Ein katastrophales Erdbeben von mehr als 6.8 auf der Richter-Skala erschütterte am vergangenen Freitagabend Marokko. Mindestens 2.100 Menschen sind tot. In Marrakesch und im besonders hart getroffenen Atlas-Gebirge wird auch am Montagmorgen, rund 60 Stunden nach dem Beben, noch unter den Trümmern nach Überlebenden gesucht.
Fake-News um Ronaldo-Hotel
Die Naturkatastrophe rief in der Sportwelt Betroffenheit und Hilfsbereitschaft hervor. Mesut Özil, Luka Modric, Sadio Mané und Kylian Mbappé bekundeten auf X (ehemals Twitter) ihr Beileid.
Die als „Atlas Löwen“ bekannten Stars der marokkanischen Nationalmannschaft, die auf ihrer Länderspielreise in der marokkanischen Küstenstadt Agadir vom Beben verschont blieben, zeigten sich auf Instagram bei der Blutspende für die heimischen Opfer.
Wirbel um Meldung zu CR7-Hotel in Marrakech
Eine weitere schöne Nachricht ging übers Wochenende um die Welt: Cristiano Ronaldo habe sein Vier-Sterne- und 174-Betten-Hotel in Marrakesch, das Pestana CR7, für die Opfer des Erdbebens geöffnet, berichteten internationale Medien wie Spaniens Marca und Englands Daily Express.
Daraufhin wurde Ronaldo in den sozialen Netzwerken mit Lob überschüttet. Auch BBC-Journalist Gary Lineker, einst selbst ein Weltklasse-Fußballer, teilte die Feel-Good-Nachricht über den Erdbeben-Retter CR7 am Sonntag mit seinen 8,8 Millionen Followern auf X, schrieb dazu „Gut gemacht, Cristiano“ mit zwei Klatsch-Emojis.
Und dann? Machte sich das lokale Nachrichten-Magazin Liberation am Sonntag die Mühe, beim Pestana CR7 Hotel in Marrakesch anzurufen, nachdem internationale Medien rund um den Globus schon von der Rettungsaktion im Vier-Sterne-Hotel unter Palmen berichtet hatten.
Cristiano Ronaldo, der Erdbeben-Retter von Marokko? „Diese Informationen sind falsch“
Der Hotel-Manager reagierte verwundert und verärgert: „Diese Informationen sind falsch. Alle Kunden, die wir derzeit haben, haben ganz normal eine Reservierung gemacht“, sagte der Hotelsprecher dem marokkanischen Magazin.
Auch das israelische Portal Ynet rief beim Hotel an, zitiert die Hotelverwaltung des Pestana CR7 von Marrakesch wie folgt: „Es ist nicht richtig zu sagen, dass wir Flüchtlinge und Opfer beherbergen.“
Der Hotelmanager, mit dem Ynet sprach, sagte weiter: „Wir haben viele Anfragen erhalten, Menschen aufzunehmen, da das Hotel nicht vom Erdbeben betroffen war.“ Deshalb seien übers Wochenende viele neue Gäste eingetroffen: Allerdings zahlende Kunden.
Für die Nacht von Montag, dem 11. September auf Dienstag, den 12. September gibt‘s übrigens noch freie Betten im unbeschädigten Hotel in der Katastrophen-Region, wie SPORT1 durch eine simple Buchungs-Anfrage auf der Hotelseite erfuhr: Ab 226 Euro pro Nacht kann man noch in Cristiano Ronaldos Hotel im Krisengebiet unterkommen.
Bei einem Durchschnitts-Einkommen von 3.750 Dollar im Jahr (laut dem Internationalen-Währungsfond IWF) verdient ein Marokkaner im Schnitt umgerechnet rund 291 Euro im Monat. Ein Monatsgehalt also, das nur für eine einzige Übernachtung im CR7-Hotel von Marokko reichen würde.
„Wir haben ein Zimmer im Cristiano-Ronaldo-Hotel bekommen“
Wie konnte es also zur Falschmeldung kommen? Laut dem Hotel-Angestellten, mit dem Ynet sprach, sei es möglich, dass ein ausländischer Tourist Obdachlose auf der Straße vor dem Hotel gesehen hat, oder dass einige Obdachlose tatsächlich vorübergehend in der Hotel-Lobby saßen.
Dabei handelt es sich offenbar um eine spanische Touristin, die dem spanischen TV-Sender 24h in einem Video-Interview erzählte, sie selbst habe in Ronaldos Hotel Zuflucht gefunden. „Viele haben die Nacht auf den Straßen verbracht, aus Angst vor einem weiteren Erdbeben. Wir haben ein Zimmer im Cristiano Ronaldo-Hotel bekommen“, sagte die Frau dem TV-Sender 24h.
Es ist nicht das erste Mal, dass falsche Meldungen im Zusammenhang mit Ronaldos Hotelkette auftauchten. Bereits im Jahr 2020 gab es Gerüchte, dass einige der Hotels als COVID-19-Krankenhäuser fungieren würden, was damals ebenfalls von den betroffenen Hotel-Managern in Madeira und Lissabon dementiert wurde.