Christian Pulisic, Ousmane Dembélé, Gio Reyna, Jude Bellingham, Erling Haaland - die Liste an Top-Talenten, die der BVB in der Vergangenheit geholt hat, ist enorm lang. Und sie ließe sich beliebig fortführen.
Haaland: Wieso Watzke nicht All-in geht
Beim Entdecken von jungen, entwicklungsfähigen Spielern hat Borussia Dortmund ein goldenes Näschen. „Wir haben da fast ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nun im OMR Podcast. (Der OMR-Podcast mit Hans-Joachim Watzke: Hier in voller Länge hören)
In Konkurrenz zu Vereinen wie Manchester City oder Paris St. Germain, bei denen sich „mittlerweile Staaten“ eingekauft hätten, habe der BVB einst ein Gegenmodell entwickeln müssen. Deshalb habe der Klub voll auf Top-Talente gesetzt.
Vor rund drei Jahren strukturierte BVB-Manager Michael Zorc die Scouting-Abteilung um und führte die Sparte „Top-Talente“ ein. Ein Kniff mit Folgen.
Watzke: Darum bekommt der BVB so viele Talente
„Die Leute merken, dass Hochbegabte bei uns am schnellsten den Durchbruch schaffen“, meint Watzke. „Das ist für die Spieler, die Eltern der Spieler und die Berater ein durchschlagendes Argument.“
Watzke grenzt allerdings ein: „Dass wir die Spieler alleine entdecken, ist schon lange vorbei. Aber wir kriegen sie. Wir haben keine Hemmungen, 17-Jährige spielen zu lassen.“ Als zusätzliches Transferargument helfe dem BVB auch, „die große Ausstrahlungskraft“ der Bundesliga.
Beste Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit sind Bellingham und Haaland, an denen unter anderem finanzstärkere Klubs wie Manchester United dran waren. „Unser Angebot war nicht das beste“, sagt Watzke. „Das Angebot von Manchester United war besser. Berater Mino Raiola hat aber erkannt, dass Erling bei uns besser aufgehoben ist.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
BVB will bei Erling Haaland nicht All-in gehen
Dass BVB-Modell zieht aber auch ein Problem mit sich: Im Vergleich zu Branchenprimus FC Bayern können die Schwarzgelben ihre Spieler kaum halten. Super-Stürmer Haaland wird den Klub aufgrund einer Vereinbarung wohl im Sommer 2022 verlassen.
Das Gehalt des 21 Jahre alten Norwegers, das dem Vernehmen nach bei rund 8 Millionen Euro liegt, als Köder exorbitant erhöhen, dass will Watzke jedoch nicht. „Du brauchst auch eine Hygiene in der Kabine“, begründet der 62-Jährige. „Das heißt: Zu glauben, dass du für Haaland All-in gehst und alle anderen Spieler so bleiben, wie sie sind, dann liegt man über die charakterlichen Beschaffenheiten der Spieler daneben.“
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„Der Erneuerungsprozess ist bei uns permanent“, weiß auch Watzke. „Irgendwann werden beste Spieler weggekauft und du fängst wieder von vorne an. Dauerhaft eine europäische Spitzenmannschaft zu entwickeln ist schwer, wenn du es nicht schaffst, über drei, vier Jahre deine Spieler zu halten. Auf diesem Niveau sind wir noch nicht.“
„Ich werde bis zur letzten Patrone um 50+1 kämpfen“
Ein Problem, über das Watzke nach eigener Aussage viel nachdenkt. „Aber mit Saudi Arabien oder Abu Dhabi werden wir nicht mithalten können. Wir brauchen irgendwann in Deutschlands eine nationale Kraftanstrengung aller deutschen Unternehmen, um da dagegenzuhalten“, fordert der Borussen-Boss, der im Frühjahr aller Voraussicht nach Aufsichtsratschef bei der DFL wird. „Wenn wir das nicht haben, wird es auch für Bayern München eng.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Watzke weiter: „Wir haben die größte Volkswirtschaft Europas. Die 40 größten Unternehmen müssten sich mal zusammenschließen und sagen: Wir halten der Premier League mal dagegen. Jeder sponsert, aber keiner kennt die Gefahr, dass wir vielleicht irgendwann zweitklassig sein könnten. Fußball steckt in der deutschen DNA.“
Dabei bleibt Watzke weiterhin ein Verfechter der 50+1-Regel, die eine Übernahme von Investoren verhindert. „Eine Übernahmeschlacht über Borussia Dortmund wird es nicht geben. Ich werde bis zur letzten Patrone um 50+1 kämpfen. Es geht nicht um Gelüste von irgendwelchen Investoren. Es geht um die Menschen, die den Fußball lieben. Was passiert, wenn wir das zulassen? Deutschland würde von Investoren überschwemmt. Die Liga würde den Gesamtpreis zahlen, so wie in England. Die Ticketpreise würden sich verdreifachen, wie in England. Es kann nicht sein, dass der Durchschnittsverdiener nicht mehr ins Stadion gehen kann. Ich möchte, dass der Fußball in Deutschland bezahlbar bleibt und allen Bevölkerungsschichten offensteht.“ Fußball sei nämlich einer der ganz wenigen Klebestoffe, die unsere Gesellschaft noch hat.“