Es ist der Traum eines jeden Fans.
Ein bedauernswerter Superstar
Ein Spieler bleibt seine gesamte Karriere bei einem einzigen Team und führt es zu Erfolgen. Dirk Nowitzki hat das geschafft - und Kobe Bryant. Allzu viele Sportler dieser Spezies gibt es heutzutage aber nicht mehr.
Bradley Beal will aber so einer sein. 2012 wurde er im NBA-Draft von den Washington Wizards an dritter Stelle ausgewählt, seitdem spielt er für die Franchise.
Sein Karriereende in Washington zu erleben, würde "die Welt für mich bedeuten", äußerte er einst und fügte an: "Ich bin ein loyaler Kerl."
Doch diese Loyalität wird inzwischen mächtig auf die Probe gestellt, denn die Zwischenbilanz nach den ersten Wochen der NBA-Saison 2020/21 ist verheerend.
Wizards im Osten chancenlos
Mit nur drei Siegen bei elf Niederlagen steht das Team im Tabellenkeller der Eastern Conference. Neuzugang Russell Westbrook, der eigentlich für spielerische Highlights sorgen sollte, legt so schlechte Zahlen auf wie seit Jahren nicht mehr. (NBA-Saison 2020/21: Alle Spiele und Ergebnisse)
Laut SportsCenter resultierten in dieser Saison bislang gar nur 163 Punkte aus den 163 Wurfversuchen.
Dazu kommt der Kreuzbandriss von Center Thomas Bryant und die Corona-Pandemie, wegen der laut ESPN bereits sieben Spieler der Wizards positiv getestet worden sein sollen. Insgesamt sechs Partien wurden bereits verschoben, Teamtraining war kaum möglich.
"Es ist hart. Ich sitze nicht hier und bin naiv", haderte Beal nach der nächsten Pleite gegen die New Orleans Pelicans: "Letzte Saison war eine kaputte Saison, diese ist schon wieder genauso."
Doch es sind nicht alleine die äußeren Umstände, die Washingtons Dilemma erklären, sondern auch der Kader.
Beal führt Scoring-Liste an
An Bradley Beal liegt dies ganz gewiss nicht. Der 27-Jährige beweist schon seit Jahren, dass er zu den besten Shooting Guards der Liga gehört. In der zurückliegenden Saison brachte er es im Schnitt auf 30,5 Punkte pro Partie. In dieser Spielzeit sind seine Statistiken noch beeindruckender.
In den ersten 14 Saisonspielen brachte Beal jeweils mindestens 25 Punkte auf das Scoreboard. Dies gelang zuletzt Michael Jordan in der Saison 1988/89 und zuvor ohnehin nur vier anderen Spielern.
Mit durchschnittlich 35,4 Punkten pro Spiel führt er die Scoring-Rangliste der Liga an, ein Egoist ist er dennoch keineswegs. Eine Chance auf eine Playoff-Teilnahme oder gar den Titel hat er dennoch nicht.
Seit 2019 verloren die Wizards zehn Partien in Folge, in denen Beal mindestens 40 Punkte erzielt hat - historischer NBA-Rekord laut Elias Sports Bureau.
Sackgasse in Washington
Im bester Basketballer-Alter befindet sich Beal in einer Sackgasse. Die Leistung stimmt, die Liebe und die Emotion zu seinem Team sind da, und doch passen die Voraussetzungen nicht.
Anfang Januar hatte Beal die wohl beeindruckendste Leistung seiner Karriere geliefert. Im Spiel gegen die Philadelphia 76ers gelangen ihm sagenhafte 60 Punkte - doch verloren haben die Wizards trotzdem. (NBA-Tabellen)
"Ich bin angepisst. Ich bin wütend, ich zähle die Punkte nicht. Jedes meiner Career-Highs waren Niederlagen. Deshalb sind sie mir egal. Ihr könnt das direkt wieder vergessen, genau wie die anderen zwei oder drei, die ich hatte", wütete er nach der Partie in Richtung der US-Journalisten.
Beal will "einfach nur gewinnen"
"Ich will einfach nur gewinnen. Manchmal schaffst du es vielleicht 40, 50 oder 60 Punkte zu scoren, aber ich möchte einfach nur gewinnen, egal wie. Heute Nacht hat es nicht gereicht", fügte er an.
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In den US-Medien wird inzwischen bereits die Frage aufgeworfen, welche Franchise Beal "retten" könnte. Und auch in den sozialen Netzwerken wird der Shooting Guard mehr und mehr zu Thema.
Immer wieder kursieren Bilder des völlig frustrierten Sportlers. Beal total sauer, Beal mit leeren Blick nach einer bitteren Pleite am Spielfeldrand – die Frustration steht dem 27-Jährigen derzeit ins Gesicht geschrieben und auch viele Fans und Experten hoffen auf einen Trade.
Beal: Verschwendung der besten Jahre?
So schrieb etwa Colin Cowherd von FoxSports: "Bradley Beal ist so talentiert. Fühlt sich wie eine Verschwendung einer Karriere an. Will er nicht in ein paar Spielen spielen, die, ich weiß nicht, wirklich wichtig sind?"
An Interesse mangelt es keineswegs. Die Philadelphia 76ers um Joel Embiid oder die Miami Heat mit Jimmy Butler werden als mögliche Anlaufstellen genannt. Beides Teams, die extrem stark sind, denen aber noch ein Puzzleteil zum Titel fehlt.
Auch den Dallas Mavericks könnte ein exzellenter Schütze wie Beal neben Superstar Luka Doncic sehr gut zu Gesicht stehen.
Beal unterschrieb langfristigen Vertrag
Allzu einfach lösen dürfte sich Beal von den Wizards aber nicht. In der Offseason 2016 hatte er einen Maximalvertrag über 127 Millionen Dollar unterschrieben und diesen im vergangenen Jahr überraschend bis 2023 verlängert, statt woanders seine Titelchance zu suchen.
Beal wollte lieber mit den Wizards gewinnen. Dem Team, das zunächst wegen der langen Pause John Walls und nun wegen dessen Abgangs zu "seinem Team" geworden war. Mit dem Gewinnen klappt es aber nicht.
Head Coach Scott Brooks hat für den 27-Jährigen nur einen Rat. "Er kann nicht besser spielen. Er hat alles gegeben. Er muss nur geduldig bleiben."
Fragt sich nur, wie lange die Geduld anhält, wenn die wohl beste Zeit seiner Karriere ohne eine realistische Chance auf den Titel verloren geht.