Timo Boll? Eine Legende. Dimitri Ovtcharov? Hat bei Olympia in Rio alle mit Silber verzückt. Im deutschen Herren-Tischtennis haben diese beiden Ausnahmeathleten lange Jahre alles überstrahlt.
Eine Überraschung, die beflügelt
Doch bei der EM in Linz hat sich nun ein anderer Deutscher ins Rampenlicht gespielt: Benedikt Duda - der sich überraschend bis ins Finale spielte und am Ende Silber holte.
Benedikt Duda mit großem Coup
Duda ist in der Szene alles andere als ein No-Name. Der 30-Jährige wurde 2021 und 2024 Deutscher Meister, im Doppel holte der Linkshänder sogar siebenmal den Meistertitel.
Das Talent ist ihm dabei in die Wiege gelegt worden. Vater Heinz und Mutter Martina spielten nicht nur beide in der Regionalliga, die ganze Familie Duda ist beim TTC Schwalbe Bergneustadt eine Institution. Vater Duda fungiert als Sportwart, sein Sohn Benedikt spielt seit 2014 mit dem TTC in der Bundesliga, sein anderer Sohn Frederik trainiert das Team, das 50 Kilometer östlich von Köln beheimatet ist.
Schon in der Jugend zeigte sich das Können Benedikts ab. Mit 13 wurde er in der Mannschaft Deutscher Jugend-Meister, 2012 wurde er zudem Deutscher Vize-Meister der Jugend im Einzel. Im Jahr darauf konnte er sich dann sogar direkt für die EM der Erwachsenen qualifizieren.
Nach Linz hat Duda „ein anderes Selbstvertrauen“
Elf Jahre später wäre Duda in Oberösterreich fast der Triumph gelungen. Nur der Franzose Alexis Lebrun stoppte den Siegeszug. Beim 0:4 hatte der gebürtige Gummersbacher keine Chance. Alexis übte im Finale durch den Sieg auch für seinen Bruder Felix Revanche. Diesen hatte Duda nicht nur im Viertelfinale bezwungen, sondern den 18-Jährigen sogar so entnervt, dass der Olympia-Dritte von Paris sich einen üblen Ausraster leistete.
Bei Duda hat der Erfolg von Linz etwas ausgelöst: „Ich habe ein anderes Selbstbewusstsein jetzt. Das Turnier hat mich da echt gestärkt. Und ich denke, dass mir nun viele Aufgaben leichter fallen werden.“
Vier Medaillen haben die DTTB-Athleten von der EM mitgebracht, zum ersten Mal seit 2005 allerdings keine goldene. Aber immerhin: Mit vier Medaillen war das DTTB-Team quantitativ die erfolgreichste Nation - und konnte sich bei den Männern auch über vielversprechende Auftritte des jungen Andre Bertelsmeier freuen.
Auch Talent Bertelsmeier setzt Ausrufezeichen
Der 18 Jahre junge Zweitligaspieler des 1. FC Köln kämpfte sich im Einzel, Doppel und Mixed durch die Qualifikation ins Hauptfeld, in allen Konkurrenzen kam der Abiturient bis ins Achtelfinale und hatte sein Highlight im Duell mit dem Olympia-Dritten Lebrun, welches er mit 1:4-Sätzen verlor.
Dabei ist Bertelsmeier in Sachen Tischtennis eher ein Spätzünder. Erst mit neun Jahren begann er zu spielen, mit 14 stand er für dem TTC GW Bad Hamm in der zweiten Bundesliga am Tisch und machte wenig später einen weiteren Schritt: Er ging ins Tischtennis-Internat nach Düsseldorf. Dort war er damals der jüngste Bewohner.
Bei der EM gelang Bertelsmeier im Achtelfinale gegen den hochfavorisierten Lebrun zudem einer der Schläge des Turniers. Im dritten Satz bei Satzball für den Deutschen war dieser auf dem Weg in die falsche Ecke, doch mit einem Schlag hinter dem Rücken überraschte Bertelsmeier seinen Kontrahenten, der die folgende Rückhand ins Netz setzte und so für den deutschen Ehrensatz sorgte.
„Das ist ein Ball, den treffe ich so schnell nicht wieder“, gab der trotz der Niederlage gut gelaunte Bertelsmeier später am ARD-Mikro zu. In Runde eins hatte Bertelsmeier sein Kämpferherz gezeigt. Nachdem er im sechsten Satz vier Matchbälle vergeben hatte, drehte er im Entscheidungssatz einen 4:7-Rückstand in einen 11:7-Sieg.
„Es ist unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen werde. Ich bin überglücklich“, fasste Bertelsmeier seine Premiere bei dem EM zusammen. Der Rekordeuropameister im Einzel mit acht Titeln ist übrigens das Vorbild von Bertelsmeier. Sein Name: Timo Boll.