Ring, Ring, Ring und noch einmal Ring - es muss sich für Spieler, Verantwortliche und Fans der Toronto Raptors und Philadelphia 76ers wie eine Ewigkeit angefühlt haben, die der Ball nach dem Wurf von Raptors-Superstars Kawhi Leonard rund um den Korb tanzte.
Allstar Embiid weint nach Playoff-Aus
Nach der vierten Ring-Berührung entschied er sich dann doch, durch die Reuse zu fallen, was die Fans der Raptors ausrasten ließ und die Sixers-Anhänger ins Tal der Tränen stürzte. Denn dieser Buzzerbeater in Spiel 7 der NBA-Playoff-Serie hatte soeben für den Einzug Torontos in die Conference Finals im Osten gesorgt.
Mit 92:90 (44:40) setzten sich die Raptors dank Leonard knapp gegen die Star-Truppe der Philadelphia 76ers um Joel Embiid, Ben Simmons und Jimmy Butler durch. Toronto darf nun mit den Milwaukee Bucks um den Einzug in die NBA Finals kämpfen.
NBA-Geschichte! Leonard wie einst Jordan
Leonard ist damit erst der zweite Spieler in der NBA-Geschichte, dem ein Buzzerbeater in einem "Do-or-die"-Spiel für beide Teams gelang. Der andere ist Michael Jordan, der dies 1989 für die Chicago Bulls gegen die Cleveland Cavaliers mit dem legendären "The Shot" schaffte.
"Es war großartig. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. Spiel 7, der entscheidende Wurf. Es war ein Segen, bis zu diesem Punkt zu kommen, diesen Wurf erfolgreich zu gestalten und dann diesen Moment zu fühlen", sagte Leonard anschließend.
So ausgelassen die Raptors den Sieg vor heimischer Kulisse feierten, so niedergeschlagen waren die Spieler der 76ers. Embiid sah man sogar weinend durch den Spielertunnel laufen. Seine Freundin versuchte, ihn zu trösten, doch bei ihr flossen ebenfalls Tränen.
Philadelphia mit schwachem Start
Zuvor hatten sich beide Teams über 48 Minuten einen packenden Kampf geliefert, wenngleich die Raptors den besseren Start erwischten. Knapp fünf Minuten dauerte es, ehe Philadelphia dank eines Dreiers von J. J. Redick zum ersten Mal auf das Scoreboard kam.
Doch auch Toronto hatte große Probleme, Zählbares zu produzieren, wenn der Ball einmal nicht bei Leonard landete. So ging es nach dem ersten Viertel mit dem kuriosen Spielstand von 18:13 für die Raptors in die kurze Pause.
Auch im zweiten Viertel blieb es eine umkämpfte Partie, und so verteidigte Toronto seine knappe Führung bis zur Halbzeit. Danach wendete sich jedoch das Blatt, denn die Sixers gingen dank eines 16:0-Laufs mit sieben Punkten in Führung.
Die zwischenzeitliche Raptors-Taktik "gebt Leonard den Ball und geht dann aus dem Weg" - Leonard scheiterte in diesem Zeitraum mit all seinen sechs Versuchen - schien allein nicht zu reichen und so versuchte man dem Superstar zumindest soweit zu helfen, dass er wieder einfachere Würfe bekommen würde.
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Leonard übernimmt Verantwortung
Im Schlussviertel übernahm Leonard dann wieder für die Raptors, doch die 76ers stemmten sich mit vereinten Kräften dagegen. Als Butler 4,2 Sekunden vor Schluss der Partie mit einem schwierigen Korbleger den Ausgleich erzielte, nahm Toronto noch einmal eine Auszeit.
Wenig überraschend - außer vielleicht für die Sixers - landete der Ball nach der Auszeit schnell in den Händen von Leonard, der erst Simmons und dann Embiid an seiner Seite hatte. Aus der Ecke ließ Leonard mit Ablauf der Uhr einen Verzweiflungswurf im Zurückfallen über den Big Men los - der Rest ist Geschichte.
"Spiel 7. Auf diese Art und Weise zu verlieren. Letzter Wurf. Nach einem hart umkämpften Spiel. Es gehen einem viele Dinge durch den Kopf. Es nervt. Ich kann es nicht erklären. Es nervt einfach", sagte Embiid.
Mit 41 Punkten war Leonard natürlich der Topscorer der Partie trotz einer eher mäßigen Wurfquote von 13 aus 39 - alle anderen Starter der Raptors zusammen nahmen nur 35 Würfe. Bei den Sixers punkteten alle fünf Starter zweistellig, Embiid hatte mit 21 Punkten die meisten Zähler.