Ben Gordon eroberte die NBA einst im Sturm.
Ex-NBA-Star spricht über Tiefpunkt
An dritter Stelle im Draft 2004 von den Chicago Bulls ausgewählt, half der Shooting Guard mit 15,1 Punkten im Schnitt in seinem ersten Jahr dabei, die Franchise zum ersten Mal seit dem Rücktritt von Michael Jordan in die Playoffs zu führen.
Als erster Rookie der NBA-Geschichte wurde Gordon nach der Saison 2004/05 mit dem NBA Sixth Man of the Year Award ausgezeichnet. Im Dezember 2008 löste er bei den Bulls Scottie Pippen als besten Dreierschützen der Franchise-Geschichte ab.
Es folgten Stationen bei den Detroit Pistons, Charlotte Bobcats und den Orlando Magic, bevor seine Karriere in der NBA 2015 endete. Dieses Aus traf Gordon heftig. Der heute 36-Jährige war kurz davor, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Gordon dachte an Selbstmord
"Ich war manisch depressiv. Ich hatte meine Karriere, meine Identität und meine Familie fast gleichzeitig verloren", gestand der Basketballer jetzt bei The Players’ Tribune.
Gordon leidet an einer bipolaren Störung, die Menschen zwischen lang anhaltenden Stimmungsextremen pendeln lässt.
Er begann sich Gedanken über das "Unerklärliche, das Metaphysische, das Geistige, das Mystische" zu machen. "Ich erinnere mich nur an diesen Gedanken, der mich traf: Jo, wenn Gott alles geschaffen hat, wer hat dann Gott erschaffen?", schilderte Gordon.
Gordon geriet in eine Abwärtsspirale, die Schlaflosigkeit, Paranoia und Größenwahn hervorrief. Schließlich kamen bei dem gebürtigen Londoner die Selbstmordgedanken hinzu, die sogar in einem Selbstmordversuch mündeten.
Verhaftung rettet Gordon
"Es gab eine Phase, als ich sechs Wochen lang jeden Tag daran dachte, mich umzubringen. Ich nahm eines dieser schweren Springseile - die dicken Gummiseile - und band es mir um den Hals. Und ich habe mich wirklich aufgehängt", gab Gordon preis.
Doch dann kam die Einsicht. "Du wirst wirklich sterben. Du willst nicht sterben. Du willst dich nicht umbringen. Du willst nur das Angstgefühl töten. Du willst leben. Du willst leben, du dummer Sche**kerl*. Rette dich lieber", berichtet Gordon.
Was ihm schließlich einen Ausweg ebnete, klingt zunächst einmal abwegig. "Das Einzige, was mich gerettet hat, war, verhaftet zu werden. So seltsam das klingt. Ich wurde in fünf Monaten viermal verhaftet. Ich war verrückt. Also verordnete mir der Richter eine gerichtliche Therapie - 18 Monate", erklärte Gordon.
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Gordon will anderen betroffenen NBA-Spielern helfen
In jener Therapie, die er sogar auf Eigeninitiative um sechs weitere Monate verlängerte, lernte der 36-Jährige, sich selbst zu akzeptieren. "Es hat mir geholfen, einige Dinge zu klären. Vor allem aber hat es mir geholfen, die Tatsache zu akzeptieren, dass ich anders bin. Und das ist in Ordnung. Du musst nicht perfekt sein. Diese Gewohnheiten, die dich in die Liga gebracht haben? Sie lassen sich nicht auf das wirkliche Leben übertragen", schlussfolgerte der ehemalige NBA-Spieler.
Und Gordon weiß, dass er mit seinen Problemen nicht alleine ist. Aus diesem Grund will er anderen Sportlern, die an psychischen Problemen leiden, Mut machen.
"Ich weiß, dass das vor allem für Sportler wie Bullshit klingen könnte. Wir sind darauf trainiert, so zu denken. Es ist fast so, als würden wir einer Gehirnwäsche unterzogen", sagte Gordon: "Mach dir keine Sorgen darüber, was jemand sagt. Mach dir keine Sorgen darüber, wie deine Jungs darauf reagieren oder was die Leute in den sozialen Medien dazu sagen."
Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.