Von der schnellen Truppe schien Timothy Tillman vor allem zu Beginn seines Lebens zu sein.
Happy End für ein Ex-Bayern-Talent?
„Er war noch kein Jahr alt, da konnte er schon laufen. Und das richtig schnell. Bald war dann auch ein Ball dabei“, hatte seine Mutter Anja vor vielen Jahren einmal in einem Interview mit der Sport Bild erklärt.
Tillmans weiterer fußballerischer Weg kam dann zunächst ebenso spielend einfach wie rasant daher - nun aber steht der mittlerweile 24-Jährige vor einer Weggabelung hinsichtlich seiner Zukunft als Berufssportler, womöglich vor dem entscheidenden Karriereschritt.
Der Traum vom nächsten Schritt zu mehr oder Abtauchen ins sportliche Niemandsland lautet dabei die Frage.
Nun hat sich das Eigengewächs der SpVgg Greuther Fürth in die US-Profiliga MLS verabschiedet, unterschrieb einen Vertrag beim Meister FC Los Angeles.
Ex-Bayern-Juwel will noch durchstarten - in der MLS
„Jetzt diese Auslandserfahrung zu machen, reizt mich sehr“, schrieb Tillman dazu auf Instagram. Was wohl viele so bestätigen würden, die selbst einmal einen solchen Schritt über den Tellerrand hinaus gewagt haben. (NEWS: Alles zum Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)
Für den offensiven Mittelfeldmann mag aber noch deutlich mehr dahinterstecken. Denn der Turbo-Tillman von einst befindet sich schon seit Längerem in deutlich gemäßigterem Fahrwasser.
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Nicht nur, dass er bei den Kleeblättern in der 2. Bundesliga unter Chefcoach Alexander Zorniger zuletzt keine größere sportliche Rolle mehr gespielt hatte. Auch sonst prägte in den vergangenen Jahren vor allem Stagnation das Wirken des früheren U19-Nationalspielers, einst sogar als „Wunderkind“ und „Spielmacher der Zukunft“ (SportBild) geadelt.
Timothy Tillman einst bei Ancelotti auf dem Radar
Zur Erinnerung: Im Sommer 2015 war Tillman als 16-Jähriger den Talentscouts des FC Bayern 500.000 Euro wert, fiel sogar dem früheren Chefcoach Carlo Ancelotti auf.
Doch der wirkliche Sprung zu den Profis war Tillman nie vergönnt - allein 31 Regionalliga-Spiele stehen in seiner Bayern-Vita.
Es folgten 2018 eine wenig entwicklungsförderliche Leihe zum 1. FC Nürnberg, ehe Tillman im Januar 2020 nach Fürth zurückkehrte, dort in 85 Spielen das weiß-grüne Trikot trug.
Der Rechtsfuß, der auch 35 Bundesliga-Partien absolvierte, schaut dem Vernehmen nach zwar keineswegs im Groll zurück.
„Ich bin dem Verein und den Menschen hier super dankbar für die Zeit“, hieß es in einer Mitteilung des Zweitligisten. „Das Kleeblatt hat mir mit der Ausbildung im NLZ (Nachwuchsleistungszentrum, Anm. d. Red.) den Weg für meine Profi-Karriere geebnet und als ich 2020 wieder zurückgekommen bin, habe ich mich sofort wieder wohl gefühlt und konnte hier zum Bundesligaspieler reifen.“
Karriereschub von Bruder Malik als Mutmacher
Dennoch: Der späte Deal nun mit Los Angeles, weil das Transferfenster in den USA noch geöffnet ist, dürfte womöglich Tillmans letzte Chance auf den ganz großen Durchbruch sein.
Mut macht vor allem der Blick auf seinen jüngeren Bruder Malik, für den die Messlatte bei den Bayern ebenfalls zu hoch gelegen hatte.
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Doch seit dem Fortgang an der Säbener Straße im vergangenen Sommer, um Spielpraxis auf hohem Niveau zu sammeln, läuft es für Tillmans Bruder: Bei den Glasgow Rangers ist der 20 Jahre alte Stürmer unumstrittener Stammspieler, führte die Schotten sogar in die Champions League und ließ gegen den großen FC Liverpool mit einem Traumtor aufhorchen - zuletzt allerdings auch mit einem umstrittenen Tor, indem er den Fairplay-Gedanken konterkarierte.
Der ehemalige U21-Nationalspieler Deutschlands gab dem DFB inzwischen sogar einen Korb, um für den US-Verband auflaufen zu können.
Dank an Fürth und Förderer Azzouzi
Wiederholt sich Geschichte nun also auch beim nächsten einstigen Bayern-Juwel der Familie Tillman, nachdem an Timothy mit 17 sogar mal Real Madrid dran war, wie damals die Marca schrieb?
Es wäre ein Happy End für den Sohn eines US-Amerikaners, ein Angehöriger des US-Militärs, der die alleinerziehende Mutter der Tillman-Brüder früh verlassen hatte.
Der Dank galt nun vor allem Rachid Azzouzi, weil der Fürther Geschäftsführer Sport „mir die Chance zum Profifußball in einer frühen Phase meiner Karriere gegeben hat“.
Im 9.300 Kilometer entfernten Kalifornien ist man jedenfalls schon fest von einer Cinderella-Story überzeugt, postete der Klub in L.A. zur Verpflichtung bereits ein Highlight-Video aus Tillmans Zeit in Fürth und bei den Bayern. (NEWS: Alle News und Gerüchte vom Transfermarkt)
Los Angeles voller Vorfreude auf Tillman
Der 1,83 Meter und 73 Kilogramm schwere Neuzugang sei ein „dynamischer, vielfältig einsetzbarer Mittelspieler“, der über eine „unglaubliche Erfahrung in einer der Topligen der Welt“ zurückgreifen könne.
„Wir glauben fest daran“, wird Klub-Manager John Thorrington auf der Vereinsseite zitiert, „dass er uns sofort weiterhelfen wird, um noch mehr Trophäen zu gewinnen.“
Deren sind zwar rar gesät, wenn man ehrlich ist, wären für Frühstarter Tillman aber die späte wie langersehnte Erfüllung.