Der eine ist einer der berühmtesten Sportstars Amerikas. Der andere gehört zu Deutschlands prominentesten und erfolgreichsten Fußball-Coaches der Gegenwart.
LeBron-Schattenmann prägt Liverpool
Und obwohl LeBron James und Jürgen Klopp ihre glanzvollen Karrieren in völlig anderen Sportarten hingelegt haben, sind die beiden inzwischen auch in gewisser Weise Geschäftspartner - die seit dieser Woche noch stärker verflochten sind.
"LeBron erhöht Liverpool-Anteile" war die Schlagzeile, der viermalige MVP der NBA hat sein finanzielles Engagement beim FC Liverpool erhöht.
Wie aber sieht das genau aus? In welcher Art und Weise hat die Überfigur der Los Angeles Lakers Einfluss bei Klopps Arbeitgeber und was bezweckt er damit?
Um das zu verstehen, muss man auch einen wichtigen Mann im Hintergrund des Superstars kennen: Maverick Carter.
Maverick Carter ist für LeBron James Freund und Mastermind
Carter ist ein Schulfreund von James, der wie er Basketball und Football auf der St. Vincent - St. Mary High School in dessen Heimatort Akron in Ohio spielte.
Während James danach in College und NBA durchstartete, wurde Carter Manager bei Nike und schließlich zum Lenker der Marketing-Aktivitäten von "King James".
Zusammen mit James und zwei anderen Kumpanen (Rich Paul und Randy Mims) gründete er die Sportmarketing-Agentur LRMR (benannt nach den ersten Buchstaben ihrer Vornamen).
Carter gilt als Mastermind hinter der Kreation der Marke LeBron und ihrer globalen Stahlkraft. Er war treibende Kraft der berühmt-berüchtigten Inszenierung von "The Decision", der zum TV-Event hochstilisierten Verkündung seines Wechsels zu den Miami Heat 2010.
Inzwischen hat er mit James auch eine Produktionsfirma namens SpringHill Entertainment aufgezogen, die unter anderem auch hinter der Neuauflage des Films "Space Jam" steckt - in der James die Rolle spielt, die im Original Michael "Air" Jordan hatte.
LeBron verdiente mit FC Liverpool Millionen
Die 2011 von Carter eingefädelte und damals vielbeachtete Partnerschaft mit den "Reds" hatte zum Teil ähnliche Motive: Es war ein PR-Schachzug, der die Sportwelt überraschte und beide Marken bei der Fanbase der jeweils anderen ins Gespräch brachte.
LeBron James und Liverpool machen gemeinsame Sache: Das war als Schlagzeile schon mal ein Wert an sich.
Formell läuft die Beziehung über LRMR und die in Boston ansässige Fenway Sports Group, die Liverpool im Oktober 2010 gekauft hatte. Die Fenway-Gruppe trat 2011 zwei Prozent der Liverpool-Anteile an LRMR ab und sicherte sich im Gegenzug exklusive globale Vermarktungsrechte an Superstar James. Zudem profitiert sie von dessen Netzwerk mit Großunternehmen wie Nike, Disney und Amazon.
Der Wert von LeBrons Liverpool-Anteilen soll sich im Lauf der Zeit von 5,5 auf 36,5 Millionen Euro vervielfacht haben. LRMR hat ihn nun zurück an Fenway verkauft und steigt als Gegenleistung zum Partner von Fenway auf, wodurch sich die Machtbasis von James und seinen Mitstreitern bei Liverpool faktisch vergrößert.
Hinter der Fenway-Group - die auch das MLB-Team Boston Red Sox verantwortet - stehen weitere Big-Business-Größen: der Hedgefonds-Manager John W. Henry und der TV-Produzent Tom Werner (Bill Cosby Show, Roseanne, Die wilden Siebziger).
LeBron-Manager greift Know-how von Jürgen Klopp ab
Der 70 Jahre alte Werner, der nun Präsident des FC Liverpool und der Red Sox ist, hat in The Athletic einige Details preisgegeben, wie das Engagement von James im Alltag konkret abläuft.
Demzufolge ist vor allem Schattenmann Carter nah am Geschehen und mit bemerkenswertem Engagement bei der Sache.
"Ich habe viele Stunden mit ihm geredet, über Strategie, Trainingsphilosophien, über Dinge, die ich von Jürgen Klopp gelernt habe - und Dinge, die er als genauer Beobachter des Basketballs gelernt hat", berichtete die Fernsehlegende, die auch mit der Politikfamilie Clinton eng befreundet ist.
Werner plauderte aus, dass Carter und Star-Verteidiger Virgil van Dijk ein gutes Verhältnis pflegen. Generell seien der "Erfahrungsschatz und das Wissen" von Carter und James für Liverpool "eine riesige Hilfe".
Auch den Wert von James und Carter als Imageträger für beide Teams betont Werner. Gerade auch den Red Sox "mit ihrer komplizierten Rassismus-Geschichte" stünden die beiden gut zu Gesicht. Der Ruf der Red Sox ist in der afroamerikanischen Community bis heute belastet dadurch, dass sie einst das Baseball-Team waren, das sich am längsten weigerte, schwarze Spieler zu beschäftigen.
Fernziel: Chef in der NBA
Mit seinem Engagement in Boston und Liverpool hat James auch noch ein anderes Projekt im Hinterkopf: Er hat wiederholt betont, dass er darauf hinarbeitet, nach seiner Karriere Besitzer eines NBA-Teams zu werden - was ihm als Aktiver aufgrund offensichtlicher Interessenkonflikte noch verboten ist.
"Einblicke in die Führung eines Teams, hinter die Kulissen von Ligen zu bekommen, wird ihm in dieser Hinsicht Erkenntnisse bringen", zitiert The Athletic seinen Finanzberater Paul Wachter.
LeBron James und der Vertraute Carter lernen von Liverpool und Klopp, die wiederum von dessen Umtriebigkeit profitieren: ein Win-Win-Geschäft, in dem noch einiges an Potenzial schlummern dürfte.