Der FC Bayern will unbedingt noch einen neuen Torhüter verpflichten, doch der Kandidatenkreis wird immer kleiner. Wie Bayern-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen am Sonntag bei der Präsentation des neuen Stürmerstars Harry Kane bestätigte, wird Kepa Arrizabalaga nicht nach München wechseln.
Bayern-Torhüterkandidat verletzt
„Mit Kepa hätten wir einen Torwart heute oder morgen präsentieren wollen, wenn er sich als Spanier nicht für Real Madrid entschieden hätte“, erklärte Dreesen. Doch damit nicht genug, denn offenbar fällt nun ein weiterer Anwärter weg. Gerónimo Rulli hat sich am Samstag am ersten Spieltag der Eredivisie beim 4:1-Erfolg von Ajax Amsterdam gegen Heracles Almelo wohl schwer an der Schulter verletzt.
Beim Versuch, eine Flanke abzufangen, stieß der 31 Jahre alte Argentinier mit Gäste-Angreifer Jizz Hornkamp zusammen und musste minutenlang behandelt werden, ehe er nach gut einer halben Stunde ausgewechselt wurde.
Rulli könnte Medienberichten zufolge bis zu drei Monate ausfallen, was Michael Reschke, ehemaliger Technischer Direktor der Bayern und nun für eine Berater-Agentur tätig, bei der Rulli unter Vertrag steht, nicht bestätigen konnte. „Man weiß nicht, wie lange er ausfällt“, erklärte Reschke am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Reschke: Rulli „würde sehr gut passen“
Zumindest konnte Reschke bejahen, dass die Bayern an Rulli interessiert seien: „Da habe ich meine Hintergrundinformationen, er würde aus meiner Sicht sehr gut passen. Er ist ein hervorragend mitspielender Torwart“, pries er seinen Keeper an.
Da Bayerns eigentlicher Stammtorhüter Manuel Neuer nach seinem Unterschenkelbruch im Dezember noch bis auf unbestimmte Zeit ausfällt, befindet sich mit Sven Ulreich, der am Samstag bei der 0:3-Niederlage im Supercup gegen RB Leipzig im Tor stand, nur noch ein gestandener Keeper im Kader von Trainer Thomas Tuchel.
Ulreich selbst würde sich die Rolle als Nummer eins bis zur Rückkehr von Neuer definitiv zutrauen. „Ich habe beim FC Bayern bewiesen, dass ich das Zeug dazu habe, hier zu spielen und Manu zu vertreten, solange er verletzt ist“, sagte Ulreich bei SPORT1. „Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass ich das machen könnte.“
Ulreich wünscht sich „mehr Rückendeckung“
Trotzdem ist der 35-Jährige nicht restlos glücklich ob seiner Situation, regelmäßig in Frage gestellt zu werden, wie er bei Sky betonte: „Ich weiß, dass es immer viele Diskussionen beim FC Bayern gibt, bin jetzt schon lange dabei. Natürlich gibt es schönere Situationen, natürlich würde man sich auch freuen, wenn man ein bisschen mehr Rückendeckung bekommt.“
Aber auch Ulreich ist natürlich bewusst, „was beim FC Bayern immer los ist. Deswegen versuche ich, meine Leistung auf den Platz zu bringen und im Training mein Bestes zu geben. Was dann kommt, das kann ich eh nicht groß beeinflussen.“
Die geforderte Rückendeckung erhält Ulreich zumindest von Bayern-Legende Sepp Maier: „Mancher Klub wäre froh, einen wie ihn zu haben. Ich muss mal eine Lanze für Ulreich brechen. Er ist ein super Torwart, man sollte ihn nicht so klein machen. Das gefällt mir gar nicht. Ich halte von ihm sehr viel. Er hat toll gehalten, als Neuer schonmal länger verletzt war. Er ist ein richtig guter Keeper. Tuchel soll Ulreich spielen lassen.“
Kommt jetzt Bono zum FC Bayern?
Reschke wiederum würde es als fahrlässig empfinden, sollten die Bayern keinen neuen Torhüter holen: „Einen Torwart würde ich auf jeden Fall verpflichten. Das hat weniger mit Misstrauen vor dem Namen Sven Ulreich zu tun, sondern was passiert, wenn Ulreich sich verletzt? Nur auf einen einzigen Torwart aktuell zu setzen, das halte ich für viel zu riskant.“
Dreesen ist derweil „überzeugt, dass wir bis zum 1. September eine Lösung finden werden. Wir haben Sven Ulreich, der immer da ist, wenn es schwierig ist. Das hat er in der Vergangenheit bewiesen. Das Spiel gestern haben wir sicher nicht verloren, weil Sven Ulreich nicht gut gehalten hat. Ganz im Gegenteil!“
Bei Manuel Neuer sei man „zuversichtlich, dass er im Laufe dieses zweiten Halbjahrs wiederkommen wird, aber der Zeitpunkt ist noch unklar. Deswegen brauchen wir einen zweiten Torwart. Es gibt noch andere Möglichkeiten, wir werden eine gute Lösung präsentieren.“
Sollte Rulli wirklich langfristig ausfallen, würde aus dem zuletzt genannten Kandidatenkreis nur noch Yassine Bounou, genannt „Bono“, übrigbleiben. Der marokkanische Nationaltorhüter, am Freitag zum Ligaauftakt bei der 1:2-Heimpleite des FC Sevilla gegen den FC Valencia in der Startelf, soll sich einen Wechsel zu den Bayern vorstellen können.
In Sevilla steht Bono noch bis 2025 unter Vertrag. Billig wäre der Schlussmann daher nicht, das gewünschte Leih-Modell mit Kaufoption ist für seinen aktuellen Arbeitgeber wohl keine Option.