"Es gibt eine Milliarde neuer Mavs-Fans."
Indischer Shaq oder Marketing-Gag?
Mark Cuban freute sich nach dem NBA Draft 2015 am Freitag über Fan-Zuwachs aus Indien.
Die Mavericks wählten an 52. Stelle Satnam Singh Bhamara. Singh ist der erste indische Spieler, der gedraftet wurde – faktisch sogar der erste Inder der NBA. Denn der während der vergangenen Saison kurz bei den Kings unter Vertrag stehende Sim Bhullar ist "nur" Kanadier mit indischen Wurzeln. Dabei hat Indien die zweitmeisten Einwohner der Welt.
Cuban will Legende erschaffen
Singh, geboren in einem kleinen Dorf in Punjab, will durch seinen NBA-Eintritt Türen öffnen: "Es ist gut für mich, Indien und alle Basketball-Spieler dort. Es werden viel mehr Menschen Basketball spielen und Trainer nach Indien gehen, die das Training besser machen." Das ganze Land hätte gespannt den Draft verfolgt, meint der Rookie. Nun sollen weitere Spieler folgen, die an der Schule, am College oder in der NBA spielen.
Doch die Personalie ist mehr als eine Feel-Good-Story, ein Marketing-Gag oder ein Eintrag in die Geschichtsbücher.
Singh ist 2,18 Meter groß und bringt 132 Kilogramm auf die Waage, hat aber dennoch Wurfgefühl bis raus an die Dreierlinie. "Er ist riesig und hat, was uns besonders beeindruckt, dennoch einen guten Wurf", sagte Cuban: "Wir glauben in Dallas daran, Legenden zu erschaffen."
Vergleich mit Shaq und Yao Ming
ESPN feierte ihn 2012 bereits als den "Yao Ming Indiens", bezogen auf den chinesischen Center, der von 2002 bis 2011 für die Houston Rockets auflief und während dieser Zeit acht Mal All-Star wurde.
Singh selbst scheut den Vergleich nicht. "Ich bin ein Spieler wie Shaquille O'Neal, Dwight Howard oder Yao Ming." Vor allem letzterer habe es ihm mit seinen 2,29 Metern angetan. "Ich habe ihm oft zugesehen."
Noch ist der 19-Jährige allerdings meilenweit weg vom Niveau seiner Vorbilder. Besonders an seiner Beweglichkeit und Fitness muss Singh noch arbeiten. Die eher spärlich vorhandene Geschwindigkeit erfreut allerdings Dirk Nowitzki. "Ich habe nicht gedacht, dass es möglich ist, jemanden zu holen, der langsamer ist als ich. Aber sie haben es geschafft", sagte Nowitzki den Dallas Morning News und sorgte damit für Gelächter. Abgesehen davon sei er aber beeindruckt von Singhs Physis und seinem NBA-reifen Körper.
Die letzten fünf Jahre lebte Singh in Florida und spielte an der IMG Academy, die auch Nick Bollettieris Tennis-Academy beinhaltet. Nun ruft also die NBA, wenngleich Singh erst einmal nur in der Summer League und anschließend den Texas Legends, Farmteam der Mavericks in der D-League, zum Einsatz kommen wird.
Trumpf in der Free Agency?
Sollte er sportlich keine Verstärkung für die Mavericks darstelle, könnte sich Singh indirekt als Trumpf in der Free Agency beweisen - Stichwort: DeAndre Jordan.
Singh wird von den Agenten Happy Walters und Dan Fegan vertreten. Beide kümmern sich zudem um Mavs-Forward Chandler Parsons. Und eben auch um DeAndre Jordan. Der Center ist als Free Agent auf dem Markt und heiß begehrt. Dallas will den Defensivanker unbedingt.
Selbst wenn die Übereinstimmung der Agenten nur ein Zufall sein sollte - ein Nachteil ist sie definitiv nicht. Vitamin B wie Beziehungen spielt im NBA-Geschäft eine große Rolle. "Es geht nicht darum, was du weißt, sondern wen du kennst", sagte Devin Harris.
So oder so bestehen also Chancen, dass Satnam Singh zu einer Erfolgsgeschichte wird.