Die Selbstinszenierung von Antoine Griezmann bei seiner Verkündung, Atletico Madrid treu zu bleiben, hat im Netz für kübelweise Spott gesorgt.
Spott für Griezmann nach irrer Show
"Drama-Queen" und "Hampelmann" waren bei Twitter noch die harmloseren Kommentare für die aberwitzige Show, die der französische Nationalspieler seinen Followern bot.
Am elegantesten piekste mal wieder England-Legende Gary Lineker in Griezmanns groß aufgeblasenes Zirkuszelt: "Griezmann verkündet, dass es nichts zu verkünden gibt", fasste er zusammen.
Der vom FC Barcelona heiß umworbene Topstar hatte seine Transfer-Entscheidung am Donnerstagabend in einer bizarren, 30-minütigen Sondersendung über seine Zukunft bekannt gegeben.
"Barca in einer tiefen Krise"
"Ich habe entschieden zu bleiben", teilte er auf dem Höhepunkt der gigantischen Selbstinszenierung namens #LaDecision ("Die Entscheidung") mit: "Meine Fans, mein Team, mein Zuhause."
Während Verantwortliche und Fans von Atletico jubeln, stürzt Griezmanns Entscheidung den FC Barcelona offenbar in eine "tiefe Krise", wie die Sportzeitung Marca berichtet.
Dies liege weniger daran, dass Griezmann das Angebot der Katalanen abgelehnt habe, sondern wie er es getan habe. Barcelona sei verspottet worden, schreibt das Blatt.
Erschwerend kommt hinzu, dass Barca-Urgestein Gerard Pique bei Twitter geholfen hatte, die Show zu bewerben. "Peinlich" nannte die Tageszeitung Sport die Aktion aller Beteiligten.
Man muss wissen: Pique arbeitet als Experte für Movistar - hinter dem der spanische Mobilfunk-Riese Telefonica steht.
Griezmann, der am Samstag mit Frankreich gegen Australien bei der WM 2018 in Russland ins Geschehen eingreift, hatte verkündet, seinen bis 2022 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen.
"Die Entscheidung": Griezmann wie LeBron
In einem Twitter-Video, veröffentlicht vom spanischen Sender Movistar+, hatte Griezmann die Spezial-Übertragung auf deren Kanal Cero angekündigt.
"Ihr werdet genug von all den Kommentaren haben, ob ich gehe oder bleibe, wie viel ich bekomme, wie viel ich nicht bekomme. Die Wahrheit ist das, was ich jetzt sagen werde", teilt der 27 Jahre alte Nationalspieler Frankreichs mit.
Die Aktion erinnert an das schon legendäre - und oft kritisierte - Bohei um die "Decision" des NBA-Superstars LeBron James, als er einst seinen Wechsel zu den Miami Heat verkündete. Griezmann ist ein Fan von "King James".
Tatsächlich wurde das Griezmann-Special genauso aufgezogen und genauso benannt - und sorgte ebenso für jede Menge Echo im Netz. Von zahlreichen Fans wurde ihm vorgeworfen, was erwartbar ist, wenn jemand eine 30-minütige Sondersendung über sich produzieren lässt: Selbstverliebtheit, Geltungssucht, völlige Abgehobenheit.
Perfekt durchinszeniert
Im Stil einer - offensichtlich vorab produzierten - Reality-Doku wurde Griezmanns Entscheidungsprozess beleuchtet. So war zu sehen, wie Griezmanns Ehefrau Erika auf ihn einredete und zum Bleiben bei Atletico riet. "Wenn du hier etwas gewinnst, schreibst du Geschichte, tust du es bei Barca, bist du nur einer mehr", sagte sie. An der Stelle war schon zu ahnen, worauf die Show hinauslaufen würde.
Immer wieder wurde Griezmann gezeigt, wie er hin- und herüberlegt, nachdenklich guckt.
Die pathetische Schluss-Szene der Sendung: Die Kamera umfährt Griezmann, wie er nachts in einem Hoodie vor einem Stadion steht - der sich dann als Atleticos Wanda Metropolitano entpuppt. Dazu läuft ein Song von Rap-Superstar Drake: "God's Plan", Gottes Plan.
Eine bemerkenswert durchchoreographierte Inszenierung. Größenwahnsinnig aus Sicht der einen, cool-genial sicher aber auch aus Sicht anderer.
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