Es waren ziemlich deutliche Worte, die die Verantwortlichen des FC Bayern am Mittwoch in der Presse lesen mussten. „Auf den letzten Metern“ sei das Angebot der Münchner an Defensiv-Talent Radu Dragusin gekommen, erklärte dessen Berater Florina Manea der rumänischen Zeitung Gazeta Sporturilor.
Haben die Bayern nichts gelernt?
„Wir waren entschlossen, nach Tottenham zu gehen, aber das Angebot kam von Bayern, also haben wir angehalten. Ich war auf dem Weg zum Flughafen“, schilderte der Berater des rumänischen Innenverteidigers und ergänzte: „Bayern ist einer der größten Klubs. Ich kann nicht glauben, dass wir Bayern abgesagt haben.“
Damit bestätigte er das, was in den vergangenen Tagen bereits verschiedene Medien berichtet hatten. Der deutsche Rekordmeister hatte versucht, Dragusin in letzter Sekunde doch noch von einem Wechsel nach München zu überzeugen. Die Bayern sollen mit 30 Millionen Euro dem CFC Genua sogar mehr als die Spurs geboten haben. Doch letztendlich kamen sie zu spät – wieder mal.
Wiederholt sich ein Transfer-Fiasko?
Rund zehn Tage nach Öffnung des Wintertransferfensters stehen die Münchner noch ohne Neuzugang dar. Und das, obwohl Trainer Thomas Tuchel bereits vor einigen Tagen erneut auf die Notwendigkeit von frischen Kräften hingewiesen hatte.
„Der Zeitplan ist schon überschritten. Der Wunsch war der 2. Januar“, machte der Bayern-Coach nach dem Testspiel beim FC Basel (1:1) am vergangenen Wochenende deutlich. Seitdem sind wieder einige Tage vergangen – passiert ist immer noch nichts.
Es werden zwar diverse Namen mit den Münchnern in Verbindung gebracht – aktuell sind Nordi Mukiele und Eric Dier die meistgenannten. Doch auf Verstärkung wartet Tuchel einen Tag vor dem Jahresauftakt gegen die TSG Hoffenheim weiter.
Dabei könnte er sie gut gebrauchen, fehlen mit Min-jae Kim (Asien-Cup) und Noussair Mazraoui (Afrika-Cup) doch zwei Defensivspieler. Einen fitten Rechtsverteidiger sucht man aktuell im Münchner Kader vergebens.
Da drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob die Bayern nichts aus den Fehlern ihrer Vergangenheit gelernt haben - und warum eigentlich nicht? Denn eigentlich sollte man meinen, dass die Münchner nach dem Transfer-Fiasko vom vergangenen Deadline Day genug Zeit hatten, die Weichen für die Winterneuzugänge so zu stellen, dass man als Außenstehender nicht das Gefühl bekommen könnte, der Rekordmeister agiere nur noch planlos.
Zur Erinnerung: Der 1. September 2023 war ein Tag, den Fans und Verantwortliche des FC Bayern wohl nicht so schnell vergessen werden. Dabei galt die Transferperiode zuvor eigentlich als überaus gelungen. Mit der Verpflichtung von Harry Kane gelang den Münchnern ein echtes Meisterstück, auch die Transfers von Min-Jae-Kim, Konrad Laimer und Raphael Guerreiro tütete der Rekordmeister frühzeitig ein.
Doch gegen Ende des Sommerwechselfensters überschlugen sich noch einmal die Ereignisse: Die Bayern entschieden, Tuchel doch noch den ersehnten Wunsch der „Holding Six“ zu erfüllen. Zuvor hatten die Bosse um Uli Hoeneß das eigentlich abgelehnt.
Auch die Abwehr sollte nach den Abgängen von Benjamin Pavard (Inter Mailand) und Josip Stanisic (Leihe zu Bayer Leverkusen) nochmal aufgerüstet werden.
Sommer-Deals platzten in letzter Sekunde
Mit Sechser-Wunschkandidat Joao Palhinha war sich Bayern einig, auch eine Einigung mit dessen Klub FC Fulham war erzielt. Der Portugiese weilte am Deadline Day sogar bereits in München, absolvierte den Medizincheck im Münchner Krankenhaus „Barmherzige Brüder“ und fuhr anschließend in die Säbener Straße – nur, um dann mit bescheidener Miene wieder von dannen ziehen zu müssen.
Da die Cottagers bis zum Ende des Deadline Days keinen Ersatz mehr finden konnten, verweigerten sie schlussendlich die Freigabe für den portugiesischen Nationalspieler.
Auch die Leihe von Nationalspieler Armel Bella-Kotchap platze in letzter Sekunde, auch hier verweigerte der FC Southampton am Ende die Freigabe – und lieh ihn später an die PSV Eindhoven aus.
Die Bemühungen um Trevoh Chalobah vom FC Chelsea hatte Bayern derweil versanden lassen, weil der Klub Bella-Kotchap präferiert hatte. Am Ende standen die Münchner mit leeren Händen da. Sportdirektor Christoph Freund stieß übrigens erst Anfang September zum Team, konnte das Transfer-Fiasko also auch nicht verhindern.
Zu spät kamen die Münchner übrigens auch bei einem ehemaligen eigenen Talent, das jetzt bei Juventus Turin für Furore sorgt: Kenan Yildiz wechselte im Sommer 2022 ablösefrei aus der bayerischen Landeshauptstadt nach Italien. Der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Marco Neppe seien„viel zu spät mit einer Verlängerung auf uns zugekommen“, monierte dessen Berater Peris Ros vor einiger Zeit im Interview mit Tuttosport.
Verzockt sich Bayern im Winter erneut?
In diesem Winter sind die Münchner zwar früher dran als im vergangenen Sommer – doch der Erfolg blieb bisher aus. Mit Palhinha sind sich die Münchner weiter einig, doch haben sich laut Sky nun endgültig gegen einen Transfer entschieden. Der Grund: Die Londoner wollen wohl nicht von ihrer Ablöseforderung von 60 Millionen abweichen.
Mit Eric Dier sind sich die Münchner Berichten zufolge dagegen bereits seit Tagen einig. Der 29 Jahre alte ehemalige Teamkollege bei den Spurs wäre bei einem halben Jahr Restlaufzeit wohl für kleines Geld zu haben.
Doch warum ist der Deal noch nicht durch? Liegt es an den Spurs, die ihrerseits noch Ersatz verpflichten wollen? Oder halten den Engländer, der innen und rechts verteidigen kann, hin, weil sie noch auf eine bessere Lösung hoffen?
Dazu würden die jüngsten Berichte um Dragusin passen. Und die Tatsache, dass vor wenigen Tagen die Personalie Mukiele an Fahrt aufnahm. Der Ex-Leipziger von Paris Saint-Germain soll das Interesse der Münchner geweckt haben, berichten Medien übereinstimmend.
Laut Sportbuzzer sollen die Münchner ein 25 Millionen Euro schweres Angebot abgegeben haben. PSG will den flexibel einsetzbaren Abwehrspieler aber nicht zwingend abgeben, weil Rechtsverteidiger Achraf Hakimi mit Marokko beim Afrika Cup weilt und Mukiele diesen ersetzen soll.
Tuchels absoluter Wunschspieler für die Defensive ist weiter Ronald Araujo vom FC Barcelona, wie SPORT1 bereits im Dezember berichtete. Doch der Uruguayer bekannte sich am Mittwoch klar zum FC Barcelona.
„Das sind Gerüchte, die wie gesagt immer aufkommen, wenn der Transfermarkt offen ist. Ich konzentriere mich auf Barca“, sagte der 24-Jährige. Zudem sollen die Katalanen rund 80 Millionen Ablöse für den Südamerikaner fordern.
Noch hat Bayern Zeit, gegen die Kraichgauer am Freitagabend könnte Konrad Laimer rechts hinten aushelfen. Doch der deutsche Branchenprimus sollte in diesem Winter nicht zu viel zocken, sonst steht er möglicherweise erneut mit leeren Händen da. Ein erneutes Transfer-Fiasko würde die Ziele in Meisterschaft und Champions League ernsthaft in Gefahr bringen.