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Ironman Hamburg Unfall: Neue Details zur tödlichen Tragödie

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Ironman Hamburg Unfall: Neue Details zur tödlichen Tragödie

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Ironman-Tragödie: Neue Details

Jan Frodenos Abschied vom deutschen Publikum beim Ironman Hamburg wird von einem tödlichen Unfall eines Begleitmotorrads überschattet. Die Veranstalter sagen Siegerehrung und Party ab, ziehen aber dennoch Kritik auf sich.
Beim Ironman Hamburg kam es auf der Strecke zu einem schweren Unfall
Beim Ironman Hamburg kam es auf der Strecke zu einem schweren Unfall
© Screenshot: ARD
Jan Frodenos Abschied vom deutschen Publikum beim Ironman Hamburg wird von einem tödlichen Unfall eines Begleitmotorrads überschattet. Die Veranstalter sagen Siegerehrung und Party ab, ziehen aber dennoch Kritik auf sich.

Der Abschied von Triathlet Jan Frodeno vom deutschen Publikum ist von einer Tragödie überschattet worden: Beim Ironman in Hamburg hat es einen schrecklichen Unfall mit tödlichen Folgen gegeben.

Während des Rennens der Triathlon-EM ist ein am Rennen teilnehmender Amateur-Athlet mit seinem Fahrrad gegen 8.45 Uhr unter zunächst rätselhaften Umständen frontal mit einem Kamera-Motorrad kollidiert. Der 70 Jahre alte Motorradfahrer ist noch an der Unfallstelle gestorben, laut Bild erlitt er wohl ein Schädel-Hirn-Trauma und innere Verletzungen.

Der Radfahrer - ein 26 Jahre alter Engländer - ist schwer, nach aktuellem Informationsstand aber nicht lebensgefährlich verletzt worden. Der 50 Jahre alte Kameramann, der hinten auf dem Motorrad saß und in die andere Richtung geblickt hatte, ist mit leichten Verletzungen davongekommen. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht.

Die Veranstalter brachen - trotz zahlreicher entsprechender Forderungen in den sozialen Medien - das Rennen nicht ab, ließen aber Siegerehrung und die Party danach ausfallen. Die ARD als deutscher Medienpartner beendete nach dem Todesfall die Livestream-Übertragung.

Tödliche Kollision von Motorrad und Fahrrad

Das Unglück ereignete sich auf dem Gauerter Hauptdeich im Hamburger Stadtteil Spadenland, an einer Stelle, an der die Strecke gegenläufig ist, so dass Radfahrer und Motorrad in unterschiedlichen Richtungen unterwegs waren. Die Streckenführung an der Stelle ist in jedem Fall eng, Polizei-Einsatzleiter Curt Wenzel sprach in der ARD jedoch von einem eher „unspektakulären Streckenverlauf für den Bereich“.

Sebastian Kienle, Hawaii-Sieger von 2014, der das Rennen für die ARD kommentierte, sah auch ein organisatorisches Problem: „Es sind viel zu viele Motorräder unterwegs.“

Vor Ort waren ein Hubschrauber und 20 Rettungskräfte im Einsatz, die die Straße umgehend sperrten.

Athleten weichen über den Deich aus

Nach dem Crash stand das Rennen kurz vor dem Abbruch. Zwischenzeitlich war eine Verkürzung des Events angedacht, was von den Organisatoren aber wieder verworfen wurde.

„Wir haben die Strecke natürlich komplett sperren müssen, das wird noch eine ganze Zeit dauern, und eine Ausweichroute empfohlen, der der Veranstalter gefolgt ist“, erklärte Einsatzleiter Wenzel das Vorgehen.

Nur neun Teilnehmer konnten das Rennen regulär fortsetzen. Alle anderen mussten an der Unfallstelle pausieren. Einige schoben ihre Räder über den Deich und setzten so das Rennen fort.

Verwirrung um Jan Frodeno

Beim Rennen war auch Jan Frodeno dabei, der das Ereignis eigentlich als besonderen Moment zelebrieren hatte wollen: Bei seinem ersten Ironman-Auftritt seit fast zwei Jahren wollte der Olympiasieger und Weltrekordler in Hamburg Abschied vom deutschen Publikum nehmen.

Unter Berufung auf Frodenos Manager berichtete die ARD am Morgen, dass dieser Frodeno „höchstwahrscheinlich“ aus dem Rennen nehmen werde: „Alle, die um die Umstände wissen, können sich nicht vorstellen, wie jemand ein Rennen fortsetzen soll, das noch über Stunden weitergehen soll und dann irgendwie mit fröhlichen Gesichtern übers Ziel laufen soll“, gab Sportschau-Reporter Ralf Scholt das Gespräch wieder.

Frodeno absolvierte das Rennen allerdings dann doch bis zum Ende. Beim Sieg des Titelverteidigers Denis Chevrot aus Frankreich vor dem Belgier Pieter Heemeryck und Kristian Högenhaus aus Dänemark wurde der Deutsche Vierter.

Danach erklärte der 41-Jährige: „Es war unfassbar eng, eine völlige Farce. Ich war direkt nebenan und habe das Fahrrad in gefühlt tausend Teile zerspringen sehen. Ich weiß, dass das immer medial begleitet werden muss, aber die Athleten-Sicherheit muss vorgehen.“ Er habe erst im Ziel erfahren, dass der Motorradfahrer nicht überlebt habe.

ARD bricht Livestream ab, Veranstalter überträgt weiter

Die ARD entschied nach Bekanntwerden der genaueren Umstände, den Livestream zu beenden. „Wir bitten um Verständnis, aber die Umstände und die Rücksichtnahme auf die Verstorbenen und Verletzten und die Angehörigen gebietet, glaube ich, dass wir hier jetzt mal mit der Live-Berichterstattung Schluss machen. Vielen Dank“, erklärte Scholt das Vorgehen.

Um 10.18 Uhr stellte die ARD den Kommentar ein. Nachdem etwa noch 15 Minuten lang Luftbilder von Hamburg gesendet wurden, brach der Sender den Livestream schließlich komplett ab.

Der eigene, offizielle Livestream der Veranstaltung ging bei YouTube derweil weiter. Diverse Fans zeigten sich in der Kommentar-Funktion des Streams verärgert und forderten den Abbruch des Rennens. Die Funktion wurde schließlich deaktiviert. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema Triathlon)

Was bei dem Entscheidungsprozess eine Rolle spielte: Das Rennen läuft unter Regie der amerikanischen, in Tampa ansässigen Ironman Group / World Triathlon Corporation, die 2020 für 730 Millionen Dollar von dem US-Medienunternehmen Advance gekauft wurde. Zum Zeitpunkt des Unfalls war es in den USA mitten in der Nacht, die vor Ort in Hamburg agierenden Veranstalter erklärten laut ARD, sie hätten nicht die Entscheidungsgewalt, das Rennen abzubrechen, bei dem es auch um die Qualifikation für die WM in Nizza ging.