Die meisten Fans der Dallas Mavericks im American Airlines Center ahnten, was passieren würde, als Dirk Nowitzki unter tosendem Lärm das Mikrofon am 10. April 2019 ergriff.

Doch es dauerte, bis der deutsche NBA-Superstar dies aussprechen durfte. Die Fans verursachten zunächst einen Höllenlärm und ihre "MVP"-Ruhe werden wohl noch heute jedem Fan von Nowitzki oder den Mavs eine Gänsehaut verursachen.

Auch Nowitzki selbst musste sichtbar schlucken, ehe er sich bei den Fans und den anwesenden NBA-Legenden um Larry Bird, Scottie Pippen, Charles Barkley, Shawn Kemp und Detlef Schrempf bedankte, die extra für ihn gekommen waren.

Dann sagte der 40-Jährige an einem Abend voller Emotionen, an dem der 120:109-Sieg gegen die Phoenix Suns zur Nebensache geraten war, das, was er längst hatte sagen wollen: "Das war mein letztes Heimspiel, so wie ihr das erwartet habt."

Es folgten kurze Schreie des Entsetzens, ehe diese erneut lautstarken Rufen wichen, während Nowitzki weiter gegen die Tränen kämpfte und witzelte: "Ich versuche hier meine Joga-Atmung, aber das hilft nicht wirklich." (SERVICE: Der Spielplan der NBA-Saison 2020/21)

Einziger Deutscher mit NBA-Titel

Der beste deutsche Basketballer der Geschichte hatte soeben sein Karriereende erklärt. Doch er konnte auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken. Als bislang einziger Deutscher holte er 2011 den NBA-Titel.

Der Würzburger, der sich nach seinem Karriereende ins Privatleben zurückzog und die freie Zeit am liebsten mit seiner Frau Jessica und seinen Kindern verbringt, erhielt nach der Saison 2006/07 als erster Europäer den Preis für den wertvollsten Spieler (MVP) der Saison. Er brachte es 14 Mal zum All-Star und ist aktuell mit 31.540 Punkten die Nummer sechs der ewigen Scorerliste.

Nowitzki, Fahnenträger bei den Olympischen Spielen in Peking 2008, hat mit dem Nationalteam 2002 WM-Bronze und 2005 EM-Silber geholt. (SERVICE: Die Tabellen der NBA)

Nowitzki glänzt mit Saisonbestleistung

In seinem letzten Spiel in Dallas hatte Nowitzki mit 30 Punkten seine beste Saisonleistung gezeigt und war zum Ende seiner 21. NBA-Saison im Trikot der Franchise von den 19.200 Fans ausgiebig gefeiert worden. Mit seinen 30 Zählern löste Nowitzki nebenbei noch Michael Jordan als ältesten Spieler ab, dem diese Punktzahl in einem NBA-Spiel gelang.

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Und auch sein vermeintlicher Thronfolger Luka Doncic zeigte bereits damals mit seinem achten Triple-Double (21 Punkte, 16 Rebounds und elf Assists) in der Saison seine Extraklasse. Der Slowene gab Nowitzki die Gewissheit, dass die Franchise bei ihm in guten Händen ist.

Bereits im zweiten Viertel musste Mavs-Topscorer Nowitzki kurzzeitig mit den Tränen kämpfen, nachdem ein Video über seine Arbeit in der Community von Dallas gezeigt wurde.

Nowitzki läuft durch ein Spalier

Hunderte Mitarbeiter der Mavericks hatten Nowitzki zuvor bereits nach seiner Ankunft im Bauch der Arena einen tollen Empfang bereitet.

Der 40-Jährige lief durch ein Spalier, genoss sichtlich die lauten "Dirk"-Rufe und klatschte voller Dankbarkeit mit so vielen wie möglich ab. Alle trugen das schwarze T-Shirt mit dem Aufdruck "41.21.1": Die Nummer 41 spielt Saison Nummer 21 für diesen einen Klub.

Auch Rick Carlisle hatte sich wie so viele in der Halle das spezielle Shirt übergezogen, der Trainer beorderte Nowitzki natürlich in die Starting Five der Mavericks. Unter lautem Jubel der Fans wurde das Mavs-Idol als letzter Spieler vorgestellt.

Mitspieler suchen ständig Nowitzki 

Nowitzki traf nach 33 Sekunden seinen ersten Wurf und sorgte in gut drei Minuten im Alleingang für die ersten zehn Punkte der Gastgeber, nachdem seine Mitspieler stets ihren deutschen Teamkollegen gesucht hatten.

Am Ende hatte Nowitzki 31 Versuche aus dem Feld auf dem Konto - und wenn er gewollt hätte, hätte der als Teamplayer bekannte Deutsche wohl auch 50 Versuche wie einst die verstorbene NBA-Legende Kobe Bryant in seinem letzten Spiel nehmen dürfen.

Nowitzki zeigte im 1521. und vorletzten Hauptrundenspiel seiner Laufbahn ohnehin noch einmal die ganze Palette seiner Qualitäten. Gegen das damals schlechteste Team aus dem Westen traf er bis zur Pause vier von sechs Dreiern, machte 19 Punkte und holte vier Rebounds, am Ende waren es acht. Dazu steuerte er drei Assists und einen Block bei.

Immer wenn Nowitzki zum Wurf ansetzte, erhoben sich die Fans im American Airlines Center von ihren Sitzen.

Nowitzki packt erneut einen Dunk aus

Als der Routinier den Ball nach der Pause zum erst zweiten Mal in der Saison per Dunking in den Ring stopfte, schallten "MVP"-Rufe durch die Arena. Auch "one more year", also "noch ein Jahr", riefen die Zuschauer - in der Hoffnung, dass es vielleicht doch weitergeht. 

Nowitzki erhielt wie von Carlisle angekündigt viel Spielzeit, wurde - wenn er kurz auf der Bank saß - immer wieder vom Publikum gefordert ("We want Dirk") und kam am Ende auf 32:42 Minuten.

Schließlich stand Nowitzki sogar auch auf dem Parkett, als die Partie in Dallas mit einem Sieg für die Mavs zu Ende gegangen war - im letzten Heimspiel seiner einzigartigen Basketball-Karriere.