Er war der große Favorit und wollte seinen Traum vom Triple perfekt machen: Doch Deutschlands Top-Triathlet Jan Frodeno scheiterte beim 41. Ironman auf Hawaii an seinem Körper.
Lange gewinnt Ironman auf Hawaii
Der 36-Jährige, zuletzt zweimal Sieger beim wichtigsten Rennens des Jahres, kam von Rückenschmerzen geplagt weit abgeschlagen nach 9:15:44 Stunden ins Ziel.
Ganz oben auf dem Podium strahlte stattdessen ein anderer Deutscher: Patrick Lange, 31 Jahre und Shootingstar der Szene. Lange gewann erstmals den weltberühmten Ironman und setzte damit die deutsche Dominanz auf Hawaii fort.
Der Vorjahresdritte aus Bad Wildungen entschied überraschend die Triathlon-Weltmeisterschaft in der Streckenrekordzeit von 8:01:40 Stunden für sich.
Sechster deutscher Sieger auf Hawaii
"Ich kann das nicht fassen, ich kämpfe immer noch mit den Tränen. Seit ich ein kleiner Junge bin, träume ich davon", sagte Lange wenige Minuten nach dem Zieleinlauf im ZDF: "Diese Energie ist unglaublich. Du fühlst das, wenn die Leute da draußen bei dir sind. Das ist der Wahnsinn. Ich wollte aussteigen, weil ich richtige Scheiß-Beine hatte. Ich weiß aber, dass solche Tiefpunkte kommen. Das ist eine Gefühlsachterbahn hoch Tausend."
Lange verwies nach nach 3,86 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen Lionel Sanders (Kanada) und den Briten David McNamee auf die Plätze und feierte in Kona den größten Erfolg seiner Karriere.
Vierter in diesem Jahr wurde Sebastian Kienle (Mühlacker/33), der 2014 auf Hawaii siegte. Lange ist nach Frodeno (2015, 2016), Kienle (2014), Normann Stadler (2004, 2006), seinem Trainer Faris Al-Sultan (2005) und Thomas Hellriegel (1997) der sechste deutsche Ironman-Sieger auf Hawaii.
Auch Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder war beim Ironman an den Start gegangen - und kam nach 10:56:12 Stunden ins Ziel. In seiner Altersgruppe belegte er damit einen starken 68. Rang.
Lange zündet Turbo beim Laufen
Für Lange war es erst die zweite Teilnahme auf Hawaii, insgesamt hat er erst vier Ironman-Rennen absolviert. Im vergangenen Jahr wurde der 31-Jährige nicht nur sensationell Dritter, sondern setzte mit der Marathon-Zeit von 2:39:45 Stunden auch eine neue Rekordzeit.
Dennoch galt Lange nicht als erster Anwärter auf den Sieg, weil er weder im Wasser mit Frodeno noch auf dem Rad mit Kienle mithalten kann. Im Marathon jedoch, und das motivierte Lange, während er versuchte, die schmerzenden Beine so gut es ging zu ignorieren, gibt es in der Triathlon-Welt keinen Besseren.
"Beim Laufen will ich den Turbo zünden. Wenn ich gut drauf bin, kann ich mich bis ins Unendliche pushen", hatte er angekündigt und setzte sein Vorhaben in die Tat um.
Lange stellt neuen Streckenrekord auf
Einen Kontrahenten nach dem anderen kassierte Lange, wenige Kilometer vor der Ziellinie auf dem Ali'i Drive auch den Kanadier Sanders, der auf der Radstrecke die Führung übernommen hatte.
Schließlich unterbot er die Rekordzeit von 8:03:56 Stunden, die der Australier Craig Alexander bei seinem Sieg 2011 aufgestellt hatte, um mehr als zwei Minuten.
Im Ziel kniete er nieder, schlug die Hände vors Gesicht und ließ seinen Freudentränen Lauf. Im Vorjahr hatte Lange hinter Frodeno und Kienle den dritten Platz belegt und womöglich damals schon eine bessere Platzierung durch eine Fünf-Minuten-Strafe wegen eines unerlaubten Überholvorganges verfehlt.
Drama um Frodeno
Titelverteidiger Frodeno wurde der Marathon am Ende zum Verhängnis. Bereits bei Kilometer fünf konnte Frodeno nicht mehr, erst lief er langsam, dann ging er und hielt sich den Rücken.
Er hockte sich an den Straßenrand, beriet sich mit seiner Frau Emma, ging weiter und trabte wieder. Doch Aufgeben kam für den zweimaligen Hawaii-Sieger nicht in Frage. So quälte sich Frodeno am Ende nach mehr als neun Stunden ins Ziel. "Es war ein harter Tag", sagte er. "Mein Rücken hat ganz und gar nicht mitgespielt. Ich weiß auch nicht, was da los war."
Beim berühmtesten Triathlon der Welt waren rund 2400 Teilnehmer aus 66 Nationen am Start, darunter aber nur 59 Profis. Bei den Frauen setzte sich die Schweizerin Daniela Ryf zum dritten Mal nacheinander durch. Die 30-Jährige gewann nach 8:50:47 Stunden vor der Britin Lucy Charles und der Australierin Sarah Crowley.