Und täglich grüßt das Murmeltier, könnte man fast sagen. Leon Goretzka steht zum wiederholten Mal vor dem Aus beim FC Bayern. Doch so ernst war es für den 29-Jährigen wohl noch nie. Während er sich zu der Zeit von Thomas Tuchel noch mit guten Trainingsleistungen zurück in die Gunst des Trainers spielte, ist die Situation für den Champions-League-Sieger von 2020 jetzt ungleich schwieriger.
Goretzkas Optionen
Denn: Goretzka wird bereits eine gute Trainingsleistung bescheinigt. So bestätigte Thomas Müller auf SPORT1-Nachfrage am Rande des 4:0-Pokalerfolgs gegen den SSV Ulm: „Leon hat keine einfache Situation gerade und trainiert trotzdem exzellent. Das muss man ganz klar herausstellen.“
Müller und Kimmich stärken Goretzka den Rücken
Und auch Joshua Kimmich brach eine Lanze für seinen „sehr, sehr guten Freund“ und sagte am SPORT1-Mikro: „Generell ist das natürlich eine Entscheidung vom Verein - auch vom Trainer. Ich sehe das aus der Spieler-Perspektive. Da tut es mir natürlich leid, weil Leon schon einer ist, der sich immer reinhaut, immer hundert Prozent gibt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt.“
Trotzdem wird es, wenn man den Worten von Max Eberl glauben darf, für Goretzka in der kommenden Saison schwierig werden, auf Spielzeit zu kommen. „Es ist so, dass wir mit Spielern ganz offen sprechen. Das machen wir nicht in der Öffentlichkeit, aber hinter den Kulissen. Wir reden ganz offen über die Chancen. Wir haben einen sehr guten Kader und wir haben im Mittelfeld noch einmal nachgelegt“, erklärte Bayerns Sportvorstand dem ZDF.
Goretzka wird nicht vergrault
Gleichzeitig betonte der 50-Jährige jedoch, Bayern habe „keine Trainingsgruppe zwei, Bayern schickt niemanden weg. Bayern sagt ganz offen, wie die Situation ist. Und dann kann man damit umgehen.“ Doch was bedeutet das jetzt für Goretzka? Um sich Spielzeit zu sichern, auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in zwei Jahren, muss sich der Bayern-Star wohl oder übel mit einem Wechsel auseinandersetzen.
Doch für welchen Verein würde Goretzka überhaupt infrage kommen? Fakt ist: Mit Blick auf Bundestrainer Julian Nagelsmann und die Nationalmannschaft zählen nur die Vereine im obersten Regal. Doch welcher Klub kann sich einen Goretzka leisten und hat noch dazu Bedarf? SPORT1 gibt einen Überblick.
Real Madrid
Die Königlichen stehen in jedem Ranking der Spitzenklassenvereine ganz oben. Zudem hat der Weltverein aus Madrid in der jüngeren Vergangenheit immer wieder gute Erfahrungen mit deutschen Spielern gemacht, man denke nur an Toni Kroos oder auch Antonio Rüdiger.
Apropos Kroos: Seit seinem Karriereende hat Real einen Platz im Kader mehr zu vergeben, auch Luka Modric ist mit seinen 38-Jahren nicht mehr der Jüngste und benötigt immer wieder Pausen.
Noch dazu hat sich kürzlich Eduardo Camavinga im Training ein Riss im Innenband zugezogen und wird den Madrilenen wochenlang fehlen - ebenso wie Jude Bellingham, dessen Muskelverletzung am rechten Bein erst am Freitag vermeldet wurde.
Dennoch: bei Real wird Goretzka nicht unterkommen, dazu ist der Verein zu gut besetzt. Neben Camavinga und Bellingham, der voraussichtlich nur einen Monat ausfällt, gibt es auch noch Aurélien Tchouaméni, der in der Mittelfeldzentrale spielen kann. Vor allem Bellingham, der als ähnlicher Spielertyp gilt, ist unantastbar.
FC Barcelona
Die Blaugrana sind aktuell selbst im Umbau: Ilkay Gündogan ist zu seinem Ex-Klub Manchester City gewechselt, durch den Abgang des Champions-League-Siegers von 2023 ist theoretisch ein Platz im Mittelfeld frei.
Zudem steht mit Hansi Flick mittlerweile ein großer Befürworter Goretzkas aus der gemeinsamen Bayern-Zeit und der Nationalmannschaft an der Seitenlinie Barcas und könnte ein zusätzlicher Faktor werden.
Doch für die Katalanen ist ein Transfer finanziell derzeit nicht stemmbar, nach der Verpflichtung von Dani Olmo für 55 Millionen von RB Leipzig konnte bislang noch nicht einmal dieser bei der Liga für den Spielbetrieb registriert werden.
Auch wenn sich eine Verpflichtung des EM-Shootingstars Nico Williams von Athletic Bilbao wohl zerschlagen hat, gibt es weiterhin Gerüchte um Verstärkungen auf dem Flügel. Für Mittelfeldspieler Goretzka ist daher kein Platz, da auch der Niederländer Frenkie de Jong weiterhin bei Barca bleiben soll.
FC Liverpool
Den wichtigsten Neuzugang haben die Reds schon am Ende der letzten Saison vollzogen. So wurde der Niederländer Arne Slot der Nachfolger von Jürgen Klopp an der Anfield Road. Und der 45-Jährige scheint mit seinen Spielern zufrieden zu sein. Die Abgänge von Thiago, Matip und Co. sollen vereinsintern aufgefangen werden.
Harvey Elliott ist mittlerweile zum Leistungsträger avanciert und soll eine tragende Rolle im Mittelfeld übernehmen. Und auch mit Ryan Gravenberch ist bereits ein Spieler mit Goretzkas Profil im Verein, der auf mehr Spielzeit hofft.
West Ham United
Den Hammers wurde schon letztes Jahr ein Interesse an dem 57-maligen Nationalspieler nachgesagt. Und sie sollen auch weiterhin ein Auge auf den Bayern-Star geworfen haben. Nachdem sich Declan Rice vor der letzten Saison zu Arsenal aufgemacht hat, wurde Edson Álvarez als Nachfolger verpflichtet. Trotzdem haben die Londoner weiterhin Bedarf im Mittelfeld.
Doch West Ham zählt nicht zu den Vereinen, mit denen sich Goretzka aussichtsreich um einen Platz in Nagelsmanns WM-Kader empfehlen könnte. Dennoch sind die Hammers die wahrscheinlichste Transferoption in dieser Auflistung.
VfL Bochum
Kein Verein aus dem obersten Regal aber eine Herzensangelegenheit. Goretzkas Jugendklub würde den verlorenen Sohn mit offenen Armen empfangen. Zumindest die Fans haben schonmal vor gefühlt. Die Anhänger des Ruhrpott-Vereins haben eine Online-Petition gestartet, mit dem Ziel, Goretzka und den Verein von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.
Aber auch wenn die Verpflichtung eine Feel-Good-Story im sonst durch Geld dominierten Fußballgeschäft sein würde, ist ein Wechsel von Goretzka zu Bochum weiter nur Wunschdenken einiger Fans. Zu groß sind weiterhin Goretzkas Ambitionen, auf höchsten Niveau Fußball zu spielen, zu klein sind die finanziellen Möglichkeiten der Bochumer.
Fazit
Auch die möglichen Transfer-Ziele zeigen - die Situation für Goretzka ist nicht einfach. Zumal der Routinier nach SPORT1-Informationen Bayern nicht verlassen, sondern sich durchbeißen will.
Gut möglich, dass Goretzka vorerst bleibt. Im letzten Test gegen Zürich lief er von Beginn an als Innenverteidiger auf - eine Rolle, in der er bereits vergangene Saison durchaus zu überzeugen wusste, durch die Verletzungen von Josip Stanisic und Hiroki Ito hat Bayern gerade im Zentrum schwach mit Dayot Upamecano, Minjae Kim und Eric Dier nur noch drei Optionen. Hier könnte Goretzka helfen.
In der Winterpause könnte er die Situation dann neu bewerten. Das Thema dürfte die Bayern auf jeden Fall noch weiter beschäftigen.