Der deutsche Tischtennis-Star Timo Boll und sein Klub Borussia Düsseldorf sind vom Europa-Verband ETTU als Champions-League-Sieger wieder abgesetzt worden.
Boll verliert CL-Titel doch wieder
Die ETTU begründete die Entscheidung in einer Mitteilung mit dem erfolgreichen Einspruch der beiden russischen Halbfinalisten beim ETTU-Sportgericht gegen ihren Ausschluss wegen des Angriffskrieges ihres Landes gegen die Ukraine.
Dem Urteil zufolge sollen Vereinsmannschaften nicht wie Vertreter ihrer Länder behandelt werden.
Wird die Champions League abgebrochen?
ETTU-Vizepräsidentin Heike Ahlert (Schleswig) sagte dem SID, dass die ETTU-Exekutive „so schnell und zeitnah wie möglich“ über ihren Umgang mit dem Beschluss entscheiden wolle.
Im Raum stehen der Abbruch des Wettbewerbs, der das Sportgerichts-Urteil mindestens vorerst ins Leere laufen lassen würde, oder eine Grundsatzklage beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) auf eine endgültige Zurückweisung der Proteste von Fakel Orenburg und UMMC Jekaterinburg.
Die vom Sportgericht verfügte Ansetzung des Halbfinals beider Teams und eines anschließenden Endspiels gegen Düsseldorf hingegen ist laut Ahlert „keine Option“.
Russland-Klubs ausgeschlossen
Ein Endspiel war nicht möglich, nachdem die ETTU-Spitze Orenburg und Jekaterinburg ausgeschlossen hatte. Düsseldorf und Saarbrücken wollten allerdings schon zuvor nicht gegen russische Teams in den Finalspielen antreten.
Boll-Klub „sehr verwundert“
Bei Bolls Verein war der Sportgerichtsbeschluss so nicht erwartet worden.
„Wir sind sehr verwundert, auch weil die Gesamtsituation sich ja nur noch weiter verschlimmert hat“, sagte Düsseldorfs Manager Andreas Preuß auf SID-Anfrage: „Wir waren im März schon ein sehr trauriger Champions-League-Sieger, aber jetzt wissen wir überhaupt nicht, ob wir uns nicht mehr oder noch nicht wieder als Gewinner fühlen sollen.“
Eine Befolgung des ETTU-Sportgerichtsurteils kommt für Preuß nicht in Betracht: „Dafür und womöglich ja auch schon wieder für Spiele in der neuen Saison gegen russische Mannschaften fehlt mir die Fantasie. In der jetzigen Situation kann man ja wohl kaum sagen, dass über den Sport eine Verständigung stattfinden soll.“