Amon-Ra St. Brown bekommt 2020 doch noch seine Chance.
Bald NFL? Das sagt Amon St. Brown
Das aktuell größte deutsche Football-Talent hatte sich eigentlich schon mit der Absage der Saison im College Football abgefunden, nun kündigte aber die Pac12-Conference an, die Saison ab November spielen lassen zu wollen. Das betrifft auch St. Browns USC Trojans aus Los Angeles.
Der dritte Sprössling der Receiver-Familie St. Brown um US-Papa John und die deutsche Mutter Miriam geht nach über 1.000 Yards und sieben Touchdowns 2019 in seine dritte College-Saison, ihm wird der Sprung zum Superstar vorhergesagt, dann könnte er im Draft nach Björn Werner 2013 der zweite deutsche Erstrundenpick überhaupt werden und seinem Bruder Equanimeous (Green Bay Packers) in die NFL folgen.
Im exklusiven SPORT1-Interview spricht St. Brown über die schwierige Corona-Situation, wie er sich fit hält, wie es wäre, Pässe von Megastar Patrick Mahomes zu fangen und seine Erfahrungen mit Rassismus in den USA und Deutschland.
St. Brown äußert Zweifel an College-Saison
SPORT1: 2020 ist für alle Menschen eine besondere Herausforderung wegen Covid-19. Bei Ihnen geht es nach der ursprünglichen Absage der College-Saison in der Pac12 auch um die Karriere. Jetzt soll doch gespielt werden. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Amon-Ra St. Brown: Ich habe mir schon vor der offiziellen Absage gedacht, dass es wahrscheinlich keine Saison geben wird. Insofern war ich mental schon darauf vorbereitet. Ich hatte mich schon vorher gefragt, wie das gemacht werden kann. Wenn ein Spieler positiv getestet wird, muss er ja in Quarantäne und das kann nicht gut für das Team sein. Ich hoffe natürlich jetzt, dass wir spielen. Ich wollte auch sowieso unbedingt spielen.
SPORT1: Sie hätten nach einer erfolgreichen Saison für USC in den NFL-Draft gehen können. Die Pac12 spielt jetzt verkürzt. Welche Optionen haben Sie aktuell?
St. Brown: Ich wollte ohnehin abwarten, was genau entschieden wird. Sieben Spiele sind besser als nichts, aber bis dahin kann noch einiges passieren. Stand jetzt würde ich sagen, dass ich spiele.
St. Brown: "Es liegt alles in meiner Hand"
SPORT1: Wie halten Sie sich aktuell fit? Läuft Ihr Studium weiter?
St. Brown: Ich trainiere an der USC jeden Tag für den Tag X weiter, weil ich weiß, irgendwann wird wieder gespielt. Deshalb muss ich topfit bleiben. Das Studium läuft parallel auch weiter, aber das ist aktuell alles online.
SPORT1: Viele Experten trauen Ihnen nach dem Abgang von Michael Pittman in die NFL den Sprung zum College-Superstar zu. Was ist in der kurzen Saison möglich?
St. Brown: Ich muss einfach nach vorne schauen und positiv bleiben und dann meine beste Leistung abrufen. Es liegt alles in meiner Hand, sobald wir wieder auf dem Feld stehen.
SPORT1: Michigan bietet seinen Spielern freiwilliges Training. Wie läuft das bei USC? Oder trainieren Sie mit Ihrem Vater John privat?
St. Brown: Ich trainiere weiter an der USC. Wir machen vor allem Krafttraining und spezielles Receiver-Training unter Einhaltung der Corona-Regeln.
St. Brown als Receiver für Mahomes?
SPORT1: In der NFL liegen Sie nach Ihrer zweiten College-Saison schon hoch im Kurs. In einem Mock-Draft werden Sie in der ersten Runde den Kansas City Chiefs zugeordnet…
St. Brown: Receiver für Patrick Mahomes wäre nicht die schlechteste Variante (lacht).
SPORT1: Neben Corona ist Black Lives Matter das bestimmende Thema in den USA. Wie sind Ihre Erfahrungen mit Rassismus bzw. bei Ihnen als Familie?
St. Brown: Richtig schlimme Dinge sind mir oder meinen Brüdern noch nicht passiert, aber wir haben schon ungerechte Behandlung erlebt oder auch gesehen. In Deutschland ist mal ein Bus mit Schulkindern an uns vorbeigefahren, als sie uns gesehen haben, haben sie alle die Hand zum Hitlergruß erhoben. In der Grundschule habe ich mal gemeinsam mit zwei weißen Jungs Mitschülern aus Quatsch die Hose runtergezogen. Ich sollte dafür drei Tage suspendiert werden, die weißen Jungs aber nicht! Meine Mutter hat daraufhin ein intensives Gespräch mit der Direktorin und den zwei beteiligten Lehrern geführt. Die Suspendierung wurde dann aufgehoben. Solche Dinge passieren tagtäglich im Leben eines Afro-Amerikaners.