Maximilian Kleber kennt die NBA inzwischen bestens. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Kleber: Mavs waren ein Negativbeispiel
Der aus Würzburg stammende Power Forward geht in seine nunmehr fünfte Saison bei den Dallas Mavericks, zwei davon spielte er sogar noch an der Seite von Mavs-Ikone Dirk Nowitzki.
Nach dem Playoff-Erstrundenaus in der vergangenen Saison wollen die Mavericks angreifen - in der Preseason wussten sie dabei bereits zu beeindrucken, vor allem beim Rekordsieg gegen die Charlotte Hornets.
Dafür haben sie mit Jason Kidd einen Trainer verpflichtet, der weiß, wie sich ein Titel mit Dallas anfühlt. 2011 wurde er als Spieler an der Seite von Nowitzki NBA-Champion.
Wie er die Chancen auf eine Wiederholung einschätzt, verrät Kleber im großen SPORT1-Interview. Außerdem spricht der 29-Jährige über seinen neuen Chefcoach, die Mannschaft um Superstar Luka Doncic, das Thema Geld - und wie er zur Streitfrage Impfen steht. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
SPORT1: Herr Kleber, wo stehen die Dallas Mavericks so kurz vor dem Saisonstart in der NBA?
Maximilian Kleber: Das ist eine gute Frage. Wir wissen auch noch nicht, wie das alles zusammenpasst. Wir haben einen neuen Trainer, neue Spieler, ein neues System in Offense und Defense, an das wir uns alle gewöhnen müssen. Auch für mich - ich bin jetzt schon im fünften Jahr hier - ist alles neu. Das ist aber auch ein neuer Ansporn für alle. Von der Energie her passt alles. Ich glaube, es ist wichtig, wie wir am Anfang rauskommen und wie alles zusammenpasst. Natürlich wollen wir wieder in die Playoffs und da möglichst weit kommen. Mit einem Spieler wie Luka Doncic ist eine Meisterschaft immer ein Ziel. Aber es ist erst mal wichtig, dass wir alle zusammenkommen und verstehen, was das neue System für uns bedeutet und welche Rolle wir darin spielen.
SPORT1: Mit Jason Kidd ist ein neuer Headcoach an der Seitenlinie. Sowohl in der NBA als auch bei den Mavericks ist er ein großer Name. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm? Hat die Mannschaft den Respekt schon abgelegt?
Kleber: Der Respekt bleibt, er ist unser Headcoach (lacht). Er ist ein sehr smarter Coach, dessen Spielervergangenheit nicht so weit zurückliegt. Für ihn sind zwei Dinge sehr wichtig: Chemie und Verantwortung. Mit diesen beiden Wörtern arbeiten wir den ganzen Sommer. Bis jetzt ist die Stimmung super. Aber in der Vorbereitung ist alles etwas einfacher. Da ist noch kein Druck da. Trotzdem macht er einen richtig guten Job und wir haben alle Spaß. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
SPORT1: Sie haben Luka Doncic bereits angesprochen. Geht da auch was Richtung Titel?
Kleber: Theoretisch ja! Man muss sehen: Auch letztes Jahr ist in der Saison viel passiert. Es gab viele Überraschungen. Es sind viele Faktoren, die eine Rolle spielen. Ist das Team gesund? Passen die Spieler am Ende wirklich alle zusammen? Zu einer Meisterschaft gehört sehr viel dazu. Daher ist das nichts, was man sicher sagen kann. Aber das kann keine Mannschaft. Die Playoffs sind ein ganz klares Ziel für uns und da fängt dann eine neue Saison an. Da geht man von Spiel zu Spiel. Ein Negativbeispiel waren wir letztes Jahr. Wir hätten eigentlich weiterkommen müssen. Aber in den Playoffs kann alles passieren. Dieses Jahr wollen wir es besser machen.
SPORT1: Jason Kidd hatte kürzlich erwähnt, dass Doncic lernen müsse, seinen Teamkollegen mehr zu vertrauen. Ist das ein Punkt für erfolgreichere Playoffs?
Kleber: Ich weiß nicht, wie Doncic das aufgenommen hat. Ich habe ihn nicht darauf angesprochen (lacht). Aber man sieht es auch jetzt schon. Die Art, wie wir gespielt haben – oder auch Doncic speziell –, da geht es um Kleinigkeiten. Ich denke schon, dass Luka Vertrauen in uns hat und auch die richtigen Plays macht. Aber natürlich ist es für ihn eine große Belastung, wenn er den Ball so oft in der Hand halten muss. Dann stellt sich auch die Verteidigung auf ihn ein. Es würde ihm helfen, wenn er den Ball früher abgeben kann.
SPORT1: Kommen wir zu Ihrer persönlichen Rolle. In der vergangenen Saison haben Sie sehr viel gespielt. Hat Dwight Powell momentan die Nase vorn?
Kleber: Wie die Minutenverteilung aussieht, wissen wir alle noch nicht. Bis jetzt hatten wir Vorbereitungsspiele mit limitierten Minuten. Wie es dann wirklich aussieht, wird sich noch zeigen. Ich denke auch nicht, dass das die komplette Saison gleich bleiben wird. Da wird es immer wieder Veränderungen geben. Aber wie das alles genau aussieht, muss erst noch entschieden werden.
SPORT1: Wie sehen Sie Ihre aktuelle Rolle im Team?
Kleber: Das Vertrauen mir gegenüber ist da. Sowohl zu mir als auch zu Dwight, KP (Kristaps Porzingis, Anm. d. Red.) und allen. Wir sind bereit zu spielen. Wie am Ende die Minuten aussehen, ist die Entscheidung des Trainers. Darüber mache ich mir als Spieler keine Gedanken.
SPORT1: Sie sind aktuell der bestbezahlte deutsche Profi in der NBA. Erzeugt das Druck bei Ihnen?
Kleber: Das baut nicht wirklich Druck auf. Man hat immer einen Anspruch an sich selbst und der ist unabhängig vom Gehalt. Man hat eigene Erwartungen, wenn man in die Saison reingeht. Ich wusste es auch gar nicht, bis es mir mal jemand gesagt hat. Daher mache ich mir darüber keine Gedanken.
SPORT1: Tauscht man sich darüber unter den deutschen Profis aus?
Kleber: Nein. Über Geld wird bei uns nicht gesprochen.
SPORT1: Wie wird in der NBA das Thema Corona und Impfung gesehen? Gerade mit dem prominenten Beispiel Kyrie Irving?
Kleber: Das ist eine persönliche Entscheidung von Kyrie, in die ich mich auch nicht einmischen kann. Jeder hat da so ein bisschen seine eigene Meinung. Es gibt dann natürlich andere Regeln und Vorschriften für Leute, die keine Impfung erhalten haben. Bei uns sind jetzt fast alle geimpft. Am Ende des Tages muss es jeder für sich selbst entscheiden. Aber man muss dann auch damit leben, dass man andere Regeln hat – vor allem, wenn es um Auswärtsfahrten geht. Ich glaube, in New York oder San Francisco darf man nicht spielen, wenn man nicht geimpft ist. Das ist ihre eigene Entscheidung und sie müssen schauen, dass sie eine Lösung mit dem Verein finden. Ich für meinen Teil habe es gemacht. Zum einen, damit ich heimreisen kann mit meiner Familie. Zum anderen zum Eigenschutz und zum Schutz anderer.
SPORT1: Haben Sie darüber auch mit Dennis Schröder gesprochen, der sich gegen das Impfen ausgesprochen hat?
Kleber: Über Impfung habe ich nicht mit ihm gesprochen.
SPORT1: Es gibt in der NBA – aber auch zum Beispiel in der englischen Premier League – viele Spieler, die sich nicht impfen lassen wollen. Können Sie sich erklären, warum unter Sportlern die Skepsis so stark ausgeprägt ist?
Kleber: Da müsste ich Statistiken sehen, ob die Skepsis unter Sportlern wirklich so stark ausgeprägt ist oder ob das Einzelfälle sind, die in den Medien hochgeschlagen werden. Wenn man auf die Straße geht, gibt es da auch den ein oder anderen, der sagt, dass er das nicht will. Wegen der hohen Medienaufmerksamkeit bei Sportlern wird das etwas hochgepusht und dann wirkt das so, als wären viele dagegen. Bei uns ist die Mehrheit auf jeden Fall geimpft.
SPORT1: Was würden Sie gerne nach dem Auftakt der Mavericks über sich lesen?
Kleber: Die Dallas Mavericks starten mit einem Sieg in die Saison.