Die Säbener Straße war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Ort der Veränderungen. Trainer kamen, Trainer gingen - und auch an der Transferpolitik hinsichtlich der Spielerverpflichtungen hat sich einiges gedreht.
Insider erklärt Bayerns Transfer-Wandel
Die Münchner Preis-Leistungs-Strategie hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschoben.
So steht der Aspekt der unmittelbaren Leistung und Kaderstabilisierung inzwischen dem Anschein nach deutlich über dem Aspekt des Preises. Immer höhere Ablösesummen zahlt der deutsche Rekordmeister, was eng mit den zunehmenden Transfers aus der Premier League zusammenhängt. Im Zeitraum der vergangenen zwölf Monate überwiesen die Münchner alleine rund 200 Millionen Euro auf die Insel.
Ein Erklärungsversuch? „Die Premier League ist aktuell die stärkste Liga der Welt. Bei einem Spieler, der sich in der Premier League durchgesetzt hat, wie Palhinha oder Olise, hast du die Sicherheit, dass er auch in der Bundesliga funktioniert“, sagte Michael Reschke, der selbst zwischen 2014 und 2017 als Technischer Direktor bei den Bayern fungierte, im Gespräch mit Spox.
„Deshalb verlangen Klubs aus der Premier League höhere Ablösesummen als alle anderen“, so der 66-Jährige weiter. „Das ist ein offenes Buch“, sagte der Ex-Manager über die Transfers aus der englischen Liga, das habe aber eben auch seinen Preis.
Reschke: „Premier League in der Spitze und Breite“ noch besser geworden
In seinen Zeiten beim FCB sei Reschke auch häufiger in England gewesen, um Spieler zu beobachten, „aber wir sind bei keinem zur Überzeugung gekommen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt“. Inzwischen habe sich das verändert, was laut Reschke an zwei grundlegenden Aspekten liegt.
Ein Faktor sei die englische Liga selbst, die in den letzten Jahren noch einmal deutlich an Qualität hinzugewonnen habe, sodass auch Mittelfeld-Klubs wie Fulham oder Crystal Palace für internationale Top-Klubs relevante Spieler in ihren Kadern haben. „Während meiner Zeit bei Bayern war die Premier League in der Spitze und Breite noch nicht so stark wie jetzt“, erläuterte Reschke.
„Die Top-Spieler waren mehr über Europa verteilt. Dennoch waren die Ablösesummen in der Premier League damals schon deutlich höher als überall sonst.“
Während die Ablösen für Spieler aus der Premier League zwar weiterhin enorm hoch sind, seien sie vertretbarer geworden, da auch die Spieler-Qualität weiter gestiegen sei. Transfers in der Größenordnung von Harry Kane (95 Millionen Euro von Tottenham), Joao Palhinha (51 Millionen Euro von Fulham) und Michael Olise (53 Millionen Euro von Crystal Palace) wären somit eher zu rechtfertigen als früher.
Kane, Olise und Palhinha: Wandel in Denkweise des FC Bayern
Der andere Faktor ist der FC Bayern selbst. Der deutsche Rekordmeister ist auf dem Transfermarkt in den vergangenen Jahren mutiger geworden. So wurde Wunschkandidat Kane im vergangenen Sommer zum Rekordmann, den Startschuss für die Entwicklung in München stellte jedoch der damalige Rekordtransfer von Lucas Hernández dar (kam 2019 für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid).
Bis dahin hatte Bayerns Rekordtransfer auf den Namen Corentin Tolisso gehört, der 2017 für 41,5 Millionen Euro von Olympique Lyon gekommen war.
„In höhere Ablöse-Regionen sind wir nicht hineingegangen“, erinnerte sich Reschke an diese Zeiten, in denen er selbst noch an der Säbener Straße tätig war. „Insofern waren Top-Spieler aus der Premier League für uns unrealistisch.“ Das hat sich offenbar inzwischen geändert - weitere Blockbuster-Transfers sind nicht ausgeschlossen.