Als Manu Ginobili am Montag seine Karriere im Alter von 41 Jahren beendete, verneigte sich auch Dirk Nowitzki vor seinem langjährigen Rivalen.
Die Story des großen Manu Ginobili
"Glückwunsch zu einer fantastischen Karriere. Ein großartiger Spieler. Ein leidenschaftlicher Wettkämpfer. Ein Gewinner. Nächster Halt: Hall of Fame", schrieb der deutsche Star der Dallas Mavericks über den ehemaligen San Antonio Spur, mit dessen Team er sich unzählige legendäre Duelle geliefert hatte.
Auch wenn nicht jeder ein Fan des Argentiniers war, was auch an dessen Hang zur Theatralik lag, ist sein Abschied ein großer Verlust für den Basketball, der viele Erinnerungen hervorruft.
Stars huldigen Ginobili
Ob Nowitzki, Kobe Bryant oder LeBron James: Nahezu die gesamte NBA-Elite würdigte die großartige Karriere Ginobilis, die in vier Meisterschaften und einem Olympiasieg in mehreren Höhepunkten gipfelte.
"Du bist ein wahrer Champion, mein Freund. Einer der besten, mit dem ich mich je duelliert habe. Genieße das Leben nach dem Spiel. Du verdienst das und mehr", huldigte ihm Bryant.
Ginobilis Karrierestatistiken von 13,3 Punkten, 3,5 Rebounds und 3,8 Assists im Schnitt lassen auf den ersten Blick nicht auf eine Basketball-Legende schließen. Doch zu einem beweist sein phänomenales Plus-Minus-Rating seinen Wert, zum anderen geht Ginobilis Beitrag über reine Zahlen hinaus.
Wild, spektakulär, einzigartig
Der eiskalte Argentinier war verantwortlich für mehrere Heldentaten. Ginobili machte den "Euro-Step" salonfähig, er war ein Fan-Liebling in seiner Heimat und in San Antonio, wo laut U.S. Cencus Bureau Hispano- oder Lateinamerikaner 63,6 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Der Bürgermeister erklärte den 30. August nun sogar zum "Manu Ginobili Day".
"Er war eine Legende", sagte sein langjähriger Weggefährte Tony Parker bei The Undefeated: "Es war eine Ehre, mit ihm zu spielen." Parker prägte gemeinsam mit Ginobili und Tim Duncan eine NBA-Dynastie. Doch nach Duncans Karriereende 2016 und Parkers Wechsel nach Charlotte ist diese Spurs-Ära mit Ginobilis Abschied endgültig vorbei.
Ginobili, der mit 16 Jahren im identischen Trikot zu den treuesten Spielern der Geschichte gehört, war einzigartig. Seine Bewegungen, sein Spiel zu beschreiben, fällt schwer. Es war wild, bizarr, zum Haareraufen. Gleichzeitig spektakulär, begeisternd und verwirrend für den Gegner. Sicher nicht: Einfallslos, langweilig, vorhersehbar.
Harden adaptiert Ginobili-Move
Ginobili schlängelte sich durch gegnerische Defensiven, glänzte mit überraschenden Pässen, seiner Treffsicherheit oder auch dem ein oder anderen krachenden Dunk.
Was bei Nowitzki der einbeinige Fadeaway ist, war bei Ginobili der Euro-Step. Ein Schritt in die eine Richtung beim Zug zum Korb, dann ein schneller zweiter Schritt in die andere hinterher. Besonders MVP James Harden adaptierte die Bewegung.
2001 führte Ginobili Bologna zum Euroleague-Titel, 2003 feierte er mit den Spurs seine erste Meisterschaft. Endgültig hinterließ der Linkshänder seinen Namen in der Basketball-Welt bei den Olympischen Spielen 2004.
Ginobili wird zum USA-Schreck
16,4 Sekunden vor Schluss lagen die Gauchos im Eröffnungsspiel gegen Serbien und Montenegro mit drei Punkten zurück, ehe Ginobili mit einem Dreipunktspiel zum 81:81 ausglich. Doch die Serben legten per Freiwurf nach, 3,8 Sekunden waren noch zu spielen.
Genug Zeit für Ginobili, der in der Hälfte des Gegners auf Höhe der Freiwurflinie den Ball bekam und mit einem wilden Wurf im Fallen für argentinische Ekstase sorgte. Es sollte nicht Ginobilis letzte Heldentat in Athen bleiben.
Denn im Halbfinale machten die Argentinier, angeführt von Ginobili, das Unmögliche möglich und schlugen die USA. Es ist bis heute das einzige Mal, dass die Goldmedaille nicht an die NBA-Stars ging. Seit Bronze 1988 hatten die USA kein College-Team mehr zu Olympia geschickt.
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Der Shooting Guard wurde mit 29 Punkten zum Schrecken der Amerikaner, die zwar nicht die Qualität des originalen Dream Teams hatten, mit den jungen LeBron James, Carmelo Anthony und Dwyane Wade oder Tim Duncan und Allen Iverson aber genug Qualität aufbieten konnten. Die Krönung folgte für MVP Ginobili im Finale gegen Italien.
Unnötiges Foul an Nowitkzi
Und auch in San Antonio war Ginobili zur Stelle, als er gebraucht wurde. Ob 2003, 2005, 2007 oder 2014 – Ginobili lieferte immer seinen Beitrag zum Titel. Der zweimalige All-Star ist Franchise-Leader bei den getroffenen Dreiern und den Steals, nur zwei Akteure haben mehr Spiele für die Texaner absolviert. Die Statistiken sind umso bemerkenswerter, da Ginobili meist trotz seiner Qualitäten von der Bank kam (Sixth Man of the Year 2008).
Ein Schachzug von Trainerfuchs Gregg Popovich, den andere Spieler von Ginobilis Qualität sicher nicht ohne Murren in solche Leistungen umgewandelt hätten. Immer wieder mussten auch Nowitzki und die Mavericks unter Ginobilis Qualitäten leiden.
Einmal jedoch durfte allerdings Nowitzki zuletzt lachen – dank Ginobili. Im epischen siebten Spiel des Western Conference Halbfinals 2006 schien Ginobili ein 20-Punkte-Comeback der Spurs mit einem Dreier ins Herz der Mavericks zu krönen. Doch Nowitzki zog noch einmal energisch zum Korb, Ginobili leistete sich ein unnötiges Foul. Das Dreipunktspiel brachte Dallas in die Verlängerung, in der die Mavs die Oberhand behielten. Es war einer der wichtigsten Momente in Nowitzkis Karriere.
Batman Ginobili
Häufiger allerdings entschied Ginobili dem Kampf mit dem Gegenüber für sich – so auch am 31. Oktober 2009, als San Antonio gegen die Sacramento Kings spielte. Passend zu Halloween fand eine Fledermaus den Weg ins AT&T Center und sorgte für große Augen. Und Ginobili? Der fischte mit seiner bloßen Hand das Tier aus der Luft.
"Wenn du nicht mehr dunken kannst, musst du andere Wege finden, um in die Nachrichten zu kommen", sagte Ginobili scherzhaft. Sein Coach Popovich ergänzte: "Man würde jemanden als Lügner bezeichnen, wenn du diese Story erzählen würdest."
Komplett abgeschlossen ist auch Ginobilis sportliche Story nicht. Er möchte gerne weiter seinen Beitrag zur Erfolgsgeschichte der Spurs leisten. "Wenn ich helfen kann, werde ich es mit Vergnügen tun", schrieb Ginobili in einer Kolumne in der argentinischen ZeitungLa Nacion.
Gut für San Antonio, gut für den Basketball.
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