Der Wirbel ist groß bei Union Berlin - nun spricht die Hauptperson: Nach seinem irren Last-Second-Transfer am Deadline Day mit der Rückkehr nach nur einem Jahr in die Serie A zum AC Florenz hat sich Robin Gosens ausführlich wie emotional zu Wort gemeldet.
Gosens reagiert auf Wechsel-Wirbel
„Wo fängt man an, wenn man gar nicht versuchen möchte, sich für irgendetwas zu rechtfertigen, gleichzeitig aber das Bedürfnis hat, etwas loszuwerden?“, leitete der deutsche Nationalspieler sein langes Statement auf Instagram ein, das Gosens im Union-Trikot mit seinem Sohn zeigt.
Der 30-Jährige, der per Leihe wechselt mit Kaufpflicht (7,5 Millionen Euro Ablöse) nach Ablauf der Saison, fügte mit Blick auf die Fans an: „Liebe Unioner. Ich weiß, was viele von euch vermutlich denken: ‚Jetzt ist er weg, das wollte er von Anfang an.‘ So stand es ja immer überall. Ich will mich deshalb gar nicht erklären. Ich will nur sagen, dass ich jeden Tag gerne zur Alten Försterei gefahren bin. Ich habe es jede Sekunde geliebt, mich für diesen Verein zu zerreißen. Die Spiele in diesem unglaublichen Stadion werden für immer in meinem Herzen bleiben.“
Gosens über Wertschätzung bei Union
Für Gosens sei auch der letzte Spieltag der Vorsaison „wohl das Emotionalste“ gewesen, „das ich im Fußball bisher erleben durfte. Und ja - die letzte Saison lief ganz anders, als wir alle erwartet haben. Trotzdem habe ich immer die Wertschätzung von allen gespürt.“
Der Mann für die linke Außenbahn meinte weiter: „Das Leben zwingt einen manchmal zu schwierigen Entscheidungen. Den Verein zu verlassen - am letzen Tag des Transferfensters und noch dazu am Spieltag - , ist eine solche Entscheidung. Aber ich stehe hinter dieser Entscheidung. Die Gründe dafür zu nennen, würde nur in einer Rechtfertigung enden. Und das will ich nicht.“
Gosens schloss seinen Beitrag mit den Worten: „Ich will nur DANKE sagen. Danke, dass ihr mir meinen wohl größten Lebenstraum erfüllt habt - Bundesliga zu spielen. Danke an jeden einzelnen Fan, der mich von Tag eins unterstützt hat. Danke an alle Trainer, die mir das Vertrauen geschenkt haben. Danke an diese unfassbaren Mitarbeiter, die diesen Verein ausmachen und zu etwas Einzigartigem machen. Und Danke an diese Mannschaft. Zeit mit euch verbringen zu dürfen - egal ob auf oder neben dem Platz - , war ein großes Geschenk für mich.“
Gosens war erst vor rund einem Jahr für 13 Millionen Euro von Inter Mailand von den Köpenickern verpflichtet worden, hatte in Italien auch schon für Atalanta Bergamo gekickt.
Frust auch bei Union-Kapitän Khedira
Bei Union hatte der plötzliche Abgang für Frust gesorgt. So hatte Rani Khedira nach dem Union-Sieg gegen St. Pauli (1:0) im Interview mit DAZN erklärt: „Da muss ich ehrlich sagen: Es ist eine Katastrophe.“
Der Kapitän klagte insbesondere über das Hin- und Her, das am Freitagabend nicht nur Transfer-Experten, sondern vor allem die Mannschaft und den Betroffenen selbst verwirrt habe: „Da sollten sich die schlauen Menschen auch mal irgendwie Gedanken drüber machen, dass wir zwar Fußballspieler sind, aber auch Menschen sind.“ Der Mittelfeldmann teilte weiter mit, Gosens habe „fast schon mit Tränen in den Augen“ dagestanden und sei „völlig aufgelöst“ gewesen.
Denn: Eigentlich hatte sich der Routinier schon auf einen Bundesliga-Einsatz mit den Eisernen gegen St. Pauli eingestellt, ehe es doch zum Kofferpacken ging.
Horst Heldt war von der späten Offerte aus Italien am Deadline-Day offenbar genauso überrascht worden. „Bis zehn nach vier bin ich davon ausgegangen, dass Robin heute auf dem Platz steht und spielt. Dann kam die Nachricht und dann haben wir das umgesetzt“, sagte der Geschäftsführer der Eisernen bei DAZN.