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Lionel Messi verstrickt sich in ein brisantes System

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Lionel Messi verstrickt sich in ein brisantes System

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Messi verstrickt sich in Brisantes

Nicht erst mit seinem anbahnenden Wechsel nach Saudi-Arabien hat sich Lionel Messi von dem autoritären Golfstaat vereinnahmen lassen - und wird nun endgültig Teil eines politischen Masterplans mit trüber Note.
Die Gerüchte um Lionel Messi und einen möglichen Wechsel nach Saudi-Arabien spitzen sich zu. Wirft der Superstar damit seine Karriere weg?
mhoffmann
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Nicht erst mit seinem anbahnenden Wechsel nach Saudi-Arabien hat sich Lionel Messi von dem autoritären Golfstaat vereinnahmen lassen - und wird nun endgültig Teil eines politischen Masterplans mit trüber Note.

Von bis zu 400 Millionen Euro Gehalt im Jahr ist die Rede. 1,1 Millionen pro Tag. Pro Tag.

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Sehr oft hatten Fußball-Fans in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten den Eindruck: Absurder können die Gehaltszahlen für Stars nicht mehr werden. Nur um immer wieder widerlegt zu werden - diesmal besonders machtvoll. Lionel Messis Wechsel aus seinem ohnehin schon überdimensional vergüteten Vertrag bei Paris Saint-Germain nach Saudi-Arabien soll feststehen. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet dies unter Berufung auf eine eingeweihte Quelle.

Ziel ist angeblich der saudische Rekordmeister Al-Hilal in der Hauptstadt Riad, Konkurrent von Al-Nassr mit Messis ewigem Rivalen Cristiano Ronaldo - dessen 160-Millionen-Euro-Jahresgehalt da im Vergleich schon wieder günstig wirkt.

Lionel Messi und Ehefrau Antonella Roccuzzo beim The-Best-Award 2023
Lionel Messi und Ehefrau Antonella Roccuzzo beim The-Best-Award 2023

Wie kommen die Vereine zu so viel Geld? Welchen Gegenwert versprechen sich die Strippenzieher hinter den Deals? Und welche Folgen hat es, dass die größten Stars des Fußball-Jahrhunderts in die sportliche Bedeutungslosigkeit transferieren und sich von dem autoritären Staat vereinnahmen lassen?

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SPORT1 leuchtet die Hintergründe des Bebens aus.

Saudi-Arabien verfolgt die „Vision 2030″

Kaum einem Sportfan kann entgehen, wie aggressiv die Golfmonarchie seit mehreren Jahren auf die internationale Sportbühne drängt: Milliarden-Investitionen in die Formel 1, den Fußball, die neue Golf-Tour LIV, große Box-Events, den Wrestling-Marktführer WWE - der saudische Staatsfonds PIF verschaffte sich Präsenz und Einfluss in vielen Sparten.

Die Entwicklung hat ihre Wurzeln im Jahr 2016, als Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS) erste Details seiner „Vision 2030″ bekanntgab, einer weit über den Sport hinausreichenden Investitions- und Image-Offensive.

Das Projekt ist in hohem Maße inspiriert von den Sport-Aktivitäten des Nachbarstaats Katar (zu denen auch PSG gehört) und hat zwei zentrale Ziele: die Modernisierung der saudischen Wirtschaft und Gesellschaft hin zu mehr Unabhängigkeit vom Ölgeschäft - und die Sicherung des Herrschaftsanspruchs der Königsfamilie.

Bin Salman wolle sich „dem Westen öffnen und noch stärker als Reformer darstellen“, umschrieb der Islamwissenschaftler Jakob Krais im vergangenen Jahr im Deutschlandfunk die saudische Vision. Gleichzeitig gehe es aber eben auch darum, sich mit der neuen Weltgeltung „immun gegen Veränderungsdruck“ zu machen - und nach innen weiter „konservativ und autoritär“ regieren zu können.

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Der grausame Mord an dem Regimekritiker Jamal Khashoggi im Jahr 2018 verdeutlichte den Charakter des Systems - und machte es aus Sicht bin Salmans umso dringlicher, ein anderes Bild zu zeichnen und transportieren. „Sportswashing“ ist das Trendwort, um die Idee auf den Punkt zu bringen: Reinwaschung politischer Verhältnisse durch den Glamour großer Sportstars und -ereignisse.

Lionel Messi bereits seit 2022 an Bord

Messi hilft dabei nicht erst mit seinem sich anbahnenden Wechsel: Schon im Mai 2022 ließ sich der siebenmalige Weltfußballer aus Argentinien als „Botschafter für den Tourismus“ von Saudi-Arabien engagieren.

Das Saudi-Regime gewann damit schon damals einen prominenten Werbeträger und mächtigen Einflussnehmer - ähnlich wie Katar lange vor der WM 2022 Pep Guardiola und Zinédine Zidane als Turnier-Botschafter gewann.

Der Ronaldo-Deal am Ende des Jahres war für Saudi-Arabien der nächste Schritt, die Ausweitung der Connection zu Messi soll nun folgen - auch Messis Barca-Weggefährten Sergio Busquets und Jordi Alba sollen auf dem Sprung zu Al-Hilal sein. Dass Messis unabgesprochener Trip nach Saudi-Arabien nun das Beziehungsende von Messi zu PSG und deren Gönnern aus Katar eingeleitet hat (einem Land, zu dem Saudi-Arabien ein politisch angespanntes Verhältnis hat), ist eine zusätzliche Pointe der Geschichte.

Wie zu erahnen ist vor dem Hintergrund der Dimension der Mega-Deals, stehen auch die Klubs Al-Nassr und Al-Hilal unter staatlichem Einfluss: Die Vereine schlossen im Februar 2022 eine auf 20 Jahre angelegte „strategische Partnerschaft“ mit dem Projekt Qiddiya - einem gigantischen Sport-, Kultur- und Vergnügungskomplex, das bei Riad entstehen wird.

Ein neues, 40.000 Zuschauer fassendes Stadion für beide Klubs wird Teil davon sein, ebenso wie ein Golfkurs und die neue Formel-1-Strecke. Geldgeber des Projekts: der Staatsfonds PIF.

WM 2030 als vorläufiges Endziel

Nicht nur Ronaldo und Messi hat Saudi-Arabien als Puzzleteile des großen Masterplans gewonnen, auch die Mehrheitsübernahme von Premier-League-Klub Newcastle United und die Austragung des spanischen und italienischen Pokalfinals sind Teil des Masterplans.

Und auch auf sportpolitischer Ebene vergrößerte das Land sein Gewicht innerhalb des Weltverbands FIFA zuletzt massiv - mit einem Sponsoring-Deal für die Frauen-WM 2023, der Wahl von Yasser Al-Misehal zum ersten saudischen Mitglied des FIFA-Rats und der Kür zum Ausrichter der Klub-WM in diesem Jahr.

Es ist kein Geheimnis, dass das Wunschziel der „Vision 2030″ die Austragung der Fußball-WM im selben Jahr ist - auch wenn dies eigentlich den Gepflogenheiten der FIFA widerspricht, die nach der WM 2022 eigentlich einen 12-Jahres-Turnus bis zur nächsten WM auf demselben Kontinent vorsieht. Nichtsdestotrotz engagierte das Land 2021 die US-Unternehmensberatung Boston Consulting Group, um eine potenzielle Bewerbung auszuloten.

FIFA-Präsident Gianni Infantino fällt im Umgang mit der saudischen Lobby - wenig überraschend - nicht als Bedenkenträger auf: Der Schweizer war schon mehrfach bei bin Salman zu Gast, pries dessen Land als spannendes Reiseziel mit „vorzüglichem“ Essen: „Die Welt sollte sich das anschauen.“