Eine Bruderschaft zu entzweien, war wohl nicht das Ansinnen der Bosse des FC Bayern, als sie Sadio Mané zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien transferierten. Vielmehr sollte nach nur einer völlig verkorksten Saison ein Missverständnis beendet werden - zumal Bayern das frei gewordene Gehalt dringend für Wunschspieler Harry Kane brauchte.
Das Ende des Mané-Missverständnisses
Und doch hatte der Mané-Transfer den bitteren Beigeschmack der Spaltung zweier Freunde, die sich als Brüder bezeichneten. Mané wechselte im Sommer zum Ronaldo-Klub. Sein „Bruder“ Désiré Segbe blieb zunächst beim FC Bayern zurück. Nun ist auch er weg und zum RFC Seraing in die zweite belgische Liga gegangen.
Der Ursprung der brüderlichen Geschichte lag in der Génération Foot Academy im Senegal.
Als Sadio Mané in die berühmte Fußballakademie wechselte und kurze Zeit später einen Mitspieler kennenlernte, der auf den klangvollen Namen Désiré Segbe Azankpo hört, war es „Liebe auf den ersten Blick, sowohl in der Freundschaft, als auch auf dem Spielfeld“, wie Segbe später einmal erzählte.
„Sadio ist mein bester Freund, mein Bruder“, beschrieb er einst im Gespräch mit lookcharms sein Verhältnis zu Afrikas aktuellem Fußballer des Jahres.
Der Mann aus dem Benin profitierte in der Fußballschule von Manés Sprachkenntnissen, er half ihm auf seinem weiteren Entwicklungsweg.
Segbe und Mané unzertrennlich - oder doch?
Doch als Mané seine ersten fußballerischen Schritte auf den europäischen Kontinent setzte, damals beim FC Metz in der französischen Ligue 1, bestand er darauf, seinen Kumpel Segbe mitbringen zu dürfen. Zwar war dieser nur für die zweite Mannschaft eingeplant gewesen, doch folgte er tatsächlich.
Am Trainingszentrum teilten sich die beiden eine Wohneinheit, standen zwar kaum gemeinsam auf dem Platz, aber die Verbindung blieb bestehen – bis sie ein erstes Mal zerrissen wurde.
So entwickelte sich Mané über die Stationen Salzburg, Southampton und Liverpool zum gefeierten Weltstar. Und Segbe?
Seine Karriere am Ball verlief eher holprig. Neun Vereine in neun Jahren, darunter Stationen in Rumänien, Luxemburg und Serbien.
Zwar musste der erneute Zusammenschluss knapp ein Jahrzehnt warten, und doch war es der FC Bayern im vergangenen Sommer, der für die wohl (b)romantischste Transfergeschichte des Sommerfensters sorgte.
Mané schloss sich der Nagelsmann-Truppe an, nahm seinen Kumpel mit nach München. In den ersten drei Monaten lieferte Segbe den neuen Bayern-Star nahezu täglich um kurz nach 8 Uhr an der Säbener Straße ab, schaute ihm von der Dachterrasse aus bei den Trainingseinheiten zu.
FC Bayern: Segbe erzielt im Testspiel zwei Treffer
Segbe war nach dem Abstieg mit Dünkirchen in die dritte französische Liga ablösefrei zu haben. In der vergangenen Regionalliga-Saison kam er insgesamt 22-mal zum Zug und erzielte dabei zehn Tore.
Doch nun spielen weder Mané noch Segbe keine Rolle mehr in München.
Mané nach Saudi-Arabien - und sein Kumpel?
Während sich Mané für rund 30 Millionen Euro Cristiano Ronaldo und Co. in Saudi-Arabien anschloss und künftig in der Wüste auf Torejagd gehen wird, hat nun auch Segbe das Kapitel des FC Bayern auf eigenen Wunsch geschlossen.
Hamit Altintop, Sportlicher Leiter des Bayern-Campusses verkündete den Transfer zum RFC Sertaing nach Belgien.
„Désiré kam mit der Bitte auf uns zu, seinen Vertrag aus persönlichen Gründen aufzulösen. Nach einigen Gesprächen haben wir ihm diesen Wunsch kurzfristig erfüllt. Wir haben Désiré als vorbildlichen Profi kennengelernt, der unserer jungen Mannschaft auf und auch außerhalb des Platzes weitergeholfen hat. Für seine Zukunft in Belgien wünschen wir ihm sportlich und persönlich nur das Beste“, wurde der Türke auf der vereinseigenen Webseite zitiert.
Auch ein Wechsel Segbes nach Saudi-Arabien war kurzfristig einmal als Gerücht in den Umlauf gebracht worden. Doch die Wiedervereinigung muss vorerst warten.