Es war die Nacht zum 7. Mai 1988, kurz vor 3 Uhr, als Conny Freundorfer einen verhängnisvollen Fehler beging.
Das tragische Schicksal eines Idols
Freundorfer, der beste Tischtennisspieler Deutschlands der 50er und 60er Jahre, fuhr mit seinem Fahrrad in seiner Heimatstadt München über eine Rote Ampel – und wurde dabei von einem Auto erfasst.
Der damals 51-Jährige, der heute 88 Jahre alt geworden wäre, starb noch an der Unfallstelle trotz umfangreicher Wiederbelebungsmaßnahmen. Mit Freundorfer verlor das deutsche Tischtennis einen seinen erfolgreichsten und zugleich schillerndsten Vertreter.
Tod eines Springinsfeld
Oder wie es Hans Wilhelm Gäb als Tischtennis-Verbandspräsident einst ausdrückte: „Conny war immer ein liebenswerter Springinsfeld. Er hat für unsere Sportart Geschichte geschrieben.“
Im Alter von zehn Jahren begann Freundorfer in seiner Geburtsstadt Freising mit dem Tischtennis. Als 13-Jähriger wechselte er zum MTV München und wurde deutscher Mannschaftsmeister, mit 15 Jahren bestritt er sein erstes Länderspiel gegen die Schweiz.
Jüngster Meister der Herren
Bereits ein Jahr später gewann „Conny“, wie er von allen nur genannt wurde, als jüngster Spieler überhaupt den Deutschen Meistertitel der Herren. Es folgten neun Weitere – und zwar hintereinander von 1953 bis 1962! Zum Titel 1959 wäre es beinahe nicht gekommen, Freundorfer war an Gelbsucht erkrankt. Doch geschwächt kämpfte er sich ehrgeizig zur Meisterschaft – und im Nachhinein zum Rekord. Neun Meistertitel am Stück sind bis heute unerreicht.
Neun Jahre führte der Linkshänder die deutsche Rangliste als Nummer Eins an. 1959 stand er auf Platz 13 der Weltrangliste, im Jahr drauf wurde er Dritter im Einzel bei den Europameisterschaften.
Probleme mit der Disziplin
Dabei galt Freundorfer als schwieriger Zeitgenosse. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit brachten ihm bei seinen Vereinen in Bedrängnis. Beim MTV München wurde er 1954 gefeuert, nachdem er zu einem Punktspiel nicht erschienen war.
Freundorfer wurde für zwei Monate gesperrt und ging zum Stadtrivalen TSV Milbertshofen, bis sich seine Mannschaft 1967 auflöste. Nach einer weiteren Zwischenstation kehrte er zum MTV zurück. Als er 1976 nicht bei der Mannschaftsaufstellung berücksichtigt wurde, ging Freundorfer erneut.
Fachgeschäft und Fasching
Neben der Karriere baute er sich ein zweites Standbein auf. Am Stiglmaierplatz eröffnete er 1968 mit „Sport Conny“ sein eigenes Tischtennis-Center und Sportartikelgeschäft.
Abseits des Tisches frönte Freundorfer dem Fasching – sei es als Ritter oder als General verkleidet. 1979 sorgte er beim Sportlerfasching in der Münchner Olympiahalle gemeinsam mit der Ski-Ikone Christa Kinshofer für Stimmung und verköstigte die Besucher mit Schnaps. Auch an der Seite des ehemaligen Eishockey-Nationalspielers Peter Caninenberg, von Ex-Tennis-Ass Sylvia Hanika oder Ski-Legende Christian Neureuther zeigte sich Freundorfer in bester Lebemannmanier bei Partys, Bällen und Messen.
Nachfolger lobt Vorgänger
Den bleibendsten Eindruck hat Freundorfer aber am Tisch hinterlassen. „Schnelle Beine, außergewöhnliches Ballgefühl und der sichere Instinkt, im richtigen Moment das Richtige zu tun“, so beschrieb ihn Eberhard Schöler, der Freundorfer 1962 als Deutscher Tischtennismeister ablöste und ebenfalls neun Mal den Titel holte.