Sportlich läuft es bei Ajax Amsterdam zu Beginn der neuen Saison noch nicht wirklich rund (fünf Punkte nach vier Spieltagen und Tabellenplatz zwölf), doch auch neben dem Platz werden die Störgeräusche lauter.
Harte Vorwürfe gegen Mislintat
Wie Recherchen des NOS (öffentlich-rechtlicher Nachrichtensender in den Niederlanden) ergeben haben, hat der neue Technische Direktor von Ajax Sven Mislintat einen Transfer am Deadline-Day über die Spieleragentur „AKA Global“ abgewickelt. Die Agentur hält jedoch Anteile an der Firma „Matchmetrics“, an der Mislintat 35% der Anteile hält und somit größter Teilhaber ist.
Wirbel um Mislintat-Transfer bei Ajax
Dieser Umstand war Ajax Amsterdam wohl nicht bekannt und könnte schwere Folgen haben, denn: Diese Konstellation ist bei einer Aktiengesellschaft, die Ajax Amsterdam ist, gesetzlich nicht erlaubt.
Ein Interessenskonflikt könne nicht ausgeschlossen werden, daher hat der Verein bereits Untersuchungen angekündigt: „Wir haben das natürlich mit Sven besprochen. Ajax wird sich das genauer anschauen und wird dabei von externen Kräften unterstützt.“
Der ehemalige Chefscout von Borussia Dortmund zeige sich kooperativ und mache alle Unterlagen transparent, gab der Verein bekannt.
War beim Sosa-Wechsel alles sauber?
Bei dem betroffenen Wechsel geht es um den Transfer des kroatischen Abwehrspielers Borna Sosa vom VfB Stuttgart (Mislintats Ex-Klub) zu Ajax Amsterdam.
Der Kroate wurde schon seit 2018 immer mal wieder mit dem niederländischen Traditionsverein in Verbindung gebracht, am Deadline-Day des diesjährigen Transferfensters kam er für acht Millionen Euro zu Ajax.
Ob bei diesem Deal alles sauber ablief, untersucht man jetzt auch bei den Schwaben genauer. „Der VfB Stuttgart prüft aus gegebenem Anlass die betroffenen Transferaktivitäten“, bestätigte der Klub Kicker und Bild.
Experten bewerten die Lage als kritisch
Die niederländische Sportjuristin Marjan Olfers, die 2011 bis 2012 Mitglied des Aufsichtsrats von Ajax Amsterdam war, erklärte, dass der Aufsichtsrat gesetzlich verpflichtet sei, die Sache gemeinsam mit Mislintat zu untersuchen und anschließend zu klären, warum der Interessenskonflikt des Technischen Direktors nicht kommuniziert oder bemerkt wurde.
Sie sieht die Möglichkeit, dass gleich mehrere Vorschriften verletzt worden sind: „Wenn ein Direktor seinen Interessenskonflikt nicht gemeldet haben sollte und dennoch an der Verhandlung teilgenommen hat, ist die Entscheidung (der Transfer, Anm. d. Red.) im Prinzip ungültig.“
Das würde bedeuten, dass der Wechsel von Sosa nicht rechtens wäre und sein Vertrag bei Ajax ungültig wäre.
Dennis Vink, niederländischer Professor für Unternehmensfinanzierung, machte deutlich: „Es scheint so, dass Ajax bei dieser Transaktion benachteiligt wurde, da der Technische Direktor und der Agent Anteile an der selben Firma besitzen.“
Er ergänzte: „Wenn herauskommt, dass der technische Direktor Informationen zurückgehalten oder verschwiegen hat, dann kann der Aufsichtsrat ihn suspendieren und persönlich für mögliche Verluste verantwortlich machen.“
Beziehung zwischen Mislintat und Ajax verschlechtert sich
Bereits in der Vergangenheit gab es kleinere Reibereien zwischen dem Manager und dem Traditionsklub. Anfang August wollte Mislintat den in Russland geborenen Armenier Eduard Sperzyan vom russischen Erstligisten FK Krasnodar verpflichten, doch der Aufsichtsrat untersagte den Transfer und begründete dies mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
In den letzten Wochen forderten niederländische Fußball-Experten wie Arno Vermeulen den Rücktritt von Mislintat und machten ihn und seine Transferpolitik für den schlechten Saisonstart verantwortlich.
Der Technische Direktor selbst forderte nach Informationen von Voetbal International den Rauswurf von Trainer Maurice Steijn. Er stieß damit beim Vorstand jedoch auf taube Ohren und befindet sich nun selbst in einer äußert brenzligen Situation.