahlen wird.“
Moritz Wagner lobt
Moritz Wagner jedenfalls ist stolz auf seinen Bruder, der „sich wirklich gut macht. Er ist ein sehr kluger Junge. Ich bin in einer schwierigen Position, weil ich nicht sein Vater bin, sondern einer seiner Teamkollegen. Wir reden über Basketball, aber wir verbringen auch viel Zeit außerhalb des Spielfelds miteinander.“
Mit seinem krachenden Dunk gegen die T-Wolves hat Franz Wagner natürlich auch seinen Bruder schwer beeindruckt, wie dessen Reaktion in seiner Instagram-Story zeigt.
Nowitzki verfolgt Franz und Moritz Wagner
Auch Dirk Nowitzki verfolgt natürlich, wie es für die beiden Wagner-Brüder in der NBA läuft.
So erzählte die Mavericks-Legende, dass Coach Mosley, mit dem er ein Facetime-Gespräch gehabt habe, ein Fan der beiden sei.
„Beide spielen super hart und geben alles für die Mannschaft“, sagte Nowitzki bei Fortyone, seiner eigenen Stiftung. „Vom Franz hat er (Jamahl Mosley; Anm. d. Red.) erzählt, dass sie ihn eher die Drei spielen lassen wollen. Der ist ja ein bisschen kleiner und mobiler und kann ein bisschen handlen.“
Dass er sich als Ballhandler in der NBA ganz ordentlich schlägt, hat Franz Wagner bei seinem Statement-Dunk eindrucksvoll nachgewiesen.