Es war alles bereit in der Chesapeake Arena.
NBA: Die Folgen des Corona-Bebens
Die Halle voller Zuschauer, die Spieler bereit für das Spiel. Tausende freuten sich auf die Begegnung zwischen den Oklahoma City Thunder und den Utah Jazz. Doch daraus wurde nichts.
Wenige Augenblicke vor dem Tip-Off sprintete der medizinische Direktor auf das Feld, anschließend wurde die Partie abgesagt, nur wenig später verkündete die NBA, dass die Saison vorerst auf Eis gelegt ist.
"Die NBA setzt den Spielbetrieb nach dem Ende des Spielplans vom heute Abend bis auf Weiteres aus", ließ die Liga nüchtern verlauten.
Grund dafür ist Jazz-Center Rudy Gobert, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Informiert wurden die Zuschauer in der Chesapeake Arena darüber jedoch nicht.
Wie kam es zur Entscheidung, welche Maßnahmen werden nun ergriffen und wie lange dauert die Pause?
SPORT1 gibt einen Überblick.
Wie kam es zur Corona-Pause?
Der erste NBA-Spieler, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde, ist Rudy Gobert. Der All-Star der Utah Jazz befand sich am gestrigen Abend aber nicht in der Arena der Thunder. Wenige Augenblicke vor dem geplanten Spielbeginn hatte die Liga vom positiven Testresultat des 27-Jährigen erfahren.
Gobert wurde nach Angaben der Jazz zunächst negativ auf Influenza und Streptokokkenangina getestet. Der Test auf Covid-19 erfolgte lediglich als reine Vorsichtsmaßnahme.
Dass ausgerechnet der Franzose am Virus erkrankt ist, ist durchaus pikant. Noch am Montag hatte er im Anschluss an eine Pressekonferenz demonstrativ die Mikrofone und Aufnahmegeräte der anwesenden Journalisten angefasst, um auf die seiner Meinung nach übertriebene Vorsicht im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Virus hinzuweisen.
Inzwischen wurde auch Goberts Teamkollege Donovan Mitchell positiv auf Corona getestet. Alle anderen Spieler und Betreuer sind aber nicht betroffen. Ihre Ergebnisse waren negativ.
Was passiert mit den Teams in Oklahoma City?
Nachdem das Spiel zwischen OKC und den Jazz abgesagt wurde, warteten die Mitglieder beider Teams sowie Medienvertreter darauf, auf das Coronavirus getestet zu werden. Nach Angaben von ESPN bleiben die Jazz zunächst in Oklahoma City unter Quarantäne, bis die Ergebnisse der Tests vorliegen.
Die Spieler der Thunder durften dagegen ohne Tests nach Hause.
Welche Maßnahmen ergreift die NBA?
Was Fans und Spieler sonst lieben, bringt in Zeiten von Corona große Probleme mit sich. Nahezu jeden Tag spielen die Teams in einer anderen Stadt, reisen quer durch das Land und können dementsprechend Viren vielfältig verbreiten.
Das betrifft auch die Utah Jazz um Rudy Gobert. In den vergangenen Tagen spielte das Team gegen die Toronto Raptors, die Detroit Pistons, die Boston Celtics, die New York Knicks und die Cleveland Cavaliers.
Diese Teams wurden von der NBA aufgefordert, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben. Einige Spieler ließen sich nach Bekanntwerden der Diagnose bereits freiwillig testen.
An dieser Stelle kommt die Problematik des NBA-Systems noch deutlicher zur Geltung. Denn die Gegner der Jazz haben in der Zwischenzeit bereits wieder gegen diverse andere Mannschaften gespielt und könnten so das Virus weiterverbreitet haben. Gleiches gilt auch für mehr als ein Dutzend Schiedsrichter. Innerhalb von wenige Tagen hatte so theoretisch über Umwege jeder Kontakt mit Auslöser Gobert. Schlimmstenfalls droht der NBA eine Blitz-Verbreitung des Virus.
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Wie lange dauert die Pause?
Die NBA plant zunächst eine Pause von mindestens 30 Tagen, damit sich alle betroffenen Spieler in Quarantäne begeben und vom Virus geheilt werden können.
Ob es bei der eher kurzen Pause bleibt? Unwahrscheinlich. Zum Vergleich: als das Virus in China ausbrach, stoppte die chinesische Basketball-Liga Ende Januar den Spielbetrieb. Eine Rückkehr wird dort für Anfang April angepeilt - nach zehn Wochen Pause.
Was machen die NBA-Teams in der Zwischenzeit?
Das ist noch unklar. Mavericks-Besitzer Mark Cuban, der Mitte des dritten Viertels im Spiel gegen die Denver Nuggets von der Entscheidung der NBA erfuhr, glaubt an einen normalen Trainingsbetrieb.
Die Liga habe ihm mitgeteilt, dass die Teams mit ihren Einheiten fortfahren können, die Spieler jedoch auf Besuch von Menschen außerhalb der Stadt verzichten sollen.
Werden die Spieler weiter bezahlt?
Aller Voraussicht nach schon. Jeder in der NBA hat ein Interesse daran, dass die Liga zu einem späteren Zeitpunkt den Betrieb wieder aufnimmt und das Geld verdient, dass normalerweise erwartet wird.
Es gibt jedoch eine Bestimmung im Tarifvertrag, die es der Liga erlauben würde, Spieler für verpasste Spiele während extremer Ereignisse, einschließlich einer Epidemie, nicht zu bezahlen.
Auf Gehalt verzichten müssen auch die Spieler, die in ihren Vertrag eine Vergütung pro Spiel vereinbart haben.
Deutlich härter trifft die Pause jedoch die Mitarbeiter der einzelnen Arenen. In der Regel werden Securitymitarbeiter, Reinigungskräfte usw. pro Heimspiel für ihre Dienste bezahlt. Mavs-Besitzer Cuban kündigte bereits an, dass er prüfen will, wie man den Betroffenen helfen kann.
Was machen die anderen US-Ligen?
Nachdem die NBA den Spielbetrieb vorläufig eingestellt hat, rücken nun auch die anderen US-Ligen mehr in den Fokus.
Für die NFL besteht aktuell kein Handlungsbedarf. Mit dem Super Bowl Anfang Februar ist hier die Saison zu Ende gegangen, erster Spieltag 2020/21 wäre der 10. September. Allerdings läuft die Draft-Vorbereitung auf Hochtouren. Außerdem steht am Montag der Start der Free Agency an. Entsprechend viel wird durch die USA gereist, inzwischen reagierten die ersten Teams und stellten Reisen ein. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass der für Ende April in Las Vegas angesetzte Draft verschoben wird.
Der Saisonstart der MLB sollte am 26. März stattfinden, ist aber erst einmal um mindestens zwei Wochen nach hinten geschoben worden. Die Vorbereitungsspiele sind mit sofortiger Wirkung abgesagt.
Deutlich heikler ist die Situation dagegen in der NHL. Die Eishockey-Profis reisen, genau wie die NBA-Spieler, kreuz und quer durch das Land und können Viren auf die gleiche Art verteilen. Nun setzt auch die NHL ihren Spielbetrieb aus.
Ob eine der großen US-Ligen sogar den gleichen Weg geht wie die deutsche Eishockey-Liga, und die Saison komplett ohne Meister beendet, ist völlig unklar.