Nach drei Jahren Unterbrechung ist der Ironman Hawaii zurück.
Schafft ein deutscher die Sensation?
Am Mittwoch und am Samstag treten dort die weltbesten Triathleten gegeneinander an - und das erstmals verteilt auf zwei Tage. Am Donnerstag starten die Profi-Frauen und am Samstag die Profi-Männer. Hinzu kommen einige Altersklassen im Amateurbereich der Männer und Frauen.
Der Ironman auf Hawaii gilt als Anspruchsvollster seiner Klasse. Vor allem die extremen Bedingungen rund um Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und böigem Wind machen ihn zu dem, was er ist. (NEWS: Alles zum Triathlon)
„Für unseren Sport ist es die perfekte Bühne: Es ist der Kampf mit dem Gegner, aber auch gegen die Naturgewalten und mit sich selbst. Aus Profisicht ist es das härteste und das nervenaufreibendste Rennen, das unheimlich viel Energie kostet.“, sagt der deutsche Triathlet im „Zwift-Magazin“ bei SPORT1.
So läuft der Wettbewerb dieses Jahr ab
In Normalfall gehen jedes Jahr rund 2500 Athleten an den Start. Aufgrund der coronabedingten Absagen 2020 und 2021 und durch weitere normale Ironman-Rennen weltweit kam es zu einer großen Menge an Qualifizierten. Rund 5000 Sportler nehmen teil. Deshalb kam es zur Entzerrung der großen Anzahl an Teilnehmern.
Der Ironman startet auf seinen bewährten Strecken. Der Start- und Schlusspunkt des Schwimmens befindet sich an der Ostseite des Piers von Kailua, wo die Teilnehmer eine Strecke von 3,86 Kilometern im offenen Meer zurücklegen.
Danach folgt die Radstrecke von über 180,2 Kilometern, die vom Kailua Pier aus entlang der Küste verläuft. Dabei erwarten die Athleten 1.772 Höhenmeter.
Zum Abschluss des Wettbewerbs müssen die Teilnehmer 42,195 Kilometer und 307 Höhenmeter laufen, bevor sie am Alii Drive ins Ziel laufen.
Welche deutschen Herren sind dabei?
Nachdem Triathlon-Star Jan Frodeno im Vorfeld seine Absage erklärte, geht Patrick Lange als deutscher Hoffnungsträger ins Rennen. Der zweifache Champion zählt nach einer überstandenen Corona-Infektion, mit der er noch zu kämpfen habe, jedoch nicht zu den Top-Favoriten auf den Gewinn.
Neben ihm startet der Ironman-Weltmeister von 2014 mit Sebastian Kienle. Für den 38-Jährigen ist es der letzte Hawaii-Start, weshalb er wohl alles in die Waagschale werfen wird.
„Top Ten wäre absolut genial – und wohl auch realistisch. Aber alles ist möglich.“, sagte Kienle.
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Als dritter im Bunde und vermutlich als der formstärkste deutsche Triathlet nimmt Hawaii-Debütant Florian Angert teil. Der 30-Jährige erreichte bei der WM in Utah eine Top-5-Platzierung und überzeugte damit als bester männlicher Athlet aus Deutschland.
Warum fehlt Frodeno?
Der deutsche Titelfavorit musste seine Teilnahme am Ironman auf Hawaii verletzungsbedingt absagen. Nach einem Sturz vor einigen Wochen entzündete sich seine Hüfte. Um gegen die Infektion vorzugehen, waren mehrere Operationen notwendig.
Bereits bei der auf Anfang Mai verschobenen WM 2021 konnte Frodeno nicht teilnehmen. Damals stoppte ihn ein Teilriss der Achillessehne. Auch bei seinem Comeback im Juli bei der Challenge Roth war er zu Beginn der Laustrecke gezwungen aufzugeben. Trotz seiner Rückschläge durch Verletzungen will der Olympiasieger von 2008 und dreimalige Hawaii-Champion im nächsten Jahr nochmal angreifen.
„Ich bin noch nicht bereit, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen und zurückzublicken.“, verriet die Triathlon-Legende. Von einem Legendenstatus will der 41-Jährige aber nichts hören: „Legende bedeutet, dass man damals verdammt gut war. Ich bin noch nicht bereit, eine Legende zu sein.“
Ein, zwei, drei große Rennen möchte Frodeno vor seinem Karriere-Ende noch bestreiten. Das wünsche er sich zumindest von seinem Körper. Klar ist ihm bei einem möglichen Karriereende jedenfalls: „Meine Karriere wird mit einem Knall enden.“ Und vielleicht wird dieser Knall der Gewinn des Ironmans auf Hawaii 2023.
Deutsche Triathleten bedauern Frodeno-Ausfall
Frodenos verletzungsbedingte Absage sorgte nicht nur beim Athleten selbst, sondern auch bei den deutschen Triathlon-Kollegen für Bedauern.
„Ich konnte die Nachricht kaum glauben! Ich war mir eigentlich sicher, dass er dieses Jahr in Bestform auf Hawaii seine Karriere mit einem Sieg beendet. Es tut mir unheimlich leid für ihn, das ist extrem bitter. Ich weiß, wie sich solche Niederlagen anfühlen. Schade für die Fans, für das Rennen und vor allem für ihn.“, sagte die deutsche Triathletin Laura Philipp über den Ausfall.
Nach seiner Verletzungsmisere sagen Experten dem 41-Jährigen ein schwieriges Comeback voraus. Kienle hingegen ist sich sicher, dass Frodeno nochmal zurückkäme.
„Wenn Jan etwas kann, dann ist es der Fokus auf diese eine große Ziel. Ich glaube, er hat es immer noch in sich – das hat er dieses Jahr auch in Roth bewiesen.“, erzählte er doch betonte, dass es vor allem aufgrund der Häufigkeit seiner Verletzungen und seines Alters sehr schwer werde.
Wer sind die Favoriten?
Zu den großen Favoriten bei den Männern zählt der Norweger Kristian Blummenfelt. Der 28-Jährige wurde innerhalb eines Jahres Olympiasieger, gewann die WM-Serie auf der olympischen Distanz, debütierte auf der Langdistanz und wurde in Utah neuer Ironman-Weltmeister.
Dabei setzte er sich in St. George vor seine Kontrahenten Lionel Sanders aus Kanada und Braden Currie aus Neuseeland, die ebenfalls zum engeren Favoritenkreis gehören. Zu beachten sind zudem der Trainingspartner Blummenfelts Gustav Iden, der Däne Magnus Ditlev sowie der Deutsche Lange.
Haug verpasst Titelverteidigung
Triathletin Anne Haug verpasste ihre Titelverteidigung auf Hawaii nach großem Kampf. Die 39-Jährige kam 1090 Tage nach ihrem Triumph bei der Rückkehr der Ironman-WM an den Traditionsstandort auf Rang drei.
„Es war so hart und brutal. Ich habe auf dem Rad etwas zu viel investiert, für das Laufen war nicht mehr viel Energie übrig“, sagte eine völlig erschöpfte Haug im Ziel: „Es war sehr hart, ich bin glücklich mit meinem dritten Platz.“ Für Die Bayreutherin war es die insgesamt vierte WM-Medaille.
Als Überraschungssiegerin ging Chelsea Sodaro hervor, die nach allen Disziplinen 8:35 Minuten Vorsprung auf die Deutsche hatte. Die US-Amerikanerin startete erst zum zweiten Mal auf der Langstrecke. Für die extrem laufstarke Sodaro war es 17 Monate nach der Geburt ihrer Tochter zudem die Premier in Kailua-Kona. Auf Rang Zwei landete die Britin Lucy Charles-Barclay, die im Vorfeld zum engeren Favoritenkreis zählte.
„Chelsea war heute nicht zu schlagen, super stark.“, gratulierte auch die WM-Siegern von 2019 anerkennend.
Mitfavoritin Philipp büßte durch eine fünfminütige Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens auf dem Rad bereits alle Podest Chancen. Die 35-Jährige landete am Ende mit einem Rückstand von 16:44 Minuten auf dem vierten Platz. Die fünfmalige Ironman-Weltmeisterin Daniela Ryf verpasste ihren sechsten WM-Titel deutlich und landete mit 30 Minuten Rückstand nur auf dem achten Platz.
Viele besondere Teilnehmer am Start
Neben all den Profis und Amateuren sind auch vier außergewöhnliche Athleten mit von der Partie. Mit Chris Nikic startete ein bekannter Name in der Triathlon Szene. Der 23-Jährige ist der erste Mensch mit Down-Syndrom, der eine Langdistanz gefinisht hat. Das gelang ihm beim Ironman Florida vor zwei Jahren. Jetzt schaffte er aus auch in Hawaii. Kurz vor Mitternacht Ortszeit meisterte er als erster Mensch mit Down-Syndrom die legendäre Ironman-WM im Inselparadies.
Neben Nikic ging auch die Australierin Lauren Parker ins Rennen. Die 32-Jährige kann bereits auf eine sehr erfolgreiche Zeit als Triathletin zurückschauen und wurde unter anderem Zweite in ihrer Altersklasse bei der Ironman-WM auf Hawaii 2015. Seit einem verheerenden Unfall im Jahr 2017 startet sie als Paraathletin und belegte mit dem Handbike bei der Ironman-WM in dieser Kategorie den dritten Platz. Auch in Hawaii gelang ihr der Finish: „Ich bin glücklich, dass ich es in einer guten Zeit geschafft habe.“, freute sie sich über ihre Leistung.
Mit Sam Holness startet ein Teilnehmer, der auf den ersten Blick keine Besonderheiten aufweist. Der 29-Jährige ist aber Autist und hat bereits 2021 an der WM in St. George teilgenommen. Zudem lief er am Frankfurter Römer im Sommer 2022 ins Ziel. Auf Hawaii gelang auch ihm Historisches. Als erster Autist beendete der Brite die Ironman-WM und ließ in seiner Altersklassen einige Athleten ohne Handicap hinter sich.
Wer überträgt?
Das ZDF-Sportstudio überträgt das Rennen der Männer am Samstag ab 18.15 im kostenlosen Livestream und ab 0.25 Uhr im Hauptprogramm.