Sein Neustart begann direkt mit einem kleinen Missgeschick.
Was die Celtics für Schröder bedeuten
Am Mittwoch verkündete Dennis Schröder, im kommenden Jahr für die Boston Celtics aufzulaufen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
In seiner Instagram-Story schrieb der Deutsche: “Ich bin stolz zu verkünden, dass ich in der Saison 2021/22 für die Boston Celtics spielen werde. Dies ist eine der besten Franchises in der Geschichte der NBA und es wird eine Ehre sein, das Grün und Weiß anzuziehen und das zu tun, was ich liebe. Ich werde jede Nacht auf das Parkett gehen und alles für die Stadt geben! Wer ist bereit?”
Neben zwei für die Celtics typischen Kleeblättern war zudem eine Foto-Montage zu sehen: Schröder im Trikot seines neuen Arbeitgebers. So weit, so normal.
Hätte der Point Guard nicht auch seine langjährige Rückennummer 17 mit auf das Bild gepackt. Eine Nummer, die er bei den Celtics ganz sicher nicht bekommen wird. Denn zu Ehren von Team-Legende John Havlicek wurde die 17 längst aus dem Verkehr gezogen.
Den ein oder anderen hämischen Kommentar konnten sich Fans und Beobachter in den sozialen Netzwerken ob des kleinen Patzers deshalb natürlich nicht verkneifen und womöglich wird er sich auch den einen oder anderen Vergleich gefallen lassen müssen.
Schröder für ein Jahr zu den Celtics
Davon abgesehen hat der NBA-Profi mit seiner Unterschrift nun endlich Tatsachen geschaffen. Nachdem er im Frühjahr einen mit 84 Millionen US-Dollar dotierten Vertrag bei den Lakers abgelehnt hatte, wartete er zuletzt vergeblich auf ein Angebot.
Die Hoffnungen auf einen mehrjährigen Kontrakt im dreistelligen Millionen-Bereich haben sich nicht erfüllt. Stattdessen läuft der 27-Jährige nun ein Jahr lang für das Ost-Team auf. Statt 84 Millionen für vier Jahre gibt es 5,9 Millionen für ein Jahr.
Finanziell zweifelsfrei ein massiver Verlust. Aufgrund fehlender Alternativen aber mitunter kein schlechter Deal. Was bedeutet die Einigung also für den Deutschen und die Franchise?
Backup hinter Marcus Smart?
Objektiv betrachtet macht das Engagement für beide Parteien Sinn. Nach dem Abgang von Kemba Walker brauchen die Celtics einen fähigen Spielmacher, den sie in Schröder nun bekommen - und das zu einem günstigen Preis. Denn bei aller Häme, die sich Schröder gerade in den Sozialen Medien zuletzt gefallen lassen musste - nicht einmal sechs Millionen für eine Saison sind für einen Mann seiner Klasse geradezu lächerlich wenig Gehalt. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Laut Boston Herald könnte der Point Guard zunächst hinter Marcus Smart von der Bank kommen, eine Menge Spielzeit dürfte es für den früheren Lakers-Profi dennoch geben – und bei guter Leistung auch langfristig als Starter.
Denn Schröder und Smart können auch gemeinsam auf dem Feld stehen. Während der Deutsche große Fähigkeiten in der Offensiv hat, überragt Smart in der Defensive.
Für Schröder dürfte jedoch auch eine anfängliche Bankrolle kein Problem sein. Bei den Hawks, OKC und in L.A. kam er wiederholt von der Bank und hat bewiesen, dass er auch neben dominanten Stars wie Chris Paul und LeBron James agieren kann.
In Boston muss er nun seinen Platz hinter dem Top-Duo Jayson Tatum und Jaylen Brown finden.
Die Mission des 27-Jährigen ist klar. Gelingt es ihm, sich in der nächsten Saison zu beweisen und mit Leistungen zu überzeugen, kann er 2022 einen neuen Angriff in Richtung Mega-Vertrag starten.
Dafür ist eine starke Spielzeit nötig, bestenfalls ohne Verletzungen oder weitere Aufnahmen in das Gesundheits- und Sicherheitsprotokoll der NBA. Was entgegen seiner Meinung durchaus wieder vorkommen kann, da er sich als Impf-Gegner präsentierte.
Schröder braucht erfolgreiches Jahr
Um seine Chancen auf einen gut dotierten Kontrakt zu steigern, ist aber auch sportlicher Erfolg unerlässlich. Alleine deshalb hätte ein Wechsel zu einem schwachen Team weniger Sinn ergeben. Zwar hätte Schröder dort vielleicht bessere Zahlen auflegen können - in Boston ist ihm die größere Aufmerksamkeit der NBA-Entscheider aber gewiss.
Die Celtics sind neben den Lakers wohl die renommierteste Franchise der Liga, viele Erfolge zieren die Geschichtsbücher. In der Eastern Conference gehören sie aktuell zwar nicht zu den Topfavoriten, ein Playoff-Platz dürfte aber relativ sicher sein. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
Meister Milwaukee Bucks und die Star-Truppe der Brooklyn Nets sind dennoch stärker einzuschätzen. Die Celtics können aber wohl mit den Miami Heat um Neuzugang Kyle Lowry und den Philadelphia 76ers, die das Rätsel Ben Simmons immer noch nicht gelöst haben, um Rang 3 konkurrieren - wenn Schröder abliefert.
Auch die Atlanta Hawks sind im immer stärker werdenden Osten nicht zu unterschätzen. Mit Topstar Tatum, Brown, Neuzugang Al Horford, Smart und Schröder sind die Celtics aber gerüstet für den Kampf - bei der starken Konkurrenz würde jedoch auch ein Aus in der ersten Playoff-Runde nicht überraschen.
Neuer Coach in Boston
Vorhersagen über den Verlauf der kommenden Saison sind bei Boston auch deshalb so schwierig, weil dort auch der Trainer-Faktor eine Rolle spielt.
Der langjährige Chefcoach Brad Stevens ist inzwischen zum Team-Präsidenten aufgerückt, stattdessen steht Ime Udoka nun an der Seitenlinie.
Dieser arbeitete zuletzt als Assistent von Steve Nash bei den Nets, ausgebildet wurde er jedoch von Trainer-Legende Gregg Popovich in San Antonio. Dennis Schröder ist also nicht der einzige, für den die Saison 2021/22 einen Neustart in Boston bedeutet.
Nun muss nur noch geklärt werden, mit welcher Rückennummer die Trikots von Schröder versehen werden. Nur die 17 wird es gewiss nicht werden.